Bezugspunkt Atlantis
daran, daß es Allison bei dieser Tintenschwärze nicht sehen konnte.
»Noch nicht«, fügte ich daher laut hinzu. »Kenji soll sich unserer Fahrt anpassen und mit seinem Nachtsichtgerät vorsichtig sein. Wir bleiben auf dieser Position. Die Strömung treibt uns ohnehin in den Golf hinein. Der Nordländer wird sich von dem Seegang kaum beeindrucken lassen. Die sind andere Verhältnisse gewohnt. Wenn er keinen ernsthaften Schaden erlitten hat, wird er bis Sonnenaufgang in Sicht kommen.«
Allison gab die Nachricht weiter. Dann überlagerte der donnernde Diesel wieder jedes andere Geräusch.
Das Gewicht des wassergekühlten V-6 war groß genug, um die Barkasse trotz der vorlastigen Trimmung mit dem Bug aus dem Wasser ragen zu lassen. Wir hatten aber die 230 PS gebraucht, oder die schnelle Fahrt wäre auf der starken Strömung und der Ladung nicht möglich gewesen.
Ich drosselte die Drehzahl noch mehr und schaute erneut mißtrauisch zur Aufhängung hinunter.
Ihre Stabilität ließ zu wünschen übrig, aber dafür konnte das Gestänge mitsamt Motor und Schraubenwelle blitzschnell außenbords geworfen werden.
Es durften auch keine verräterischen Spuren zurückbleiben; es durften überhaupt viel zuviele Dinge nicht auffallen!
Allison beschäftigte sich in regelmäßigen Abständen mit seiner Navigation. Weit nördlich sahen wir hier und da einen Lichtschein aufblitzen.
Das war einer der whurolanischen Leuchttürme auf den höchsten Erhebungen des Festlands. Dort brannten Nacht für Nacht große Feuer, deren Licht durch Hohlspiegel seewärts abgestrahlt wurde.
»Wie sieht es aus, Kleiner?« rief ich Hannibal auf telepathischer Ebene an. »Soll ich dich ablösen?«
»Nein, es ist nicht anstrengend. An Land bewegen sich viele Menschen. Dort muß es entlang der Küste eine Handelsstraße mit zahlreichen Herbergen geben. Überall ist Betrieb. Aber auf der See rührt sich nichts.«
»Der Kauffahrer müßte schon in der Nähe sein.«
»Möglich. Ich werde seine Crew rechtzeitig genug orten. Wenn er jetzt noch dicht unter Land steht, werden die Impulse durch die Leute in den Herbergen überlappt.«
Die Aussichten waren nicht rosig. Wir dümpelten mit langsam laufenden Motoren durch die See, versuchten, die Position zu halten und die Abdrift durch Wind und Strömung zu berechnen. Manchmal gaben wir etwas Gas, fuhren zu einem von Allison bezeichneten Punkt hinaus und stoppten erneut.
So wurde es fünf Uhr. Eine Viertelstunde danach bewies es sich, daß wir im Sommerhalbjahr dieser Epoche angekommen waren. Weit im Osten rötete sich der Himmel, und dann stachen Lichtspeere durch den Dunst.
Nochmals Minuten später war es taghell.
Ich schaute zu Nishimuras Boot hinüber. Es war bestens in Ordnung. Der Mast mit der niedergeholten Rah war ebenso einsatzbereit wie unserer.
Die vordere Hälfte des Bootes war mit wetterfesten Persenningen abgedeckt – wie bei uns.
Das mußte dem kundigen Auge eines Seemanns beweisen, daß wir nach unserem angeblichen Schiffbruch noch sehr viel Aufwand getrieben hatten. Schiffbrüchige in höchster Not beladen ihre Rettungsboote weder mit Teilen der Ladung, noch haben sie Zeit, die Güter vor Spritzwasser zu schützen. Dafür waren aber nur fünf Mann an Bord! Wir mußten uns wirklich etwas einfallen lassen.
Relings zögernde Anfrage, ob ich nicht doch mehr als vier Personen mitnehmen wollte, hatte ich abgelehnt.
Männer, die in dieser Epoche Eingeborene vortäuschen wollten, mußten zumindest eine der gängigen Sprachen beherrschen. Allison, Nishimura und Kenonewe hatten wir noch im Stützpunkt Er Rif hypnogeschult. Sie beherrschten infolgedessen zusätzlich zu
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