Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
Aber alles andere -vieles andere – kann an mich gehen. Das wäre Geld, oui, das wären aber auch Spinnereien und Kohleminen. Dinge, von denen ich nichts verstehe – noch nicht jedenfalls. Aber sie sind sehr viel wert, viele Tausende Pfund.«
Rothewell spürte, dass er große Augen machte. Was Valigny gesagt hatte, entsprach also der Wahrheit. Aber offensichtlich hatte der nicht die Größenordnung dessen begriffen, was er soeben im Spiel verloren hatte. »Und Valigny weiß nichts davon?«
»Non.« Sie zuckte mit den schmalen Schultern. »Ich war nicht so dumm, ihm alles zu sagen.«
Rothewell fühlte seinen Argwohn wachsen. »Wenn Sie so vermögend sind«, sagte er, »warum müssen Sie dann heiraten?«
Bei dieser Frage wurden Mademoiselle Marchands Lippen schmal. »Leider gibt es da ein – wie sagen Sie das? – ein Haar in der Suppe? Mein Großvater war ein rachsüchtiger Mann. Ich erbe nichts, außer ich komme hierher – nach England – und heirate einen passenden Mann. Einen Mann der englischen Aristokratie.«
»Ah ja! Da wären wir dann wieder beim englischen Gentleman«, stellte Rothewell fest.
Sie warf ihm ein bitteres Lächeln zu, aber zu seinem Kummer half es nicht, ihren Reiz zu mindern. »Mais oui«, stimmte sie zu. »Und dann, um mehr als nur meine Mitgift zu bekommen, muss ich ein Kind gebären. Mein Großvater wünschte sicherzustellen, dass die gefürchtete Geißel – dieses schreckliche französische Blut meines Vaters – schnell aus den Adern seiner Nachkommen heraus ist.«
Rothewell trat einen Schritt zurück. »Ich fürchte, Sie haben sich den falschen Fisch geangelt, meine Liebe«, sagte er. »Ich habe kein Interesse an diesem schlecht konzipierten Plan.«
Sie warf ihm einen weiteren verächtlichen Blick zu und entfernte sich einige Schritte von ihm. »Natürlich haben Sie Interesse daran!«, fauchte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie sind ein abgebrühter Spieler, oder nicht? Spielen Sie auf Risiko! Sie haben eine Fünfzig-zu-fünfzig-Chance, dass das Kind ein Mädchen sein und Ihr kostbarer Titel somit unbefleckt bleiben wird.«
»Ach?«, knurrte er. »Angenommen, mein Titel ist mir egal, was dann?«
Sie zuckte lässig mit den Schultern. »Dann, Monsieur, können Sie sich von mir scheiden lassen«, erwiderte sie. »Ich werde Ihnen mit Freuden einen Grund dafür geben, wenn es nötig ist. Ich habe keine Heiratsanträge bekommen, c’est vrai, aber viele Angebote anderer Art. Angebote, die mit den Augen gemacht wurden – bis jetzt. Aber es wird kein Problem für mich sein, einfach eines davon anzunehmen.«
Wie ein Peitschenschlag packte seine Hand ihren Arm, und er zwang sie, ihn anzusehen. »Das würden Sie nicht wagen, Mademoiselle«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Denn sollten Sie das mit mir machen, dann wäre es nicht die Scheidung, die Sie bekämen.«
Die junge Frau besaß die Unverfrorenheit, ihm ins Gesicht zu lachen. »Ah, haben Sie plötzlich etwa Prinzipien?«
Er ließ ihren Arm los, aber sie wich nicht zurück. Ihr warmer, würziger Duft füllte seine Nase. »Mein Titel mag mir verdammt egal sein, Mademoiselle Marchand«, fauchte er, »aber es ist mir verdammt nicht egal, zum Hahnrei gemacht zu werden!«
»Oh, jeder hat seinen Preis, Rothewell.« Lag da ein unerwarteter Klang von Traurigkeit in ihrer Stimme? »Sie. Lord Enders. Valigny. Oui, Monsieur, sogar ich. Habe ich das nicht gerade bewiesen?«
»Einen Preis«, entgegnete er. »An mir mag es wenig geben, das ehrenhaft ist, Mademoiselle, aber ich habe keinen Bedarf, eine Frau wegen ihres Geldes zu heiraten. Genau genommen habe ich überhaupt keinen Bedarf – oder das Verlangen – zu heiraten.«
»Was für ein Unsinn!« Sie bedachte ihn mit einem weiteren ihrer kühlen Blicke. »Das genau ist es doch, warum Sie am Spieltisch sitzen geblieben sind, n’est-ce pas? «
»Nein, verdammt, das ist es nicht«, knurrte er.
Mademoiselle Marchand blinzelte, als versuchte sie, einen klaren Blick zu bekommen. »Non?«, murmelte sie und zog sich wieder ans Fenster zurück. »Warum haben Sie dann Valignys kleines Spiel mitgespielt, Rothewell? Welchen anderen Grund konnten Sie möglicherweise gehabt haben?«
Es lag ihm auf der Zunge, ihr zu sagen, dass er den Gedanken nicht hatte ertragen können, dass Lord Enders eine so schöne und unschuldige junge Frau bestieg – aber nein. Das würde er nicht sagen. Denn wahrscheinlich war das nicht der wahre Grund. Warum sollte er sich
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