Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Haus …«, hier machte er eine Pause, um sich zu schütteln, »… nun, es ist so etwas wie eine Mischung aus abgestandenem Haferbrei und Flussschlick, n’est-ce pas? Fade und kalt und bräunlich?«
Camille lachte über diesen treffenden, wenngleich auch ungewöhnliche Vergleich. »Welche Maßnahmen schlagen Sie vor?«
Mr. Kemble legte einen Finger an seine Wange. »Nun, lassen Sie mich nachdenken«, murmelte er. »Ich habe vor Kurzem einen wunderschönen Tafelaufsatz aus Silber erworben, der sich als herrlicher Blickfang in jenem tristen Esszimmer eignen würde. Und ein herrliches Paar chinesischer Löwenhunde, die aus absolut makelloser Jade geschnitzt sind und auf Mahagonisockeln stehen. Dann hätte ich drei vollständig erhaltene mittelalterliche Ritterrüstungen – von denen eine von Missaglia in Mailand gefertigt wurde – da bin ich ganz sicher.«
Camille lächelte ihn an. » Non , nicht die Rüstungen, denke ich. Aber alles andere würde ich mir gern ansehen.«
»Ich werde den Tafelaufsatz gern für Sie zurückstellen.« Mr. Kemble lächelte und griff in seine Rocktasche. »Warum besuchen Sie mich nicht nächste Woche, Lady Rothewell?« Er zog ein schönes Silberetui hervor und nahm seine Karte heraus. Camille las sie.
Mr. George Jacob Kemble
Erlesene Kostbarkeiten
Nummer 8 Strand
»Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, kommen Sie bitte allein«, fügte Kemble mit einem Blick auf Rothewell hinzu.
»Ja, bitte«, sagte Rothewell. »Im Sinne von Bitte erspare mir das . Schicken Sie mir nur die Rechnungen. Sie werden mir bei Weitem weniger wehtun.«
»Ein hervorragender Gedanke«, sagte Mr. Kemble und sprang auf. »Ich werde einen Tee zubereiten, und wir werden nett ein wenig miteinander plaudern.«
Als Mr. Kemble sich verabschiedet hatte und zu dem Uferweg hinuntergegangen war, wurde Camille bewusst, dass der Wind jetzt kälter wehte. Es war in der Tat ein seltsamer Tag gewesen.
»Wir sollten gehen, oui? «, sagte sie und sah zu, wie der Wind in Rothewells dunklem Haar spielte, was es irgendwie weicher aussehen ließ. »Aber ich denke, wir müssen vorher noch etwas essen, oder?«
Rothewell schaute auf die Speisen hinunter. »Ja, Obelienne hat sich viel Mühe gemacht.« Er griff wieder nach dem Hühnerbein. Camille hielt eine leichte Plauderei aufrecht, an der sich Rothewell jedoch kaum beteiligte. Immerhin schien seine dunkle Stimmung sich aufzuhellen. Er aß ein wenig von dem Brot, ein Stückchen Käse und einen Apfel.
Camille wertete das als kleinen Erfolg und packte den Rest in den Beutel. Als alles verstaut war und sie neben Rothewell auf dem Kutschbock saß, lenkte er den Einspänner zwischen den Bäumen hindurch zurück auf die Straße, die in einem weiten Bogen zur Park Lane führte. Er schaute Camille an, deren königliche Haltung selbst einer Herzogin von edelster Abkunft Ehre gemacht hätte.
Es tat ihm leid, dass Valigny ihr Vater war. Aber was ihn anging, so gab er verdammt nichts auf die Umstände ihrer Abstammung. Rothewell hätte stolz sein sollen, mit ihr durch den Park zu fahren – und er war es auch –, aber seine Freude wurde von dem Wissen getrübt, dass er ihr mit der Heirat einen verdammt üblen Dienst erwiesen hatte. Und auch sie begann, das zu ahnen.
Seit Kemble sich verabschiedet hatte, hatte Camille wenig von Bedeutung gesagt, und Rothewell ahnte, dass der Grund dafür das Gespräch war, dass Kems Eintreffen unterbrochen hatte. Guter Gott, er war so müde. Er fühlte sich wie ausgeweidet, und dieses Mal wurde der Schmerz von mehr als seinen böswilligen Eingeweiden verursacht.
Vielleicht war es eine Strafe. Er war ein Mann in seinen besten Jahren, der eine schöne, unglaublich begehrenswerte Frau an seiner Seite hatte, der eine Schwester hatte, die ihn liebte, und mindestens zwei guten Freunde. Und der mehr Geld besaß, als ein Mann das Recht hatte, es zu besitzen. Und doch wurde all die Befriedigung und die Freude, die sein angenehmes Leben ihm hätte bringen sollen, von Reue überschattet. Reue über das, was in der Vergangenheit geschehen war, und Bedauern über das, was kommen würde.
Er schämte sich. Er hatte sich immer geschämt. Er trug seinen Schmerz und seine Schuld wie einen Mantel, der ihn von aller Lebensfreude abschnitt und nur den Hass zurückließ. Einen Hass, der so lange in ihm gelebt hatte, bis er in seinem Magen zu einem schwarzen, alles verbrennenden Krebs geworden war – und das vielleicht sogar buchstäblich. Und jetzt hatte er diese Scham –
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