Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
mehr nicht.«
»Doch, haben sie«, widersprach Senna, »und wenn ihr das fordert, zahlen sie auch. Ihr müsst nur mehr für euch selbst verlangen als für diesen Krug Ale. Das ist nicht beleidigend gemeint, Madame.« Senna hatte ihre Entschuldigung an die ältere Frau gerichtet, die auf einer Kiste genau unterhalb des Tresens saß, wie Finian plötzlich bemerkte.
Mit ihrer knochigen Hand wischte die ältere Frau Sennas Worte fort.
»Und eure Angewohnheit, das Geld erst nach dem erbrachten Dienst zu verlangen ...« Senna schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich armselig. Ihr müsst es im Voraus nehmen. In eurem Geschäft ... ich verstehe nicht viel davon«, fügte sie rasch hinzu, »... aber ich habe einen Bruder und einen Vater, und die kenne ich sehr gut. Ihr dürft einfach nicht erwarten, dass die Männer den Wert eurer ... Dienstleistung ... noch hoch einschätzen ... wenn sie erst mal eine Stichprobe gemacht haben.«
Finian lächelte.
»Oh, gut, aber dann wollen sie überhaupt keine Stichprobe mehr machen«, protestierte eine der Frauen. Eine Irin. Die Gruppe ist gemischt, stellte er fest, sächsisch und irisch und auch ein paar schottische Blumen.
»Jede Wette, dass sie noch wollen«, konterte Senna, »das hier ist doch das einzige ... Etablissement ... in der Stadt, stimmt’s?« Zustimmendes Nicken. »Dann kommen sie auch zurück. Und je schwieriger ihr es macht, an euch heranzukommen, desto mehr wollen sie.«
»Und ich möchte jeden Tag etwas essen«, murmelte eine stärker geschminkte Frau. Die spinnwebartigen Falten in ihren Augenwinkeln bewiesen, dass sie älter war als die meisten anderen. »Je weniger ich habe, desto mehr will ich. Und wenn sie nicht mehr reinkommen, habe ich gar nichts mehr.«
Jetzt ergriff die Besitzerin das Wort. Ihre Stimme klang rauchig, leise und samtig und nur ein ganz klein wenig heiser. »Sie kommen immer hierher zurück.«
Finian beobachtete, wie Senna lächelte, während sie nichts als Zahlen im Kopf hatte. Und sie lächelte strahlend, was sogar in dieser dämmrigen Spelunke zu erkennen war.
»Natürlich kommen sie wieder«, stimmte sie zu.
Die Besitzerin streckte den Arm aus und führte einen Becher an die Lippen. Wein. Finian wusste Bescheid, ohne hineingeschaut zu haben, er sah es an der Art, wie sie den Becher hob, wie sie schluckte. Alles an ihrem Verhalten wies darauf hin, dass sie einen ausgezeichneten Wein trank.
Senna lehnte sich an den Tresen. Das unerwartete geschäftliche Gespräch hielt sie vollkommen gefangen. Finian stützte die Füße gegen die Bank vor ihm, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte den Kopf an die Wand.
Senna sah die Frauen an, eine nach der anderen. »Eure Kunden wissen genau, welche Dienste sie von euch kaufen wollen. Und dafür zahlen sie auch. Wenn ihr dafür sorgt.«
Die Mädchen wurden still, dachten nach.
»Aus unserer gegenwärtigen Kundschaft ist nicht viel mehr herauszuholen«, bemerkte Esdeline ebenfalls nachdenklich mit ihrer rauchigen Stimme.
»Ihr habt recht«, gestand Senna ein. »Unter Umständen müsst Ihr mit Eurem Gewerbe in eine andere Stadt ziehen. Wo es Lords gibt. Kaufleute. Glücksritter. Oder solche, die ihr Glück vielleicht schon gefunden haben.« Die Besitzerin lächelte auf ihre geheimnisvolle Art, sagte aber nichts. »Aber in der Zwischenzeit solltet Ihr höhere Ziele ins Auge fassen.«
Irritiertes Schweigen.
»Es sind doch Soldaten in der Stadt?«, fuhr Senna beharrlich fort. »Nun, kümmert euch um ihre Anführer. Vielleicht auch um den Vogt aus der Grafschaft? Und um den Bischof ...«
Die Mädchen stöhnten auf. Finian öffnete die Augen. Drei Mädchen hatten die Hand aufs Herz geschlagen. Senna zog die Brauen hoch, hatte aber offenkundig beschlossen, diesem Thema doch lieber aus dem Weg zu gehen. Das Lächeln der Besitzerin wurde breiter. Finian hielt die Augen halb geschlossen.
»Nun, vielleicht nicht um den Bischof. Aber was ist mit dem Verwalter? Oder schätze ich das falsch ein? Drücke ich mich verständlich aus?«
»Ihr schätzt es richtig ein.« Die samtige Stimme der Besitzerin schwebte durch die Luft. »Ich glaube, ich hatte es beinahe schon vergessen.«
Finian trank den letzten Schluck aus seinem Becher.
»Ihr müsst Eure Mädchen besser bezahlen«, fuhr Senna fort.
Esdeline warf ihr einen scharfen Blick zu. »Die Mädchen gehören mir nicht. Keine dieser Seelen lastet auf meinem Gewissen. Sie arbeiten auf eigene Rechnung.«
»Ja, in der Tat. So sollte es sein. Ihr seid
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