Bianca Arztroman Band 0011
brauchte ja nicht unbedingt zu wissen, dass sie schon Herzklopfen bekam, wenn sie nur an Nick dachte.
5. KAPITEL
“Hallo, Abbie, wie schön, dich bei uns zu sehen! Du bist der erste Gast. Komm herein und sieh dich ein wenig um. Möchtest du etwas trinken?”, fragte David.
“Einen Sherry, bitte, wenn du hast”, bat Abbie. Sie setzte sich auf eines der dick gepolsterten Sofas und ließ ihre Blicke schweifen. “Es ist wunderschön bei euch”, sagte sie. “Ich liebe die Wandfarbe, den Kamin, einfach alles.”
“Das ist Lauras Werk.” David lächelte verschmitzt seine junge Frau an, die gerade zur Tür hereinkam. “Warum, glaubst du, habe ich sie geheiratet? Sie ist überaus geschickt, ob es sich um Inneneinrichtung handelt oder eine Autoreparatur. Die Heiratsurkunde ist jeden Pfennig wert, sage ich dir. Dank ihrer vielen Begabungen spare ich ein Vermögen.”
“Warte es nur ab, bis ich alle meine Pläne in die Tat umgesetzt habe!”, drohte ihm Laura. “Was meinst du, was es kostet, wenn ich hinter dem Haus ein Treibhaus bauen lasse! Aber wir könnten natürlich eine Menge sparen, wenn du das Fundament aushebst”, frotzelte sie.
“Oje, das würde mich hart treffen, sowohl an der Brieftasche als auch an meiner Wirbelsäule”, protestierte David.
Laura lachte, gab ihm schnell einen Kuss und bat ihren Mann, den nächsten Gast einzulassen.
Es waren Elizabeth und James, die, wie Abbie, die schönen Räume bewunderten.
“Du kannst uns sicher gute Ratschläge in Sachen Inneneinrichtung geben, Laura”, sagte Elizabeth.
“Wollt ihr euch denn ein eigenes Haus kaufen?”, fragte Laura.
“Wir wissen es noch nicht. Wir wollen warten, bis Vater wieder zu Hause ist, ehe wir uns entscheiden.”
Wieder klingelte es, und Abbie sprang auf in der Hoffnung, dass Nick angekommen war. Aber es war nicht Nick, sondern Sam, und zugleich kamen Tom und Mavis Roughley, die Davids altes Haus gekauft hatten und nun seine Nachbarn waren.
Abbie konnte kaum noch der Unterhaltung folgen, so sehr wartete sie auf Nick, der immer noch nicht erschienen war, als die Hausfrau zu Tisch bat. Sie folgte den anderen in das Esszimmer und sah auf den ersten Blick, dass es kein überzähliges Gedeck gab. Was war passiert? Warum war er der Einladung nicht gefolgt? Hatte es womöglich etwas mit ihr zu tun?
“Sie arbeiten hier als Gemeindeschwester, nicht wahr?”, fragte ihr Tischnachbar Adam Mackenzie, Lauras Bruder, der für einige Wochen Gast bei David und Laura war. Er war ein gut aussehender Mann mit dichten blonden Haaren und leuchtenden blauen Augen.
“Das stimmt”, antwortete Abbie. “Schon seit vier Jahren.” Nach wie vor waren ihre Gedanken mit Nick beschäftigt, der nicht gekommen war.
“Und es macht Ihnen immer noch Spaß?”, erkundigte sich Adam. Er sah sie so freundlich und mit so unverhohlenem Interesse an, dass Abbie ganz verlegen wurde. Es war lange her, dass ein Mann sie auf diese Weise anschaute.
“Oh ja! Ich habe immer von so einer Arbeit geträumt. Ich gebe zwar zu, dass ich manchmal wenig Lust verspüre, über Land zu fahren, nämlich wenn es regnet und ich auf den abgelegenen Bauernhöfen bis zu den Knöcheln im Schlamm versinke. Dann frage ich mich, warum ich nicht im Krankenhaus geblieben bin, wo ich vorher gearbeitet habe. Aber diese Stimmungen halten meistens nicht lange an”, antwortete Abbie fröhlich.
“Sie haben also vorher in einem Krankenhaus gearbeitet? Das ist interessant.”
“Ja, in Bristol, in der Notfallambulanz.”
“Wirklich?” Adam strahlte und warf einen Blick zu seiner Schwester hinüber. “Ich vermute, Laura hat uns absichtlich zusammengesetzt, weil es Gemeinsamkeiten zwischen uns gibt. Ich habe mich nämlich auf dem Gebiet der Weiterentwicklung von Notfallmaßnahmen spezialisiert und halte Vorlesungen über dieses Thema. Meiner Meinung nach sollten die jüngsten Erkenntnisse in jeden Einführungskurs zur Notfallmedizin eingebunden werden, und ich ringe bei den Gesundheitsbehörden um Anerkennung, aber das ist ein mühsames Unterfangen.”
“Das kann ich mir vorstellen. Das Geld ist vermutlich der entscheidende Faktor dabei.” Abbie hatte Mühe, die Unterhaltung aufrechtzuerhalten. Will Laura etwa ihren Bruder mit mir verkuppeln, fragte sie sich. Aber als Adam weitere Fragen über ihre Tätigkeit an sie richtete, erzählte sie schließlich unbefangen von ihrer Arbeit, bis Laura die Tafel aufhob.
Sobald das Essen beendet war, half sie Laura, Teller, Platten und Gläser
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