Bezugspunkt Atlantis
anstandslos anerkannt worden.
Meine Sorgen, den Verbleib meiner Mannschaft erklären zu müssen, hatten sich als unbegründet erwiesen – wenigstens an Bord eines Schiffes, dessen Crew aus harten, mitleidlosen Nordländern bestand.
Die Männer hatten uns so lange argwöhnisch gemustert, bis sie unsere sorgsam verpackten Güter gesehen hatten. Sie wurden von wasserdichten Leinentüchern und fettgegerbten Häuten verhüllt, waren vielfach umschnürt und teilweise ungewöhnlich schwer.
Von da an hatten die Nordländer nur noch gegrinst und sich gegenseitig angeblinzelt.
Hannibals und meine Gedankenspionage hatte uns die Details enthüllt. Man hielt uns für wagemutige Halunken, die es verstanden, selbst im Falle eines Schiffbruchs erst einmal ihre Kostbarkeiten in Sicherheit zu bringen. Daß man in solchen Fällen Leben und Gesundheit der Besatzung für nebensächlich hielt, hatte mich erschüttert. In dieser Epoche herrschten jedoch andere Sitten.
Ich galt auch durchaus nicht als Schmuggler oder Bandit, sondern als bewundernswerter Mann, der es wagte, die Gerätschaften der Götter nicht nur anzufassen, sondern sie sogar zum Verkauf anzubieten.
»Ganz klar«, daß ein Mann wie ich überflüssig gewordene Mitwisser und Gewinnbeteiligte umkommen ließ, wenn sich dazu eine reelle Chance bot. Ein Orkan mit nachfolgendem Schiff bruch war eine Chance!
Das war mir neu, aber wir hatten uns ebenso damit abzufinden, wie mit vielen anderen Dingen, die in unserer Zeit mit schweren Strafen belegt worden wären. In der Atlantischen Epoche herrschte auch in Whurola das Faustrecht. Wer nicht selbst auf sich und sein Eigentum aufpaßte, war früher oder später verloren. Ängstliche oder unvorsichtige Leute wurden mit sicherem Instinkt durchschaut und entsprechend behandelt.
Ich wunderte mich daher nicht, daß Bytral achtzig schwerbewaffnete Männer an Bord hatte. Das bestenfalls dreihundert Tonnen tragende Schiff hätte hinsichtlich der einfachen Takelage auch mit der Hälfte bedient werden können.
Wir glitten unter Vor- und Großmarssegel in die weite Bucht hinein, die es in unserer Realzeit nicht mehr gab. Eine große Halbinsel ragte vom heutigen Kap Tarifa aus sichelförmig in die See hinein, engte die Straße von Gibraltar bis zu einer Breite von zwölf Kilometer ein und verlief dann mit ihrer abgekrümmten Spitze wieder auf das spanische Festland zu.
Dadurch entstand eine große, vor Wind und Strömung schützende Bucht, die sich als idealer Naturhafen anbot.
Wir hatten allerdings die Erfahrung gemacht, daß aus Richtung Atlantik ankommende Seefahrer gehörig aufpassen mußten, um nicht von der reißenden Strömung nahe der Einengungsstelle erfaßt zu werden. Geschah das, war selbst ein Segler wie die BYTRAL-NIT rettungslos verloren, denn nur wenige Kilometer östlich stürzten die Gewässer in einer Breite von zirka zwanzig Kilometer ins tief erliegende Mittelmeer ab.
Dort herrschte dem Hörensagen nach nur eine unbedeutende, primitive Schiffahrt. Dort hatten wir also nichts zu suchen! Unser Ziel kristallisierte sich immer deutlicher heraus. Es hieß Atlantis beziehungsweise Lurcarion.
Allison kam näher. Er trug einen grauen Kittel mit weiten Ärmeln, großem Halsausschnitt und knielangem Rock. Die nackten Beine, bis zur Höhe der Knie mit breiten Lederriemen umwickelt, endeten in mokassinähnlichen Schuhen.
Unsere Einsatzkostüme waren durch »den Schiffbruch« so nachhaltig verunstaltet worden, daß wir es hatten wagen können, neue Kleidungsstücke zu verlangen.
Sie waren selbstverständlich in der Ausrüstungskammer
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