Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
weiß.«
»Und?«
Finian knetete die Unterlippe mit Daumen und Zeigefinger, bevor er antwortete. »Zwischen ihm und mir ist noch eine Rechnung offen. Schon seit Jahren.«
»Dass die Pest mich heimsuchen möge«, schnappte William, »es ist, als hätte ich in ein Wespennest gestochen. Überall schwirren irgendwelche Geheimnisse herum. Ist es nicht möglich, mal jemandem zu begegnen, der keine alten Rechnungen offen hat?«
»Aye.« Finian warf ihm einen Blick zu. »Euch höchstpersönlich.«
»Ah.« Er lehnte sich zurück und fuhr mit der Hand über das Heft seines Schwertes. »Nun gut.«
»Aye.«
»Erzählt mir, was habt Ihr getan, dass dieser Kerl ... wie war doch gleich sein Name ... Balffe ... derart die Beherrschung verloren hat?«
»Er hat mit seiner Schwester geschlafen«, mischte Alane sich ein.
De Valery erstarrte. »Das kommt bei Euch wohl öfter vor?«
Alane zog eine Braue hoch und hatte ein müdes Lächeln auf den Lippen. Finian schüttelte den Kopf und schaute weg. Offenbar fand er es nicht lustig.
»Balffes Schwester war ein verwahrlostes Kind, traurig und dürr. Weniger Farbe im Gesicht als Weizenmehl. Vor Jahren, als Rardove und mein König noch vorgaben, verbündet zu sein, hat The O’Fáil ein Fest gegeben. Rardove und seine Leute kamen auch. Ebenso Balffe. Und er brachte seine Schwester mit.«
»Und Ihr seid mit ihr ins Bett gegangen?«, schloss de Valery ungläubig. »Beim Heiligen Sankt Petrus, O’Melaghlin, Ihr könnt doch nicht ...«
»Ich habe nicht mit ihr geschlafen. Ich habe mit ihr gesprochen. Sie war mit einem Mann verlobt, der noch brutaler war als Balffe. Und ich erwähnte ihr gegenüber, dass es nicht nötig sei, sich bei jeder Mahlzeit ins Gesicht schlagen zu lassen, um dem gerecht zu werden, was irgendein dumpfer Kerl unter Ergebenheit versteht. Und dass es auch Männer gibt, die ihre Frauen nicht auspeitschen, sozusagen als Vorspiel für die Abendunterhaltung.«
De Valery dachte über das Gehörte nach. »Und was ist dann passiert?«
»Sie hat es vorgezogen, nicht mit Rardoves Truppen zurückzukehren.«
Ein Lächeln spielte um Liams Mund. »Und?«
Finian zuckte die Schultern, aber Alane antwortete an seiner Statt. »Sie hat einen Ehemann gefunden, der sie nicht schlägt. Hat ihm fünf Kinder geboren, die alle überlebt haben. Und jedes Jahr zur Weihnachtszeit schenkt sie Finian einen handgefärbten Umhang. Und lächelt unter Tränen dazu.«
De Valery schwieg eine Weile. »Nun, ich begreife nicht, warum Balffe darüber zornig werden konnte.«
Finian musterte ihn aufmerksam. »Weil wir Iren sind. Weil seine Schwester ihren Vater enttäuscht hat. Weil ihr Vater eine Stunde nach der Hochzeit gestorben ist. Zweifellos vor Entsetzen.«
»Zweifellos«, murmelte William, als sie das äußere Tor passierten. »Er hat also Balffe die Schwester gestohlen und seinen Vater getötet.«
»So ungefähr.«
Die Männer schwiegen einen Moment, bevor William ziemlich unnötig bemerkte: »Bis zu Rardoves Festung können wir sie kaum einholen. Sie haben einen erschreckend großen Vorsprung.«
Finian zog die Zügel an. »Ich kenne eine Abkürzung.«
Knarrend und quietschend schloss sich das Tor hinter ihnen. Schweigend galoppierten sie über das Land, während die Sturmwolken über ihren Köpfen darauf warteten, endlich die Schleusen zu öffnen.
Kapitel 55
S enna presste die Lider fest zusammen. Aber selbst das konnte die Welt nicht dunkel genug machen, um auszublenden, was mit ihr geschah.
Am späten Nachmittag des nächsten Tages hatten sie Rardoves Festung fast erreicht. Den ganzen Vormittag und einen Gutteil des Nachmittags waren sie geritten, die meiste Zeit in leichtem Galopp. Und mit jeder Meile hatte sich die Anspannung fester um Sennas Kehle geschlungen.
Sie erklommen die Kuppe eines welligen Hügels, von der aus der Blick meilenweit über grüne Hügel, Täler und Ebenen ging. Kleine blaue Wasserläufe glitzerten in der Ferne. Und überall auf dem flachen Land und an den Hängen der Hügel schien es, als wären vielfarbige Decken aufgehängt. Soldaten. Die Heere, die zusammengetrommelt wurden, die Iren zu vernichten.
In der Ferne lag die verhasste Burg. Sie verschwamm Senna vor den Augen. Verblasste rote Wimpel flatterten von den Festungsmauern und knatterten laut in der scharfen Brise.
Beinahe konnte Senna das Tor sehen, durch das Finian und sie entkommen waren, den Wassergraben, in den er sie gestoßen hatte, um ihre Sicherheit zu garantieren. Vielleicht traf die
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