Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
sein Pflegevater die Grenze zwischen Enttäuschung und Bedauern.
»Der Grund, weshalb ich sie nicht zurückschicken kann«, gestand Finian und hörte seine eigene Stimme wie aus weiter Ferne, »ist der, dass sie eine Färbehexe ist.«
Der König brachte lange Zeit kein einziges Wort über die Lippen. So lange, wie es brauchte, bis ein Schmerz so qualvoll wie ein stählerner Draht sich um sein Herz gelegt hatte. Oh Herr im Himmel, wenn das bedingungslose Treue war, dann handelte es sich dabei um eine sehr schmerzliche Angelegenheit.
Der König strich sich ein paar Mal mit der Hand über den Bart, dann über das Knie. »Ich dachte mir doch, dass sie mich an jemanden erinnert.«
Finian warf ihm einen scharfen Blick zu. »Mylord?«
»Es war wohl recht klug, dass du es mir nicht früher eingestanden hast«, grübelte The O’Fáil.
Finian verspürte leichte Ungeduld. Genug der Rätsel. »Und warum sollte es klug gewesen sein?«
»Weil Männer oft nicht mehr klar denken können, wenn eine Färbehexe im Spiel ist.«
Finian nickte knapp. Nein, nicht aus Klugheit hatte er die Zunge gehütet und auf einen Augenblick gewartet, in dem er mit seinem König allein sprechen konnte. Tatsächlich hatten ganz andere Gründe ihn dazu bewogen. Solche, die er selbst kaum begriff. Falls er ein verletzliches Wesen geschützt hatte, ein Geschöpf, das schwächer war als er, konnte er begreifen, warum sein König schwieg, denn es war eine Tat, die sich nahe am Verrat bewegte und mit Sicherheit Untreue bedeutete. Aber es war nicht das, was er empfand; ganz und gar nicht. Schutz geben wollen, ja, das stimmte. Aber Schutz einer ganz anderen Art. So, wie er es noch nie zuvor gewollt hatte.
Es gefiel ihm nicht. Es machte ihn ... schwach. Genau wie sein König gesagt hatte.
The O’Fáil musterte ihn mit geschürzten Lippen. Dann fuhr er mit der Hand über den glatten Tisch. »Ist dir bekannt, dass Rardove vor Jahrzehnten auch eine Färbehexe hatte? Ich habe sie gesehen.«
Finian wurde kalt. »Nein, das wusste ich nicht.«
»Aye, so war es.« Der König hielt inne und ließ die Handfläche auf dem Tisch kreisen. »Und diese Färbehexe sah dem Mädchen verdammt ähnlich, das du mir mitgebracht hast.«
Die Kälte kroch Finian bis ins Mark. Er hatte Senna nicht dem König mitgebracht; und doch gehörte sie jetzt ihm.
Aber es gab noch eine andere Neuigkeit, die seine Aufmerksamkeit beanspruchte ... Sennas Mutter war eine Färbehexe gewesen – in Rardoves Diensten? Wie schlimm sollte es eigentlich noch kommen?
»Sie ist gestorben«, fuhr der König fort, »bei einem Fluchtversuch. Vor neunzehn Jahren.«
Finian nickte schweigend, während er die Ellbogen auf die Knie stützte und sich nach vorn beugte. Er starrte auf die Binsen auf dem Fußboden. Er konnte die Leute unten in der Halle hören, das laute Gesumm ihrer Gespräche, das die Treppe hinaufdrang. Jemand sagte etwas über Rardove, und dann ertönte ein Aufschrei vieler Stimmen. »Das englische Weib«, hörte er jemanden rufen.
»Bring sie zu mir«, befahl der König leise.
Zu dieser späten Stunde brannte nur noch ein kleines Feuer in einem Trog mitten in der Halle. Aber Sennas Augen hatten sich inzwischen an das Dämmerlicht gewohnt. Lange Zeit hatte sie gewartet. Hatte die Männer durch die Halle in ein bewachtes Ratszimmer gehen sehen. Und wieder herauskommen. Sie hatte gewartet, bis jemand gekommen war, ihnen ihre Schlafstellen auf dem Boden zu richten.
Jetzt lag ein Haufen schlafender Männer in der Halle, schnarchend und furzend, auf den Bänken und dem binsenbestreuten Boden. Ein paar Männer hockten auf einer Bank am anderen Ende der Halle neben dem Feuer und unterhielten sich leise; aber abgesehen davon schien die Burg zu schlafen. Senna konnte nicht die ganze Nacht in der Ecke stehen bleiben und war kurz davor, sich ihre Niederlage einzugestehen und sich zurückzuziehen, als die undeutlichen Männerstimmen am Feuer ein wenig lauter wurden, gerade so viel, dass sie zu verstehen waren.
Der Schein der ersterbenden Flammen reichte gerade so weit, dass die um das Feuer Sitzenden Licht hatten, der Rest der Halle lag in Finsternis.
Senna drückte die Wange an die Mauer und lauschte reglos.
»Es ist nur die gesamte englische Armee, die er uns auf den Hals hetzt. Mehr nicht.«
»Ja, du hast recht. Aber ich bin heilfroh, dass ich bald wieder das Schwert schwingen darf. Egal warum.«
»Und diese Sache mit Rardove schleppt sich schon seit langer Zeit hin. O’Melaghlin
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