Bianca Arztroman Band 0031
“Herzlich willkommen auf den heimatlichen Gefilden der Hilliards … zum zweiten Mal. Oder möchtest du vielleicht gar nicht mehr mit hineinkommen?”
“Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ich in dieser Hinsicht meine Meinung ändere, und auch sonst nicht”, antwortete sie ruhig.
“Aber du denkst, dass ich es tun könnte?”, gab er zurück.
“Unter Umständen.”
“Vielen Dank für das Vertrauen.”
Suzannah zitterte. “Können wir hineingehen? Mir ist kalt.”
“Ja, natürlich.”
Nachdem Lafe die Tür aufgeschlossen hatte, trat er zurück und ließ sie zuerst hineingehen. Als sich ihre Körper trafen, zog er sie an sich und murmelte: “Schließ mich nicht schon wieder aus, Suzannah. Du warst mit deinen Gedanken in England, nicht wahr?”
Während sie sich an ihm festhielt, war die Verlockung, endlich all die Last abzuwerfen und ihm alles über ihre schuldhafte Vergangenheit zu erzählen, groß. Sie würde alles tun, um endlich Frieden zu haben. Es erschien ihr plötzlich so einfach. Aber noch war es nicht die Zeit für Bekenntnisse.
Sie hatte hin und wieder Stimmen gehört, die vom Ufer her kamen, aber bisher nur wenig Notiz davon genommen.
Jetzt ertönte ein gellender Schrei, gefolgt von panischen Rufen, und versetzte beide in geschockte Alarmbereitschaft. Während er seine Arme von ihr löste, sagte er: “Das sind die Teenager von nebenan. Sie sind häufig unten am Wasser. Oh Gott, bitte, lass nicht Geschichte sich selber wiederholen!”
Daraufhin begann er zu rennen. Suzannah folgte ihm. Aber er hängte sie spielend ab. Noch nie hatte sie jemanden so schnell rennen gesehen. Das Entsetzen von damals gab seinen Füßen Flügel.
Es waren drei Jugendliche am Ufer, ein Mädchen und zwei Jungen. Als Suzannah sich näherte, hörte sie Lafe mit rauer Stimme fragen: “Was ist los?”
“Es ist Saskia”, weinte das Mädchen. “Wir haben sie zum Schwimmen herausgefordert, und jetzt ist sie verschwunden.”
“Ich habe Euch doch vor den Felsen unter der Wasseroberfläche gewarnt!”, brüllte er und zog sich das Oberteil aus. “Und was glaubt ihr, wie wohl die Temperatur des Wassers zu dieser Jahreszeit ist? Die Kälte kann sie umbringen. Ist sie denn verrückt geworden?”
Lafe wartete nicht auf Antwort. Er watete bereits über die Felsen in das Wasser, und während die Gruppe an der Küste stehen blieb, schwamm er mit großen Zügen hinaus.
Das unregelmäßige Licht des Mondes ließ die See wie einen schwarzen, schäumenden Kessel aussehen. Suzannah stand starr vor Schreck und betete, dass dieses Mal nicht zwei Leben verloren gehen würden.
Nach einer Weile schrie einer der Jugendlichen heiser: “Er hat sie! Der Wikinger hat sie!”
Es stimmte. Lafe brachte das Mädchen an Land. Aber sie waren noch etwa zehn Meter vom Ufer entfernt.
Suzannah zog ebenfalls ihren obersten Pullover aus, um ihm bei eventuellen Schwierigkeiten zur Hilfe zu kommen. Aber Lafe, wie er nun einmal war, ließ nicht noch eine weitere junge Frau zu ihm in das Wassergrab kommen. Als würde die See seine Opfer noch einmal ausspucken, kam eine Welle hinter ihnen auf und spülte sie auf bewachsenes Ufer.
Während sie den leblosen Körper des Mädchens von der Wasserkante wegzogen, schleppte sich Lafe ebenfalls hinauf und blieb japsend neben ihr im Gras liegen. Suzannah begann sofort, das Kind wiederzubeleben. Die Jugendlichen standen um sie herum.
In den ersten Momenten gab das Mädchen keine Reaktion von sich. Aber Suzannah fuhr mit der Wiederbelebung fort. Plötzlich kam ein Strom Wasser aus dem Mund des Mädchens, und sie stöhnte leise.
“Geht und ruft einen Krankenwagen”, sagte sie zu den Jungs. Zu dem anderen Mädchen sagte sie: “Wir müssen sie ins Haus bringen und ihr trockene Kleidung anziehen. In diesen nassen Sachen wird sie noch erfrieren. Wir tragen sie zusammen.”
Lafe stand mühevoll auf. “Ich trage sie”, sagte er. Und bevor Suzannah noch protestieren konnte, hatte er den kraftlosen Körper auf den Arm genommen und eilte damit zum Eingang des Hauses.
7. KAPITEL
Nachdem sich die Rettungssanitäter um die durchnässte Saskia gekümmert hatten und der Krankenwagen mit ihr davongeeilt war, gingen Lafe und Suzannah zurück zu seinem Haus.
Er war noch immer in seinem völlig durchnässten Wikinger-Outfit. Und bevor er ins Badezimmer ging, um ein heißes Bad zu nehmen, sagte er sarkastisch: “Ich gebe wohl gerade kein sehr eindrucksvolles Bild ab?”
“Was du da draußen geleistet hast,
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