Bianca Arztroman Band 0031
schreiben, damit die anderen wissen, wo wir sind.”
“Muss das sein?”, protestierte Jodie, während Kate einen Zettel von dem Notizblock an der Wand neben dem Telefon abriss. “Warum müssen wir immer allen Bescheid sagen, was wir gerade tun und wo wir sind? Wir sind doch keine Kinder mehr.”
“Natürlich nicht. Aber wenn wir Rhona nicht eine Nachricht hinterlassen, denkt sie womöglich, wir sind gekidnappt und in einen Harem verschleppt worden.”
“Klingt jedenfalls spannender als plantschen”, meinte Jodie.
“Vielleicht für dich”, bemerkte Kate. “Du bist jung und schön und wirst bestimmt die Lieblingsfrau des Scheichs. Währenddessen muss ich für den Rest meiner Tage Fußböden scheuern.”
Jodie sah sie mit einem abschätzenden Blick an. “Du bist doch auch noch nicht so alt. Du bist sicher … warte mal … noch fünf Jahre jünger als Daddy.”
“Zehn”, korrigierte Kate, während die das Picknick einpackte. “Es ist leider so, dass ein Mann über dreißig als in der Blüte seiner Jahre angesehen wird, während eine Frau, die sich den Dreißig nur nähert, schon als alte Schachtel gilt.”
“Daddy wird nie wieder heiraten, egal wie alt er ist”, stellte Jodie fest, während sie gemeinsam die Küche verließen und zum Arbeitszimmer gingen. “Dazu hat er meine Mutter zu sehr geliebt.”
“Das hat er bestimmt”, entgegnete Kate sanft, als sie sah, mit welchem Stolz Jodie das sagte. Kate legte die Notiz, die sie geschrieben hatte, aufs Ethans Schreibtisch. “So, die wissen Bescheid, wo wir stecken. Und jetzt können wir losgehen.” Gut gelaunt schlug Kate die Tür zum Arbeitszimmer hinter sich zu. Das Papier auf dem Schreibtisch wurde durch den Luftzug leicht von seiner Unterlage angehoben und flatterte wie zum Schabernack geradewegs in den Papierkorb.
“Der BMW steht in der Garage, Sir, und auch die Fahrräder sind alle da”, erklärte Ted. Sein sonst stets lachendes Gesicht war ernst und besorgt.
“Und was ist mit dem Bus? Wann fährt der überhaupt?”
Ted sah fragend auf Rhona, die in einem fort nervös den Zipfel ihrer Schürze um ihre Finger wickelte. “Der einzige Bus, der hier vorbeikommt, fährt morgens um halb zehn Richtung Hexham, Dr. Flett”, sagte sie mit Zittern in der Stimme. “Und um diese Zeit waren Kate und Jodie garantiert noch hier.”
Martin erschien in der Halle. Ethan drehte sich um und ging ihm rasch entgegen. “Irgendetwas Neues?”
“Nichts. Absolut nichts”, antwortete der Sekretär. “Ich habe alle Krankenhäuser im Umkreis von fünfzig Meilen abtelefoniert. Es ist nirgends jemand eingeliefert worden, bei dem es sich auch nur annähernd um Jodie oder Kate handeln könnte.”
“Wo zum Teufel können die denn stecken?”, rief Ethan ungeduldig. Sein Gesicht war blass vor Ärger und Anspannung. “Sie können sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.”
“Soll ich noch einmal das Grundstück durchkämmen, Sir?”, fragte Ted. “Ich könnte ja auch den Wald und die unteren Wiesen absuchen.”
“So weit werden sie bei dieser Hitze bestimmt nicht gelaufen sein”, mutmaßte Ethan. “Rhona, sind Sie sich hundertprozentig sicher, dass das Haus abgeschlossen war, als Sie zurückkamen? Haben Sie vielleicht etwas bemerkt, ein kaputtes Schloss oder eine eingeschlagene Scheibe?”
“Bestimmt nicht. Und die Türen waren auch alle abgeschlossen … Ich mache mir solche Vorwürfe, Dr. Flett”, fügte sie mit tränenerstickter Stimme hinzu, “ich hätte die beiden nicht allein lassen dürfen.”
Rastlos ging Ethan in der Halle auf und ab. Er dachte angestrengt nach, ob er nicht doch die Polizei benachrichtigen sollte. Eine innere Stimme mahnte ihm, nicht länger damit zu warten. Andererseits: Die Polizei anzurufen war gleichbedeutend damit, sich selbst einzugestehen, dass Jodie etwas zugestoßen sein könnte. Das allein ließ Ethan immer noch zögern.
“Ich fahre mit dem Wagen noch einmal die Umgebung ab”, entschloss er sich endlich. “Martin, Sie bleiben hier und passen auf das Telefon auf. Ted …” Ethan hielt einen Moment inne und schüttelte unwillig den Kopf. “Vielleicht ist es doch ganz gut, wenn Sie noch einmal das Grundstück durchforsten. Und suchen Sie gründlich. Vielleicht ist Jodie gestürzt und hat sich etwas gebrochen.” Niemand aus der Runde wagte den nahe liegenden Einwand, dass in diesem Fall längst Kate erschienen wäre, um Hilfe zu holen. “Und jeder, der etwas hört oder sieht, ruft mich sofort auf dem Handy
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