Bezwungen von deiner Leidenschaft: Roman (German Edition)
einander noch nicht vorgestellt?«
Die Augen der Frau wurden schmal. »Und sie ist Französin!«, explodierte sie. »Diese kleine Hexe ist Französin! Wie kann er es wagen?«
»Christine, um Gottes willen, beruhige dich!«, zischte Lady Sharpe. Sie warf Camille einen mitfühlenden Blick zu, aber sie sah auch zutiefst verärgert und ein wenig peinlich berührt aus.
Leider gab es nur einen Weg, mit einem solchen Unglück fertig zu werden. Camille trat näher und lächelte die Frau an. » Alors , Sie sind die Geliebte?«, fragte sie und zwang sich, das Kinn zu heben. »Und Sie haben gerade eben von mir erfahren? Quel dommage! Das ist äußerst unfair, nicht wahr?«
»Warum – was – wer sind Sie?«, verlangte die Frau zu wissen.
Camille brachte eine verwirrten Blick zustande. »Nun, nur die … die … Wie sagten Sie doch gleich? Die braune Maus, oui .«
Das Gesicht der Frau lief erschreckend rot an. Sie zitterte vor Wut.
»Oh, ich würde mir keine Gedanken machen, wäre ich Sie, Madame.« Camille war wütend, ja, aber ein boshafter kleiner Teil in ihr genoss es. »Die Welt ist sehr groß, n’est-ce pas? Sie sind seine Geliebte, und vielleicht wird sich das nicht ändern – aber seien Sie versichert, dass ich nicht das Feld räumen werde.«
»Wie können Sie es wagen!«
Camille zuckte mit den Schultern und hob ihr Tuch auf. »Aber ich wage es, Madame«, entgegnete sie ruhig. »Und ich denke, Sie müssen damit zurechtkommen. In einer Woche sind Sie vielleicht noch immer Rothewells Geliebte – aber diese Maus wird seine Ehefrau sein.«
Lady Sharpe sah aus, als könnte sie nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen sollte. Plötzlich schaute sie über die Schulter und strahlte. »Oh, seht!«, rief sie und wies mit der Hand zum Fenster. »Dort ist Rothewell ja. Er wartet wohl darauf, dass ihm sein Pferd gebracht wird. Wenn du noch ein Hühnchen mit ihm rupfen willst, Christine, solltest du das mit …«
Die Frau war schon halb die Freitreppe hinunter, noch bevor Lady Sharpe ihren Satz zu Ende gesprochen hatte.
Camille hielt die schwingende Eingangstür fest, bevor sie Lady Sharpe in das Gesicht schlagen konnte. » Au revoir , Madame!«, rief sie der Frau hinterher. »Et bonne chance!«
Rothewell drehte sich um, und alle Farbe wich ihm aus dem Gesicht. Camille winkte ihm zu und warf die Tür ins Schloss. Lady Sharpe gab ein schnaubendes Lachen von sich, dann schlug sie die Hand vor den Mund.
Camille verzog ein wenig den Mund. »Nun, Madame, diese Maus könnte ein Glas Sherry gebrauchen, wenn Sie so freundlich sind?«, sagte sie und bemühte sich, sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt sie war. »Vielleicht sogar etwas Stärkeres. Und dann, wenn Sie so freundlich sind, Madame, müssen Sie mir erzählen, wer diese Lady ist.«
Lady Sharpe sah Camille an und lachte wieder. »Sie müssen wirklich etwas mit Ihrem schrecklichen Franglish, diesem Englisch mit den vielen französischen Ausdrücken, machen, meine Liebe«, sagte sie. »Es neigt wirklich dazu, zu kommen und zu gehen, oder nicht?«
»Oui, Madame.« Camille raffte ihren Rock und knickste. »Wie es gebraucht wird – oder wie die Nerven es vorgeben.«
»Kommen Sie.« Die Countess ging zurück ins Arbeitszimmer. »Ich denke, ich werde auch einen Sherry trinken, Camille, während ich mich an dem Gedanken erfreue, welche Strafe Rothewell in diesem Moment ereilt.«
»Das war nicht gut, assurément«, sagte Camille. »Ein Mann sollte seine Geliebte irgendwo verstecken, ehe er einer anderen einen Heiratsantrag macht, denken Sie nicht auch, Madame?«
Lady Sharpe nahm zwei Gläser aus dem Sideboard und stellte sie auf ein Tablett. »Ja«, stimmte sie fröhlich zu. »Falls er überhaupt vorhat, sich eine zu halten.«
»Oui, aber welcher Mann tut das nicht?«, stellte Camille die Gegenfrage.
Das Gesicht der Gräfin verzog sich, während sie einschenkte. »Mein liebes Kind! Viele Männer tun das nicht – und Sie müssen dafür sorgen, dass Rothewell es nicht tut.«
Camille kniff für einen kurzen Moment die Augen zusammen. »Mon Dieu, Madame, aber wie könnte ich so etwas bewerkstelligen?«
»Oh, Sie werden sich gewiss etwas einfallen lassen, kluges Mädchen.«
»Werde ich das, Madame?«, fragte Camille zweifelnd.
Lady Sharpe reichte ihr den Sherry und sah sie dann über das zweite Glas hinweg an. »O ja«, sagte sie nachdenklich. »Davon bin ich überzeugt.«
»Überzeugt wovon, Madame?«
»Davon, dass Lord Rothewell sein Gegenstück gefunden
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