Bianca Arztroman Band 0011
in den Küche zu tragen und den Geschirrspüler einzuräumen. Dabei erfuhr sie, dass Davids Tochter Emily sich Freundinnen eingeladen hatte und dass es in der oberen Etage wahrscheinlich entsprechend hoch herging. Und Sohn Mike war ins Kino gegangen.
“Mit Danny Shepherd, nehme ich an”, sagte David, der in die Küche gekommen war, um eine Flasche Wein zu öffnen.
“Nein, nicht mit Danny, mit Trisha”, erklärte Laura.
David zeigte sich darüber höchst verwundert. “Mit Trisha?”, fragte er. “Ich vergesse immer, dass der Junge schon alt genug ist, um sich mit einem Mädchen zu treffen. Hoffentlich benimmt er sich gut.”
“Ach, mach dir keine Sorgen. Die meisten Teenager können heutzutage uns Alten schon gute Ratschläge in dieser Hinsicht geben. Mike ist vernünftig, genau wie sein Vater”, scherzte Laura.
“Nun, ich bin noch nicht so alt, als dass ich mich nicht erinnern könnte, wie es ist, wenn die Hormone verrückt spielen.”
“Das will ich hoffen”, erwiderte Laura und klopfte auf ihren rundlichen Bauch. “Das hier drinnen habe ich schließlich nicht allein geschafft, falls du es vergessen hast.”
Die beiden Frauen lachten laut, als David schleunigst die Küche verließ.
“Du hast ein ziemlich loses Mundwerk, Laura”, bemerkte Abbie.
“Ich weiß”, antwortete Laura nicht im Geringsten verlegen. “Wie findest du übrigens Adam? Ich dachte, ihr habt manches gemeinsam, deswegen hatte ich euch nebeneinander gesetzt.”
“Man kann sich gut mit ihm unterhalten”, wich Abbie der Frage aus. Sie fühlte sich unbehaglich, als sie Lauras lauernden Blick spürte.
“Sehr diplomatisch ausgedrückt. Mit anderen Worten: Es gab keine Liebe auf den ersten Blick, also erwarte nicht zu viel. War es das, was du eigentlich sagen wolltest?”
“Weißt du, Laura, ich bin momentan nicht an einer Herzensbindung interessiert”, sagte Abbie.
“Ich denke, du machst einen Fehler, wenn du die Möglichkeit von vornherein ausschließt. Du hast viel Liebe zu geben, Abbie, und du könntest einen Mann sehr glücklich machen.” Mehr sagte Laura nicht, sondern nahm die Weinflasche und trug sie ins Esszimmer. Tief in Gedanken folgte ihr Abbie. Wenn ich mich noch einmal binde, dann nur an einen Mann, den ich liebe, dachte sie.
Alles in allem war es ein unterhaltsamer Abend geworden, und Abbie hatte das gesellige Beisammensein genossen. Als Adam anbot, sie nach Hause zu bringen, lehnte sie nicht ab. Warum hätte sie es auch tun sollen? Es war eine klare Nacht, und die Sterne leuchteten an einem fast wolkenlosen Himmel. Der kurze Heimweg würde ihr gut tun.
Sie führten eine harmlose Unterhaltung, als sie die Hauptstraße entlanggingen. Nur ein einsames Auto überholte sie, doch als Abbie es erkannte, blieb ihr fast das Herz stehen. Hinter dem Steuer hatte Nick gesessen, aber er hatte keine Notiz von ihr genommen, obwohl er sie gesehen haben musste. Er war also gar nicht krank, dachte Abbie. Er wollte der Dinnerparty nur fernbleiben, weil er mir nicht zu begegnen wünschte.
Sie starrte dem Wagen nach und vergaß darüber ganz, dass Adam Mackenzie neben ihr ging und sich über ihre Schweigsamkeit wunderte. Vor ihrem Haus fragte er sie, ob sie Lust hätte, einmal abends mit ihm auszugehen.
Abbie zuckte mit den Schultern und war immer noch mit ihren Gedanken bei Nick. “Warum nicht?”, antwortete sie geistesabwesend.
“Dann rufe ich Sie demnächst einmal an.” Mit einem höflichen Lächeln verabschiedete sich Adam und ging davon.
Abbie ging nicht gleich ins Bett, sondern blickte versonnen aus dem Fenster im Wohnzimmer. Dass Nick ohne einen Gruß an ihr vorbeigefahren war, machte sie traurig.
“Ich habe gehofft, dich heute zu treffen, Abbie. Du siehst müde und angegriffen aus. Fühlst du dich nicht gut?”, fragte Mrs. Delaney, als sie beide gleichzeitig aus der Kirche traten.
“Danke, mir geht es gut. Ich habe in letzter Zeit sehr viel zu tun gehabt”, wich Abbie einer ehrlichen Antwort aus.
“Ach je, dann wage ich gar nicht die Frage zu stellen, die mir auf dem Herzen liegt.”
“Hat es etwas mit Nick zu tun?”, erkundigte sich Abbie. “Ja, natürlich geht es um Nick. Lass uns ein paar Schritte zusammen gehen, dann erkläre ich dir alles. Die Muskelkrämpfe treten immer öfter auf, und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen könnte”, erzählte Mrs. Delaney. “Nick versucht zwar seine Schmerzen vor mir zu verbergen, aber ich sehe es ihm natürlich sofort an, wenn es ihm schlecht geht.
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