Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
Während er nicht bei ihr gewesen war, hatte er die Zeit gefunden, sich zu rasieren, sodass jetzt nur feine Bartstoppeln sein Kinn verdunkelten. Er musterte sie durchdringend.
»Die Männer haben gesagt, dass sie mich schnappen würden«, erklärte sie mit ruhiger Stimme, »um mir klarzumachen, was sie über Weiber denken, die einen Krieg vom Zaun brechen. Ich weiß, was sie vorhaben. Diese Lektion hat mir mein Ehemann bereits erteilt.« Sie streckte ihm das Kinn ein wenig mehr entgegen. »Wie ähnlich sie sich sind, die irischen und die englischen Männer. Beinahe hätte ich angefangen, anders darüber zu denken.«
Senna konnte nicht beurteilen, ob der Stich gesessen hatte, denn er packte sie bei den Schultern. »Wer hat versucht, dir so wehzutun?«, fragte er mit kaltem, fein geschliffenen Zorn.
Sie erschrak über die bedrohliche Veränderung seiner Stimme, schüttelte dann aber so heftig den Kopf, dass ihr das Haar über die Schultern schleuderte. »Ich habe keine Ahnung. Und es ist mir auch egal. Diese Männer spielen keine Rolle«, sagte sie, aber nicht: Nur du spielst eine Rolle. Denn das war ja ohnehin klar. »Ich werde nicht hierbleiben und darauf warten, dass es geschieht.«
Hatte er vielleicht einen Verdacht, worauf genau sie nicht warten wollte? Dass sie niemals wieder darauf warten wollte, zurückgewiesen zu werden – und dass doch jeder Sonnenaufgang an seiner Seite die niemals endende Zurückweisung immer wieder aufs Neue unter Beweis stellte?
Nein. Niemals wieder. Nicht durch ihre Mutter, nicht durch ihren Vater, und ganz bestimmt nicht durch Finian. Das, was sie mit ihm verband, war das einzig wahrhaft Wertvolle in ihrem Leben. Wenn sie ihm erlaubte, sie zu verlassen, wäre es verbrannt. Und nichts Gutes konnte aus der Asche entstehen. Nein, lieber wollte sie sterben.
Aber sie hatte nicht die Absicht, das zu tun.
Senna wollte sich ein Unternehmen aufbauen. Und wenn sie nach England zurück schwimmen musste. Mit Wolle kannte sie sich aus, und sie wusste auch, wie man sich durchschlug, um zu überleben. Mehr konnte niemand verlangen.
Aber Finian hatte natürlich die Schlussfolgerungen aus ihren Worten gezogen, er hatte sie begriffen, wie sie an dem Schmerz erkennen konnte, der sich in seinen Augen spiegelte. Er nahm die Hände von ihren Schultern und legte sie an ihre Wangen.
»Sag mir, was los ist, Finian. Oder ich reise ab.«
Er hielt inne. »Das lasse ich nicht zu.«
Senna lächelte bitter. »Du würdest dich mir doch nicht in den Weg stellen, oder?«
»Ich würde eine Wache auf dich ansetzen.«
»Ich würde das Messer nach ihr werfen.«
Verärgert stieß er den Atem aus den Lungen und ließ die Hände sinken. »Senna, es ist, wie ich dir gesagt habe. Die ganze Sache ist nichts als ein stinkender Sumpf. Du solltest keinen Fuß hineinsetzen.«
Sie beugte sich zu ihm. »Das habe ich bereits getan«, erwiderte sie heftig, »und zwar an dem Tag, an dem ich geboren wurde. Du solltest dir nicht einbilden, dass du mich retten kannst. Es ist umgekehrt. Ich kann dir helfen. Die Wahrheit ist, dass ich die Einzige sein könnte. Also sag mir, was los ist. Rardove will die Farben, und die Iren wollen sie auch haben? Sind sie so wichtig? Dann sei es so. Ich stelle sie her.«
Senna hatte die Worte rasch ausgestoßen, hatte sich in eine Entscheidung gestürzt, wie man sich von einer Klippe stürzt; man hat es seit einer Meile kommen sehen, aber am Ende macht man einfach diesen einen Schritt über den Rand.
Und dieses Mal fanden seine Hände den Weg bis zu ihrem Gesicht. Er umrahmte ihre Wangen und zog sie hoch, bis sie auf Zehenspitzen stand. »Das würdest du tun?«
»Ja. Das würde ich. Ich will es zumindest versuchen.«
»Warum?«
Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln. »Das weißt du nicht?«
Ihre Gesichter waren nur wenige Zoll voneinander entfernt. Seine Augen hatten sich mit Zorn gefüllt. »Ach, kleine Lady, warum verlangt es dich nur so sehr nach mir?«, knurrte er leise und bedeckte ihren Mund abrupt mit einem heißen, hungrigen und wütenden Kuss. Genauso abrupt ließ er von ihr ab und ließ sie wieder auf die Füße sinken.
»Senna, ich hab dir doch gesagt, dass wir Männer alle Idioten sind«, raunte er dicht an ihrem Ohr.
»Ich hatte nicht geglaubt, dass du dich selbst auch gemeint hast«, wisperte sie mit gebrochener Stimme.
»Oh, ich bin der schlimmste von allen, den man sich nur denken kann. Ich stürze sie ins Verderben. Ich sehe gut aus.«
Als er die Finger von ihren
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