Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
Rardove ist im Begriff, Eure Schwester zurückzubekommen, und es gibt keinen schlimmeren Ort auf der ganzen Welt, an dem sie sich aufhalten könnte.«
Als ein Luftzug das Feuer plötzlich anfachte, fiel ein Holzscheit auseinander. Zischend schossen die roten Flammen aus der Feuerstelle hoch, sodass der Scheit dumpf zur Seite rollte. Die ganze Zeit hielt de Valery den Blick auf Finian gerichtet.
»Das ergibt alles keinen Sinn«, murmelte er und erhob sich.
Finian zuckte die Schultern. »Es ist nichts als die reine Wahrheit.«
Als de Valery auf und ab marschierte, sah es so aus, als würden die Flammen das Funkeln aus seiner Rüstung aufnehmen und als rostig-weißliche Lichtblitze durch das Zimmer schleudern. »Nun, Rardove behauptet aber etwas anderes, was uns wieder an den Anfang zurückführt.«
»Wenn Ihr Euch auf Rardoves Worte verlasst, werdet Ihr in einen tiefen Abgrund stürzen.«
De Valery verlangsamte den Schritt und blickte über die Schulter. »Falls Ihr mir noch etwas zu sagen habt, O’Melaghlin, dann solltet Ihr es tun. Geradeheraus. Jetzt.«
»Eure Mutter war eine Färbehexe?« De Valery erschrak. »Leugnet es nicht. Das und nichts anderes wird Eure Schwester am Leben erhalten, solange sie sich in Rardoves Händen befindet.«
Der junge de Valery stieß einen Fluch aus und setzte sich Finian gegenüber. »Legenden«, sagte er.
Finians Blick wurde hart. »Für solche Dinge bleibt uns jetzt keine Zeit. Seit zehn Minuten sind wir hier, und das sind genau neun zu viel. Es ist keine Legende. Und das ist Eurer Familie bekannt.«
»Was wisst Ihr über meine Familie?«, herrschte de Valery ihn an.
»Oh, ich könnte Geschichten über Eure Familie zum Besten geben, da würde Euch der Schädel explodieren. Aber in diesem Moment brauche ich Eure Hilfe. Es wird Krieg geben.«
»Das ist mir wohl bewusst«, erwiderte de Valery trocken.
»Und Ihr müsst wählen, auf welcher Seite Ihr stehen wollt.«
De Valery stieß die Bank zurück, auf der er saß. »Christus im Himmel«, die Worte flossen ihm leise, aber ungehemmt aus dem Mund, »Senna hat uns immer nur Ärger eingebracht, und wenn ich sie jemals wieder in die Finger bekomme ...« Unvermittelt wandte sich de Valery an Finian. »Wisst Ihr, wer mein Herr ist?«
Finian nickte. »Longshanks.«
Der englische Ritter lächelte bissig. »Damit habe ich nicht gerechnet. Nur die wenigsten Leute wissen Bescheid.«
»Es ist mir immer wichtig, die Männer zu kennen, die mit dem Land meiner Familie gesegnet sind. Und ich weiß sicher mehr über Euch als Eure Schwester«, fügte er hinzu.
De Valery lehnte sich zurück und musterte Finian nachdenklich. »Wisst Ihr, was ich für ›Longshanks‹ tue?«
»Ihr tötet, Mann. Und räumt die Leute, die Edward als störend empfindet, auch noch auf andere Art aus dem Weg.«
De Valery lächelte blass. »Wisst Ihr auch, dass er anfängt darüber nachzudenken, ob er Euch als störend empfinden soll?«
Finian stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch, rückte näher an die flackernde Kerze in der Mitte. »Ihr könnt ihm ausrichten, dass das Empfinden auf Gegenseitigkeit beruht. Ich bin auch der Meinung, dass er ein Hurensohn ist.«
De Valery warf den Kopf zurück und lachte auf. Nur ein einziges Mal, das war alles, und noch bevor der Widerhall des Gelächters von den Wänden verklungen war, blickte er Finian an.
»Es wäre nicht vernünftig, wenn ich mich Euch anschlösse, O’Melaghlin. Meine Lehnstreue gilt Edward.«
»Aye. Es wäre Verrat. Hört zu, Engländer. Ich muss eilen, und Ihr haltet mich auf. Schaut in Euer Herz, befragt es, was die Wahrheit ist. Entweder Ihr schließt Euch uns an oder Ihr tötet uns. Aber Ihr müsst Euch schnell entscheiden, denn ich werde jetzt gehen.«
Das Klirren der Schwerter drang laut durch die Halle. Finian erhob sich. Die Bank schwankte, stürzte um und stieß einem Soldaten ans Schienbein.
Jeder Mann in der Halle stürmte nach vorn und löste sein Schwert. Scharfer Stahl zischte über hartes Leder und schnitt durch die Luft, als die Klingen über die metallene Schließen an den Scheiden fuhren. Alane stieß sich von der Wand ab. William de Valery erhob sich.
Er streckte Finian die Hand entgegen. »Dann gehe ich mit Euch auf die Jagd.«
Alane schloss kurz die Augen. Dem Himmel sei dank, dass Finian keine Ahnung hatte, wie eiskalt seinem Freund das Blut durch die Adern pulsierte.
De Valery wandte sich um und gab die Befehle aus. Alane trat vor. »Hättest du ihn nicht noch
Weitere Kostenlose Bücher