Bianca Arztroman Band 0031
dankbar dafür.”
Kate hätte sich über diese Anerkennung freuen können. Aber sie fühlte sich schuldig. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Ethan in gewisser Weise betrogen hatte, indem sie hinter seinem Rücken und gegen seinen Willen Jodie angestiftet hatte, ihre Physiotherapie selbst zu machen. Es war Kate äußerst unbehaglich bei dem Gedanken, dass er weit weniger freundlich von ihr denken würde, wenn er die Wahrheit wüsste.
Sie drehte sich um, um zurück ins Haus zu gehen. In ihrer Kehrtwendung stolperte sie über einen der Steinlöwen, die links und rechts am Fuß der Stufen zum Eingang Wache hielten. Sie wäre hingefallen, wenn Ethan sie nicht noch geistesgegenwärtig aufgefangen hätte.
“He, seien Sie vorsichtig”, rief er aus.
Für einen Moment, während sie versuchte, wieder ins Gleichgewicht zu kommen, berührte sie mit ihrer Hand seine Brust und spürte durch sein Hemd hindurch seine warme Haut. Sie fühlte, wie stark sein Herz schlug im selben Augenblick, da sich ihr eigener Puls rasend beschleunigte. Ihre Knie begannen zu zittern. Mein Gott, was mache ich hier? dachte sie. Simon war der erste und einzige Mann in ihrem Leben gewesen. Wie konnte es sein, dass sie sich jetzt wünschte, Ethan würde seine Hände fester um ihre Hüften legen und sie streicheln. Entsetzt wich sie zurück.
“Was ist los, Kate?”, fragte Ethan verwundert, als sie einen raschen Schritt zurücktrat und ihn erschreckt anstarrte.
“Nichts … gar nichts”, stammelte Kate. “Mir ist nur eingefallen … es ist längst Zeit für Jodies Therapie. Entschuldigen Sie. Ich muss gehen!”
“Kate, so warten Sie doch einen Augenblick!”
Aber Kate drehte sich um und rannte ins Haus, als ob der Teufel hinter ihr her wäre.
3. KAPITEL
“Kartoffeln, Mehl, Käse, Kaffee …” Rhona tippte nachdenklich mit dem Ende des Bleistiftes auf ihre Einkaufsliste. “Soll ich Ihnen noch etwas vom Einkaufen mitbringen, Kate?”
“Nein danke. Es sei denn, Sie können irgendwo eine kühle Brise auftreiben”, meinte Kate, während ihr die Schweißperlen zwischen den Schulterblättern herunterrannen.
“Diese Hitze heute ist mörderisch”, stimmte Rhona zu. “Wann kommt Dr. Torrance? Um zehn, nicht?” Sie hatte das diesen Morgen schon zweimal gefragt. Jeder im Haus wartete angespannt auf das Ergebnis von Jodies Quartalsuntersuchung. Erst recht Kate, nachdem sie in der Frühe festgestellt hatte, dass Jodies Sputum ein wenig dunkler war als gewöhnlich.
“Das wird er schon sein”, rief Rhona aus, als die Türglocke von fern zu hören war. “Gebe Gott, dass alles in Ordnung ist mit unserer Kleinen.”
Kate pflichtete der Köchin stumm bei, als sie ging, um die Tür zu öffnen.
“Alles in allem bin ich mit Jodies Zustand sehr zufrieden”, meinte Dr. Torrance, als er sich einige Zeit später mit Ethan und Kate ins Arbeitszimmer setzte. “Sie hält ihr Gewicht. Ihr Zucker ist in Ordnung und ihr EKG auch. Das ist immer das Wichtigste. Allerdings hat sie eine ganz leichte Infektion …”
“Wie leicht?”, hakte Ethan sofort nach, und richtete sich auf seinem Schreibtischsessel auf.
“Praktisch unbedeutend.” Bill Torrance lächelte ihm ermutigend zu. “Das kann auch mit dieser Hitze heute zu tun haben.”
“Schlagen Sie eine besondere Behandlung vor?”, fragte Kate und griff nach ihrem Notizbuch.
“Sie sollte vor dem Abklopfen inhalieren. Dazu werde ich ihr Antibiotika verschreiben, die sie nach der Physiotherapie einnehmen soll. Aber achten Sie darauf, dass sie dabei nicht durch die Nase einatmet, wenn sie das Mundstück benutzt. Das müsste fürs Erste eigentlich genügen.”
“Und wenn es nicht hilft?”, fragte Ethan.
“Dann kann ihr Kate im Bedarfsfall immer noch zusätzlich Antibiotika spritzen. Ich denke, Sie haben das Nötige zur Hand?” Der Arzt sah zu Kate hinüber. Sie nickte.
“Was ist mit der Zugabe von Verdauungsenzymen? Soll die Dosis bleiben?”, fragte Ethan.
Bill Torrance zog die Brauen zusammen. “Da Jodie kein Gewicht verloren hat, scheint es mit der Verarbeitung der Nahrung keine Probleme zu geben. Was macht ihr Stuhl, Kate?”
“Fest, alles bestens.”
“Dann sehe ich auch keinen Grund für eine Änderung der Enzymdosis. Und, Kate … seien Sie ja unerbittlich, was ihre Übungen und körperliche Bewegung angeht. Ich kann mir zwar vorstellen, dass sie bei diesem Wetter keine große Lust dazu hat”, … er lächelte, als Kate zustimmend nickte … “aber es muss sein.
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