Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
meiner Burg nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis und aus gutem Grund gestattet.«
»Ich habe guten Grund. Ich bin durch feindliches Land geritten, um Euch in gutem Glauben gegenüberzutreten.«
»Wo ist meine Schwester?« Wie ein Messer schleuderte William die Frage quer durch den Raum. Alane stählte sich innerlich. Im Moment sah es nicht so aus, als würde die Sache gutgehen.
»Sie ist bei Rardove. Oder wird in Kürze auf dessen Burg eintreffen.«
»Rardove?«, wiederholte Will de Valery ungläubig, »Herr im Himmel, O’Melaghlin, wenn sie tatsächlich wieder bei Rardove ist, dann lasse ich Euch auspeitschen, bevor Ihr den äußeren Burghof durchquert habt.«
»Das mag so sein. Gleichwohl ist sie auf dem Weg zurück zum Baron.«
De Valery stieß ein Lachen aus. »Tatsächlich?«
Die beiden Männer starrten einander an. Ein Augenblick verstrich. Zwei. Harsche, männliche Atemzüge hallten von den Steinmauern wider. Bis der Engländer mit den Fingern schnipste.
»Sperrt sie in den Keller.«
Verdammt , dachte Alane.
»Und sendet eine Botschaft an Rardove, um zu prüfen, ob der Ire in seinem Wahnsinn vielleicht doch die Wahrheit sagt. Ich will wissen, ob meine Schwester heil zurückgekehrt ist. Und wenn das so ist«, fügte er mit grimmigem Lächeln hinzu, »dann werden die beiden hier bei Sonnenaufgang am Galgen baumeln.«
Finian schüttelte den Kopf. »Das ist zu spät. Rardove wird Eure Schwester am Abend zurückbekommen. Und so wahr ich hier stehe, bei Sonnenaufgang wird sie tot sein.«
De Valery trat einen Schritt vor, ließ aber einige Meter binsenbedeckten Boden und eine Mauer der Ungläubigkeit zwischen sich und seinen Besuchern. »Was zum Teufel redet Ihr da, O’Melaghlin?«
Alane machte sich gerade. Seine Hand, die an die Hüfte fuhr, blieb leer, weil das Schwert betrüblicherweise fehlte.
»Vielleicht solltet Ihr mir berichten, was hier eigentlich vor sich geht«, schnappte de Valery.
»Vielleicht solltet Ihr zuerst Eure Wachhunde zurückpfeifen.« Finian musterte die Männer, die sich mit gezückten Schwertern ein paar Zoll von ihm entfernt aufgebaut hatten. »Dann erzähle ich Euch alles.«
De Valery hielt inne, machte dann eine Handbewegung. Zögernd traten die Männer etwa dreißig Fuß zurück, um sich an der Wand aufzureihen.
»Setzt Euch.«
Finian ließ sich auf die Bank am rau geschliffenen Tisch sinken und warf Alane einen beiläufigen, aber bedeutungsvollen Blick zu. Die Botschaft war klar: Es wäre besser, wenn sie sich nicht an ein- und demselben Fleck aufhielten, falls die Hölle losbrechen sollte.
Alane neigte den Kopf kaum merklich und richtete den Blick fest auf den Anführer von Williams Wachmannschaft. Der Mann war in Dunkelrot und Grau gekleidet und hatte die Größe eines kleinen Bergs. Eine seiner Augenhöhlen war zugewachsen;, ob es an einer königlichen Bestrafung lag oder an einer schlecht ausgeheilten Wunde vermochte Alane nicht zu sagen. Und es interessierte ihn auch nicht. Der Mann stand Finian am nächsten, und er hatte den Dolch gezückt.
Alane trat ein paar Schritte zurück, bis er selbst auch hinten an der Wand stand. Schweigend und wachsam, mit verschränkten Armen, die Füße breit auseinandergestellt.
Dunkelheit war das, was an dieser Halle am meisten auffiel. Talgkerzen steckten schief in einer Anzahl Halter an der Wand und warfen ein trübes Licht. Auch auf dem Eichentisch befand sich eine Kerze. Es war ein enger, kalter Raum, der seit langer Zeit nicht mehr bewohnt worden war.
De Valery hatte Alanes Rückzug an die Wand schweigend zur Kenntnis genommen und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Finian. Er zog sich an das entfernte Ende des Tisches zurück, ließ sich auf die Bank nieder und verschränkte die Arme mit übertriebener Lässigkeit. »Ihr habt eine Geschichte zu erzählen?«
Finian betrachtete de Valery, als führte er einen Angriff im Schilde, bevor er zu sprechen begann. Dann aber platzte er umstandslos heraus. »Sie war nicht begeistert über die Art, wie er versucht hat, sie zur Heirat zu zwingen ...«
De Valery erhob sich halb. » Was?«
»Und ich muss gestehen, ich habe ihre Gründe verstanden. Also hat sie die Burg verlassen. Und mich auf dem Weg befreit. Ich steckte im Gefängnis.«
»Warum?«, fragte de Valery scharf.
»Das ist eine unglaublich lange Geschichte«, wehrte Finian müde ab, »die bis in längst vergangene Tage zurückreicht. Heute fehlt mir die Zeit, sie Euch zu erzählen. Außer dass ich Euch sage,
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