Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
möchte nur darum bitten, dass ich das nächste Mal oben liege.«
Finian, der ein Bein bereits über die Begrenzung geschwungen hatte und sich mit den Armen abstützen wollte, erstarrte. Er grinste von einem Ohr zum anderen, als er sich hochstemmte.
»Wie Ihr wünscht, Engel.«
Als sie von der Burg wegkrochen, waren ihre Gestalten nichts als winzige dunkle Flecken in einer noch dunkleren Landschaft. Finian führte sie zur Straße, und sie flohen in die Nacht hinein, bis sie in der weiten irischen Wildnis verschwunden waren.
Kapitel 12
E ine Stunde später machten sie eine kurze Rast an einem Seitenarm eines breiten, schnell dahinströmenden Flusses, der etwa fünfzig Schritt entfernt ein schmales, lang gezogenes Waldstück durchschnitt.
Finian hatte sich am Ufer hingekniet und schickte sich an, die Tunika abzulegen, als sein Blick auf Senna fiel. Sie stand reglos da und starrte ihn an.
»Ihr solltet Euch vielleicht wegdrehen, Mädchen«.
Senna wirbelte so schnell herum, dass ihr Zopf durch die Luft flog. Finian schaute sie einen Moment lang an, bevor er sich wieder dem Fluss zuwandte.
»Ich bin gleich fertig.«
»Nehmt Euch die Zeit, die Ihr braucht. Und Ihr seid nicht der erste Mann, den ich sehe«, fügte sie gereizt hinzu.
»Hmm.«
Finian zog die knielange Tunika aus, warf sie über den Felsbrocken neben sich und watete in den Bach. Dort kniete er sich hin und unterzog sich einer gründlichen Wäsche, wobei er den groben Flusssand dazu benutzte, sich den Gefängnisgestank aus den Poren zu reiben. Der Bach war eiskalt, und Finians Haut begann heiß zu prickeln. Er tauchte kurz den Kopf unter Wasser, und schüttelte sich danach wie ein Hund, sodass die Wassertröpfchen nur so spritzten. Mit der Hand wischte er sich das Haar aus der Stirn und drehte sich um.
Eine Tunika und ein Paar Beinlinge flogen ihm entgegen. Er wehrte die Kleidungsstücke ab und schaute zu Senna. Sie stand noch immer mit dem Rücken zu ihm, aber sie hielt den Kopf leicht ihm zugewandt.
»Bestimmt möchtet Ihr saubere Kleidung anziehen«, sagte sie, »und etwas, das englisch aussieht.«
»Ich danke Euch.«
»Leider habe ich nichts für das da.« Sie wies andeutungsweise auf seine Hüften.
Sogar im Mondlicht konnte Finian erkennen, dass ihre Wangen sich röteten. Und mehr musste er nicht erkennen, um zu wissen, dass diese Röte der Tatsache geschuldet war, sich nicht voll und ganz weggedreht zu haben – sie hatte ihn beobachtet.
Finian zog sich die Tunika über den Kopf. Nachdem er die Beinlinge angezogen und befestigt hatte, drehte sie sich um, wich seinem Blick aber aus.
»Sind wir endlich bereit?«, fragte sie gebieterisch.
»Ich bin immer bereit, Senna. Warum legt Ihr nicht Eure Tunika ab?«
Ihr stand der Mund offen. Alles an ihr glänzte im Mondlicht. Ihre großen, hellen Augen, die Unterlippe, die sie mit der Zunge befeuchtete. Der lange, kastanienbraune Zopf, aus dem sich widerspenstige Löckchen gelöst hatten.
»M ... meine Tunika?«
Er trat näher. »Tragt Ihr Beinlinge darunter? Und ein kurzes Hemd? Aye. Dann runter damit.«
Wieder schoss Senna die Röte so hell in die Wangen, dass es ihm trotz des nächtlichen Dunkels nicht verborgen blieb, aber sie zog sich die Kleidung schon über den Kopf und schnaubte ein paar unverständliche Worte, als sie unter den Falten stecken blieb. Er nahm ihr die Tunika ab und warf sie neben seine, die auf dem Felsen am Flussufer lag.
Er ließ den Blick rasch von Kopf bis Fuß über sie schweifen – es war unmöglich, es nicht zu tun, wenn die Strümpfe sich so eng an ihre Beine schmiegten –, bevor er sich abwandte und das Gepäck schulterte. Aber in der Zeit, die er brauchte, sie anzusehen, hörte er, dass ihren halb geöffneten Lippen ein kleines Seufzen entwich.
»Dann lasst uns gehen«, sagte er.
Senna war sich ihrer roten Wangen bewusst, als sie auf den Weg zurückkehrten, den sie in der vergangenen Stunde entlangmarschiert waren.
»Hier entlang, Senna«, rief Finian leise und wandte sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Steine knirschten leise unter ihren Füßen, als sie sich umdrehte. »Den Weg zurück? Warum?«
»Ich habe vor, unsere Verfolger auf eine falsche Fährte zu locken.« Er rieb sich den Nacken. »Vor uns liegt noch eine weite Strecke, Mädchen, und ich habe nicht die Zeit, es Euch ausführlich zu erklären.«
Ungeduldig ging sie zu ihm. »Dann marschieren wir los. Könnt Ihr nicht reden und gleichzeitig marschieren?«
Er blickte kühl auf
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