Bianca Arztroman Band 0026
nicht mehr auf ihn. “Ich hätte ihn früher anrufen sollen. Dann hätte ich es vielleicht kommen sehen.”
“Ja, daran zweifle ich nicht”, sagte er sarkastisch, und seine Frustration vernebelte ihm den Verstand. “Es ist dokumentiert, dass mangelnder Telefonkontakt Herzinfarkte auslösen kann, besonders bei so kontrollierten Personen wie Sam Whitfield.”
“Willst du etwa andeuten, er … täuscht es nur vor?”
Ihr vernichtender Blick konnte ihn nicht bremsen. “Das traue ich ihm durchaus zu. Er hat alles versucht, uns auseinanderzubringen.”
“Ich fasse es einfach nicht, dass du so etwas sagst, Grant”, flüsterte sie erstickt. “Ich dachte, über so etwas wären wir längst hinaus.”
“Ich entschuldige mich nur zu gern, wenn ich ihm Unrecht getan haben sollte.”
“Aber du glaubst es nicht, stimmt’s?”
Er zuckte mit den Schultern und wandte sich ab, unfähig, ihren anklagenden Blick länger zu ertragen. “Beschreib noch einmal seine Symptome. Erzähl mir genau, was er gesagt hat.”
“Er selbst hat gar nichts gesagt. Ich habe bereits erklärt, dass Edward es mir berichtet hat. Mein Vater wollte nur wissen, ob ich glücklich sei … und wann ich wieder nach Haus kommen würde.”
“Genau. Siehst du es denn nicht, Olivia?”
“Ich weiß es nicht”, rief sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. “Ich weiß nur, dass ich etwas tun und mich entscheiden muss … und dass ich dabei deine Hilfe brauche.”
“Nichts leichter als das”, sagte er grimmig. “Es ist ganz einfach. Triff deine Wahl, Olivia. Wem vertraust du mehr, deinem Vater oder mir?”
“Du verstehst nichts! Es geht hier nicht darum, wen ich am meisten liebe oder wo ich sein möchte”, sagte Olivia mit bleichem Gesicht. “Es geht um einen alten Mann, der sterben kann. Um meinen Vater. Wenn es deine Mutter wäre, würde ich dir kein Ultimatum stellen. Ich würde für dich da sein, mit dir sein.”
“Ich sage doch nicht, dass du ihn verlassen sollst, Olivia. Nur, dass du noch ein wenig wartest und dir von einem Arzt die Fakten bestätigen lässt, ehe du davonstürzt.”
“Du denkst, er lügt”, beschuldigte sie ihn. “Du glaubst, er versucht unseren Urlaub zu sabotieren.”
“Ich glaube, dass er dazu fähig ist, ja.”
“Und damit kannst du Recht haben. Aber ich kann mich nur vergewissern, wenn ich nach Haus fahre und es selbst sehe.” Sie hob fast flehend beide Hände. “Mehr verlange ich doch gar nicht, Grant. Sobald ich weiß, dass es ihm besser geht, fliege ich los und wir treffen uns in Vancouver.”
“Nein”, sagte er gepresst. “Wenn du jetzt gehst, brauchst du nicht wiederzukommen. Vor sieben Jahren habe ich es zugelassen, dass er dir die Scheidung einredete. Aber ich will verdammt sein, wenn ich so etwas noch einmal hinnehme.”
Sie seufzte. “Falls es dir entgangen sein sollte — wir sind nicht mehr verheiratet.”
“Wir könnten es sein, wenn ich überzeugt wäre, du würdest erwachsen genug sein, deine Bindungen an Springdale zu kappen.”
“Nein, das stimmt nicht!”, rief sie aufgebracht. “Ich bin nicht blind und ich bin auch nicht mehr das naive kleine Dummchen von damals. Seit wir von Springdale abgefahren sind, hast du darauf gelauert, dass ich einen Fehler begehe. Du wolltest dir beweisen, dass du beim ersten Mal Recht hattest und ich doch nicht die Richtige für den allwissenden Dr. Madison bin!”
“Und so falsch lag ich doch nicht, oder? Ein Anruf von zu Hause und noch bevor du den Hörer aufgelegt hast, geht unsere Beziehung den Bach hinunter. Nur weil ich die Dinge nicht so sehe wie du.”
“Vertrauen schafft Vertrauen, falls du es nicht weißt”, fauchte sie und stemmte die Hände in die Hüften. “Und das bedeutet, beide müssen bereit sein, ein Risiko einzugehen. Aber das willst du nicht, Grant. Ich habe dir alles gegeben, was ich habe, mein ganzes Herz, all meine Liebe — aber es ist immer noch nicht genug!”
“Das ist das Problem mit dir, Olivia”, sagte er schneidend. “Du bist immer bereit zu geben. Aber wenn es dann nicht nach deinen Vorstellungen geht, holst du dir auf der Stelle alles wieder.”
Ihr Gesicht wurde ausdruckslos. “Dann ist wohl nichts mehr dazu zu sagen. Ich packe zu Ende, besorge mir einen Mietwagen und fahre zum nächsten Flughafen.”
“Vergiss es.” Plötzlich war er der ganzen Sache schrecklich müde, wollte, dass alles vorbei war, ein für alle Mal. “Du bist nicht im Zustand, jetzt allein zu fahren. Ich bringe dich
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