Bianca Arztroman Band 0011
Handgelenk.
Sofort war Nick bei ihr und half ihr wieder auf die Beine. Um sich von dem Schreck zu erholen, setzte sie sich wieder auf die Bank, und Nick stellte den Rollstuhl direkt neben sie. “Du hast dein Handgelenk verletzt, lass mich sehen!”, forderte er sie auf.
Behutsam untersuchte er ihre Hand, die schon anzuschwellen begann. “Mir scheint, du hast das Gelenk verstaucht, es kann aber auch sein, dass es gebrochen ist. Als Erstes müssen wir dir eine kalte Kompresse anlegen, um die Schwellung aufzuhalten. Komm mit, das machen wir gleich!”
“Das ist schon in Ordnung, Nick, wirklich!”, protestierte Abbie. “Du warst doch auf dem Wege zu einer Verabredung.”
“Es ist ganz und gar nicht in Ordnung, das kann jeder sehen. Also hör auf zu widersprechen und tue das, was ich dir sage. Vertraue mir, schließlich bin ich Arzt.”
“Und das genügt, um Vertrauen zu schaffen?”, spöttelte Abbie. Lachend geleitete Nick sie durch das Haus bis zu seinem Zimmer. Dann ließ er im Badezimmer kaltes Wasser in das Waschbecken laufen, steckte ein Handtuch hinein und wrang es aus. “Komm her, damit ich dir das Handgelenk einwickeln kann!”, rief er Abbie zu.
Sie setzte sich auf einen Hocker ihm gegenüber und legte ihren Arm auf das trockene Handtuch, das er über seine Knie gebreitet hatte. “Es läuft schon blau an”, sagte Nick. “Du musst das Handgelenk unbedingt gleich röntgen lassen, falls es gebrochen ist.”
“Hoffentlich nicht. Ich weiß nicht, wie ich mit einem Gipsarm zurandekommen würde”, erwiderte Abbie.
“Darüber kannst du nachdenken, wenn es soweit ist. Jetzt halte erst einmal still und lass dir den kalten Umschlag machen, damit die Schwellung zurückgeht!” Abbie biss die Zähne zusammen. Obwohl Nick sie äußerst vorsichtig behandelte, tat die Prozedur ziemlich weh. Mühsam hielt sie die Tränen zurück, als sie merkte, wie besorgt Nick um sie war und wie liebevoll er sich bemühte, ihre Schmerzen zu lindern. Plötzlich wusste sie, dass sie das Missverständnis, das ihre Beziehung so stark belastete, unbedingt aufklären musste.
“Um noch einmal auf jene Nacht zurückzukommen, als du mir die Sachen von deiner Mutter gebracht hast …”, begann sie.
“Vergiss es!”, schnitt er ihr das Wort ab. “Es geht mich nichts an, was du tust.”
Er ist so stur, so dickköpfig, dachte Abbie, aber es ist mir egal, was er denkt. Jetzt muss er sich die Wahrheit anhören, ob er will oder nicht.
“Du hast Recht, es geht dich nichts an. Doch um die Sache richtigzustellen: Es war Elizabeth, die mich an jenem Abend besuchte. Weil ich auf ihrer Hochzeit Brautmädchen sein soll, brachte sie mir ein Paar eingefärbte Seidenschuhe, die ich mit meinem Kleid zusammen anprobieren sollte. Und dann hast du an der Tür geklingelt. Du hast mich nicht bei einem Techtelmechtel gestört, Nick, wenn du das glaubst.”
“Ist das wahr, Abbie?”, fragte er ungläubig. Dass er an ihren Worten zweifelte, hätte Abbie beleidigen müssen, aber es lag etwas in seiner Stimme, das sie weich und nachgiebig stimmte. Sie sah ihn an und las in seinem Blick nichts anderes als Erleichterung und sehnsüchtiges Verlangen.
“Es tut mir leid, Abbie, offenbar habe ich ganz falsche Schlüsse gezogen. Ich möchte mich dafür entschuldigen”, sagte Nick zerknirscht.
“Jawohl, du hast falsche Schlüsse gezogen”, antwortete Abbie, “aber ich frage mich, warum du so erbost warst, als du dachtest, ich hätte …”
“Als ich dachte, da oben wäre ein Mann, der in deinem Bett auf dich wartete? Das habe ich tatsächlich angenommen, und wäre es ein Wunder? Du bist eine schöne Frau, Abbie, und es gibt sicher einige Männer, die gern eine Nacht in deinen Armen verbringen würden. Und diese Männer beneide ich.”
Abbie verstand ihn plötzlich. Sie schluckte, und in ihren Augen brannten die Tränen, als sie ihn fragte: “Diese Männer beneidest du, Nick?”
“Ja. Es tut mir leid, Ich habe kein Recht, so etwas zu sagen. Dein Privatleben geht mich nichts an.”
In Abbie kämpften die widersprüchlichsten Gefühle. Sie hatte sehr wohl herausgehört, dass seine letzte Bemerkung nicht der Wahrheit entsprach. Sie spürte sein Verlangen und wusste plötzlich, was sie zu tun hatte, auch wenn es gegen alle Regeln der Vernunft war.
“Vielleicht ist es gar nicht so unmöglich wie du denkst, Nick”, sagte sie. “Es gibt einen einfachen Weg, um dies herauszufinden.”
Seine Augen wurden ganz dunkel, da er sofort verstand, was
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