Bezugspunkt Atlantis
wimmelte es von Tieren und verwegen aussehenden Männern, die in der Herberge und den Ställen keinen Platz mehr gefunden hatten, oder nicht bereit waren, dafür zu zahlen. Es hatte Streit gegeben. Zwei Mann waren bei der Auseinandersetzung getötet worden, aber niemand schien sich darüber Gedanken zu machen.
»Siehst du ihn?« erkundigte sich Hannibal. »Wenn nicht, dann wirst du ihn nahe des großen Gewölbes finden.«
Ich spähte angestrengt zu den gemauerten Torbogen hinüber. Sie führten in die Gewölbe hinein, die sich tief in den gewachsenen Fels der ufernahen Meeresregion erstreckten. Sie reichten bis weit unter die Erdoberfläche hinab und dienten als kühler, relativ trockener Aufbewahrungsort für verderbliche Waren.
Die Herberge war uns von Bytral empfohlen worden. Sie galt als wichtiger Handelsplatz außerhalb der stadteigenen Märkte und gehörte dem Whurolaner Racalte, dessen Ruf noch übler war als der Leumund aller anderen Halsabschneider in dieser riesigen Urweltstadt.
Die lodernden Flammen der Pechpfanne störten mich. Für Normalsichtige spendeten sie dürftiges Licht, meine Extrasinne empfanden sie wie einen großen Scheinwerfer.
»Er will sich in den Gewölben verstecken«, meldete Hannibal monoton. Er hatte sich, seiner Überwachungsaufgabe gemäß, voll auf die Psi-Impulse des Fremden konzentriert.
»Nein, doch nicht. Vorsicht – er will eindeutig zu uns. Er weiß, daß wir bei den Gewölben Quartier bezogen haben und dort unsere Waren bewachen.«
Ich unterdrückte eine Verwünschung. Die Schwierigkeiten begannen schneller als angenommen.
Dort drüben hausten Allison, Nishimura und Kenonewe. Ich hatte als angeblicher Nordlandfürst höhere Ansprüche stellen müssen. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich ebenfalls im Warenlager hätte übernachten können.
Als ich gerade aus dem Fenster springen wollte, erreichte uns Kinys Anruf. Wir hatten ständig mit ihr in Kontakt gestanden. Die telepathische Verbindung war so einwandfrei, als hätte sie sich nebenan aufgehalten.
»Thor, hören Sie mich?«
Mir blieb keine andere Wahl, als mich auf ihre Impulse einzustellen. Den Sprung aus dem Fenster mußte ich aufschieben. Weder Hannibal noch ich waren schon so weit fortgeschritten, um zusätzlich zur Konzentrationsphase andere Dinge gleichzeitig ausüben zu können.
Ich bestätigte den Anruf.
»Fein, Sir. Vorsicht, ich habe wichtige Nachrichten. Unsere Funküberwachung ist auf den Großsender von Whurola eingepeilt. Der dortige marsianische Kommandant erhält soeben Sonderbefehle. Sie betreffen den denebischen Stützpunkt von Nitrabyl und eine Organisation, die in Whurola ansässig sein muß. Dort ist vor etwa einer halben Stunde eine Transmitterstation ausgehoben worden. In aller Stille! Die Spionageabwehr hat schnell und lautlos zugeschlagen. Es kann sein, daß Sie zufällig in den Strudel hineingeraten. Deshalb mein Anruf. Admiral Folrogh ist beunruhigt. Er meint, Ihre Gerätschaften wären von der marsianischen Hafenüberwachung längst energetisch geortet und wahrscheinlich auch typmäßig ausgewertet worden. Hat man Sie bis jetzt in Ruhe gelassen?«
»Beinahe, aber im Hof ist ein schwerverwundeter Unbekann ter, der intensiv an uns denkt.«
»Das könnte der Mann sein, der aus der Transmitterstation entkam. Er hält Sie natürlich für Verbindungsleute des Atlanters Merklohr. Wenn er in seiner Not unvorsichtig wird … Moment, ich erhalte eine Anweisung.«
»Von wem?«
»General Reling ist wieder hier. Ja, Sie erhalten den Befehl, den Fremden augenblicklich zu –
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