Bhagavad Gita wie sie ist
wir alle individuelle Lebewesen mit individueller Persönlichkeit sind, so ist auch die Höchste Absolute Wahrheit letztlich eine Person, und die Erkenntnis der Persönlichkeit Gottes bedeutet die Erkenntnis aller transzendentalen Aspekte Ihrer vollständigen Form. Das vollständige Ganze ist nicht formlos, denn wenn dem so wäre oder wenn es weniger wäre als irgend etwas anderes, dann könnte es nicht das vollständige Ganze sein. Das vollständige Ganze muß alles beinhalten, nicht nur das, was innerhalb unserer Erfahrung liegt, sondern auch alles außerhalb unserer Erfahrung. Sonst könnte es nicht als vollständig bezeichnet werden.
Das vollständige Ganze, die Persönlichkeit Gottes, besitzt unermeßliche Energien ( parāsya śaktir vividhaiva śrūyate). Wie Kṛṣṇa durch Seine verschiedenen Energien wirkt, wird ebenfalls in der Bhagavad-gītā erklärt. Die phänomenale oder materielle Welt, in der wir uns befinden, ist ebenfalls in sich selbst vollkommen. Die vierundzwanzig Elemente, aus denen sich, der sāṅkya- Philosophie zufolge, die zeitweilige Manifestation des materiellen Universums zusammensetzt, sind auf solch vollkommene Weise angeordnet, daß sie alles, was zur Erhaltung und Versorgung des Universums notwendig ist, vollständig zur Verfügung stellen. Nichts fehlt, und nichts ist überflüssig. Die universale Manifestation besteht für eine gewisse Zeit, die durch die Energie des vollkommenen Ganzen festgesetzt ist, und wenn diese Zeit abgelaufen ist, werden diese zeitweiligen Manifestationen durch die vollkommene Einrichtung des Vollkommenen vernichtet. Den winzigen vollkommenen Einheiten, nämlich den Lebewesen, sind vollkommene Möglichkeiten gegeben, den Vollkommenen zu erkennen, und alle Arten von Unvollkommenheit werden nur erfahren, weil das Wissen über den Vollkommenen unvollkommen ist. Die Bhagavad-gītā beinhaltet also das vollkommene Wissen der vedischen Weisheit.
Das vedische Wissen ist vollkommen und unfehlbar, und die Hindus erkennen es als solches an. Zum Beispiel ist Kuhdung der Kot eines Tieres, und nach der smṛti, der vedischen Vorschrift, muß man, wenn man den Kot eines Tieres berührt, ein Bad nehmen, um sich zu reinigen. In den vedischen Schriften heißt es aber auch, daß Kuhdung eine reinigende Substanz ist. Man könnte in diesen Aussagen nun einen Widerspruch entdecken wollen, aber sie werden beide als wahr anerkannt, weil sie vedische Unterweisungen sind; und tatsächlich kann man es vermeiden, einen Fehler zu begehen, indem man diese Unterweisungen befolgt. Inzwischen hat auch die moderne Wissenschaft den Beweis erbracht, daß Kuhdung verschiedenste antiseptische Eigenschaften besitzt. Das vedische Wissen ist also vollkommen, denn es ist über alle Zweifel und Fehler erhaben, und die Bhagavad-gītā ist die Essenz allen vedischen Wissens.
Vedisches Wissen hat daher nichts mit Forschung zu tun. Unsere Forschungsarbeit ist unvollkommen, weil wir die Dinge nur mit unseren unvollkommenen Sinnen untersuchen. Wenn wir vollkommenes Wissen wollen, müssen wir, wie es in der Bhagavad-gītā heißt, das Wissen annehmen, das durch die paramparā (Schülernachfolge) zu uns herabkommt. Wissen muß von der richtigen Quelle empfangen werden, nämlich von der Schülernachfolge, die mit dem höchsten spirituellen Meister, dem Herrn Selbst, beginnt und von der Kette der spirituellen Meister weitergeführt wird. Arjuna, der Schüler, der sich vom Herrn, Śrī Kṛṣṇa, unterweisen läßt, akzeptiert alles, was Er sagt, ohne Ihm zu widersprechen. Es ist nicht gestattet, einen Teil der Bhagavad-gītā anzunehmen und einen anderen abzulehnen. Wir müssen die Bhagavad-gītā ohne Interpretation annehmen und es vermeiden, etwas auszuklammern oder uns nur launenhaft mit dem Thema zu befassen. Die Gītā sollte als die vollkommenste Präsentation vedischen Wissens angesehen werden. Das vedische Wissen wird aus transzendentalen Quellen empfangen, da die ersten Worte vom Herrn Selbst gesprochen wurden. Vom Herrn gesprochene Worte nennt man apauruṣeya, was darauf hinweist, daß sie nicht von einem Menschen der irdischen Welt gesprochen wurden, der mit vier grundlegenden Mängeln behaftet ist: (1) Er begeht mit Sicherheit Fehler; (2) er unterliegt unvermeidlich falschen Vorstellungen; (3) er hat die Neigung, andere zu betrügen, und (4) er ist durch unvollkommene Sinne beschränkt. Mit diesen vier Unvollkommenheiten kann man keine vollkommene Auskunft über alldurchdringendes Wissen
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