Bianca Arztroman Band 0011
eingeladen.”
“Wirklich? Wie angenehm!”
“Was heißt hier angenehm? Ich bin nicht deinetwegen gekommen”, sagte Abbie. Sie fragte sich, ob etwas mit ihm nicht stimmte. So, wie er im Rollstuhl saß, konnte es nicht besonders bequem für ihn sein.
“Hör mal, Abbie. Gelähmt sind nur meine Beine, nicht mein Kopf. Mutter hat heute Morgen mit dir über mich gesprochen, nicht wahr? Vielleicht hat sie dich auch gefragt, ob du nicht etwas tun könntest, um mich aufzuheitern.” Er lachte bitter und sah, dass sie sich unwohl in ihrer Haut fühlte. “Das habe ich mir doch gedacht. Andernfalls würdest du doch jetzt nicht hier sein, oder? Aber warum solltest du dich überhaupt meiner annehmen?”
Er brach ab, sein Gesicht wurde aschfahl, und seine Hände umklammerten so fest die Armlehnen des Rollstuhls, dass die Knöchel weiß schimmerten.
“Nick, was ist mit dir?”, fragte Abbie. Sie ging zu ihm hin und kniete sich vor ihm auf den Fußboden.
“Muskelkrampf …” Vor Schmerz biss er die Zähne zusammen.
“Wo? Im Rücken?”, fragte sie. Ihre Hand glitt zwischen der Stuhllehne und seinem Rücken bis zur Taille hinab, wo sie den Knoten im Muskel deutlich fühlen konnte.
Er nickte und war ganz drauf konzentriert, den Schmerz zu überwinden. Abbie stand auf und traf eine kurze Entscheidung. “Du brauchst eine Massage, aber du musst dich erst hinlegen, damit ich sie ordentlich machen kann. Wo ist dein Zimmer?”
“Das Frühstückszimmer wurde für mich eingerichtet.” Mehr konnte er nicht sagen, zu sehr peinigten ihn die Schmerzen. Abbie verlor keine Zeit und schob den Stuhl durch die Halle.
Das Frühstückszimmer wurde früher nur selten benutzt. Jetzt diente es als Krankenzimmer und war ganz und gar auf Nicks Bedürfnisse zugeschnitten. Ein Teil des Zimmers war abgetrennt und in ein Badezimmer mit allen rollstuhlgerechten Einrichtungen verwandelt worden.
“Kannst du dich selber ins Bett legen oder soll ich dir helfen?”
“Das kann ich selber.” Es kostete ihn unbeschreibliche Kraft, sich mit diesen Schmerzen selbst aus dem Rollstuhl zu erheben und sich mit Hilfe des Triangels über seinem Bett auf die Liegefläche zu schwingen. Ohne lange zu fragen, zog Abbie ihm den Pullover über den Kopf, knöpfte das Oberhemd auf und streifte es von seinen Schultern. Seine Haut war wie früher leicht gebräunt, und dunkles Haar kräuselte sich auf seiner Brust. Sein muskulöser Oberkörper hatte sich, wie Abbie feststellte, trotz der Krankheit nicht verändert.
Seltsame, längst vergessene Gefühle beschlichen sie, als sie Nick sachte auf den Bauch rollte, damit sie die verkrampften Rückenmuskeln massieren konnte. Dass sie sich nach so langer Zeit noch immer so zu ihm hingezogen fühlte, irritierte sie, doch der Wunsch, ihm zu helfen, ließ keine Verlegenheit aufkommen.
“Wie fühlst du dich jetzt?”, fragte sie, während sich ihre Finger mit dem Muskelknoten befassten. Eine rote Narbe verlief an der Wirbelsäule entlang, die auf den chirurgischen Eingriff hinwies.
“Besser”, antwortete Nick stöhnend. “So etwas kommt bisweilen aus heiterem Himmel, und du kannst nichts dagegen tun.”
“Was haben denn die Ärzte dazu gesagt, Nick? Haben sie dir etwas gegeben, um die Schmerzen unter Kontrolle zu bringen?”, fragte sie. Er hatte das Gesicht gedreht, wobei ihm eine Locke über die Stirn gefallen war. Sein Haar war noch so dick wie früher, und Abbie hätte es zu gern zurückgestrichen, doch sie fuhr mit der Massage fort, auch wenn er stöhnte und sichtlich unter den Schmerzen litt.
“Lass es gut sein”, bat Nick schließlich. “Ich fühle mich wirklich besser.”
“Ich will nur sichergehen, dass der Krampf sich gelöst hat”, sagte Abbie und fuhr unbeirrt damit fort, den schmerzhaften Punkt zu massieren. Bis er seine Hand auf ihre legte. Abbie wusste, dass er dies nur tat, damit sie endlich innehielt, doch keiner von beiden war darauf vorbereitet gewesen, dass diese kurze Berührung auf beide wie ein elektrischer Stromstoß wirkte. Sie hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert, aber sie schien Ewigkeiten zu umspannen. Mit einer raschen Bewegung schob Nick ihre Hand beiseite, drehte sich mit erstaunlicher Geschicklichkeit um und lehnte sich aufrecht in die Kissen.
“Sei vorsichtig!”, ermahnte ihn Abbie. “Mit solchen Aktionen wirst du noch alle meine Anstrengungen zunichtemachen. Man sagt ja, dass Ärzte die schlechtesten Patienten sind, und das stimmt offensichtlich.”
“Ich bin
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