Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Stadt«, räumte er ein. Aber manchmal muss man seinen Teil dazu beitragen, die Regierung versöhnlich zu stimmen, nicht wahr?«
»Im Allgemeinen mache ich mir darüber keine Gedanken«, entgegnete Rothewell.
»Ja, nun, das müssen Sie auch nicht. Und da wir gerade von anrüchigen Stadtteilen sprechen …« An dieser Stelle unterbrach sich Kemble, um in seiner Tasche nach etwas zu suchen. Er zog etwas heraus, was in ein Stück weißes Leinen eingewickelt war, legte es auf den Paletot und schob es Rothewell zu. »Ich glaube, das haben Sie bei Eddies verloren.«
Rothewell schlug den Stoff zurück und enthüllte eine goldene Taschenuhr. Er warf Kemble einen finsteren Blick zu, bevor er die Uhr in seine Tasche steckte. »Vermutlich wollen Sie sich nicht die Mühe machen zu erklären, wie Sie darangekommen sind?«
Kemble rümpfte die Nase. »Ich denke nicht. Lassen Sie uns einfach sagen, dass ich gesehen habe, wie Sie Ihnen abhanden gekommen ist.«
»Und?«
»Und deshalb habe ich sie zurückgeholt. Bevor etwas Bedauerliches geschehen könnte.«
Die beiden Männer tauschten einen wissenden Blick, und Camille fragte sich, was wohl nicht gesagt worden war. »Alors là!«, rief sie fröhlich. »Wollen Sie uns bei einem Imbiss Gesellschaft leisten, Mr. Kemble? Wir haben Hühnchen, Äpfel und einen wunderbaren Käse. Und etwas, was sich Maniokbrot nennt.« Sie hielt ihm das Brot zur Begutachtung hin.
Kemble warf Rothewell einen fragenden Blick zu. »Ich denke, ich werde es wagen, ein wenig auf dem Kai herumzuschlendern«, sagte er, während er einen Finger in das weiche Brot drückte. »Ich habe von Maniok gehört.«
»Ich mag ihn sehr gern«, sagte Rothewell. »Aber es ist zugegebenermaßen ein Geschmack, an den man sich gewöhnen muss.«
Camille lächelte Mr. Kemble an. »Ich gestehe, Monsieur, dass ich mich noch nicht daran gewöhnt habe. Das Brot ist sehr stark gewürzt, und die Gewürze schmecken ein wenig seltsam.«
»Ich werde einen Apfel nehmen«, entschied sich Mr. Kemble, nahm einen und biss mit seinen makellosen weißen Zähnen hinein.
Rothewell hatte sich wieder entspannt auf die Ellbogen gestützt und schlug die Beine übereinander. Mr. Kembles Auftauchen war ihm vielleicht nicht recht gewesen, aber jedenfalls hatte es die vorherige Spannung vertrieben.
»Ich bin am Überlegen, Ihre Unterstützung in Anspruch zu nehmen, Kem«, sagte er jetzt nachdenklich.
Mr. Kemble sah ihn mit großen Augen an. »Sicherlich scherzen Sie, oder?«, sagte er dann, nachdem er seinen Bissen zu Ende gekaut hatte. » Sie bitten ein anderes menschliches Wesen um Hilfe? Wie originell! Verraten Sie mir, wie ich helfen kann.«
»Mir wurde gesagt, dass es meinem Haus an Charme fehlt«, sagte Rothewell trocken.
»Und an Wärme«, fügte Mr. Kemble wissend hinzu. »In der Tat, ein spartanischeres Haus als Ihres gibt es in London nicht – es sei denn, man zieht das Schlachthaus von Smithfield in Betracht.«
» Merci , Mr. Kemble.« Camille bedankte sich lachend.
»Spartanisch?« Rothewell war zusammengezuckt. »Ich ziehe es vor, es zweckmäßig zu nennen. Schlichte Eleganz und all dieser Unsinn.«
»Welch ein Irrglaube!« Mr. Kemble verdrehte die Augen. »Sie haben doch gar keine Ahnung davon – und Ihre Schwester auch nicht. Oh, ich bewundere Lady Nash, ohne Zweifel. Aber sie glaubt, dass Geschmack etwas ist, was nur beim Essen eine Rolle spielt.«
»Pardon«, wandte Camille ein, »aber wie soll Mr. Kemble uns helfen?«
»Er hat eine Art Museum – oder besser gesagt einen Kuriositätenladen an der Strand«, erklärte Rothewell. »Der ganze Laden ist bis zum Bersten gefüllt mit … Dingen.«
» Ambiente , liebes Mädchen«, unterbrach Kemble ihn. »Ich verkaufe das richtige Ambiente und den Glanz alten Geldes an jene, die ihn nicht haben – oder jene, die einfach mehr davon haben wollen.«
»Vraiment?« Camille lachte leicht. »Bitte sagen Sie mir – wie wird dieses Ambiente geliefert? In einer Kiste? Einem Schrankkoffer? Oder kann es auch in Flaschen abgefüllt werden?«
Mr. Kemble grinste. »Nun, ich kann es Ihnen karrenweise liefern, wenn es nötig ist. Ich bin eine Art Connaisseur aller eleganten Dinge, verstehen Sie? Und zwar einer von außergewöhnlichem Urteilsvermögen, wenn ich das von mir sagen darf.«
Er meinte es absolut ernst. » Alors , Sie sind schon im Haus am Berkeley Square gewesen?«
»O ja«, bestätigte der elegante Gentleman. »Ich habe eine Weile mit Lady Nash zusammengearbeitet. Und das
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