Bianca Arztroman Band 0031
haben, Serena.”
Auf dem Weg wünschte sich Suzannah, dass Serena eine nicht so attraktive Besucherin gewesen wäre. Was tat sie in Neufundland? War sie spontan zu Besuch gekommen, oder hatten sie es beide geplant?
Wie auch immer, es war nicht ihre Angelegenheit … nicht mehr.
Die sechsundsiebzigjährige Myrtle Stephens hatte eine Lungenentzündung und war durch ihre Zuckerkrankheit fast blind.
Als sie in das Zimmer der alten Dame ging, von wo aus man auf das Meer sehen konnte, musste Suzannah feststellen, dass es der Frau wirklich nicht gut ging.
“Ihre Lungen sind sehr angegriffen”, erklärte sie der Schwester, nachdem sie die Dame untersucht hatte. “Mrs. Stephens muss ins Krankenhaus eingewiesen werden. Ich kümmere mich darum, dass sie so bald wie möglich abgeholt wird.”
“Ja, ich verstehe”, sagte die Krankenschwester nüchtern. “Aber es wird sehr schwer für sie sein, da Mrs. Stephens nichts sehen kann und sich in der neuen Umgebung überhaupt nicht zurechtfinden wird.”
Suzannah nickte verständnisvoll. “Ich habe leider keine Wahl”, erklärte sie der Patientin mitfühlend.
“Es sei denn, ich sterbe”, keuchte Myrtle und sah Suzannah mit feuchten Augen an. “Werde ich sterben?”
“Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern kann”, antwortete Suzannah fröhlich.
“Nun gut, dann machen wir uns besser auf den Weg”, sagte die alte Dame und fügte noch hinzu: “Schwester, Sie können den Leuten hier sagen, dass ich zurückkommen werde und sie weiterhin belästige.”
Suzannah streichelte ihre Hand. “Das ist die richtige Einstellung, Mrs. Stephens.”
Die Menschen hier in Neufundland sind hart im Nehmen, dachte Suzannah, als sie zurück zur Klinik fuhr. Aber wie konnten sie so lange ohne medizinische Versorgung auskommen?
Von Lafe und seiner Besucherin gab es keine Spur. Als Suzannah zu den anderen Kollegen und Kolleginnen trat, die gerade ein schnelles Mittagessen zu sich nahmen, erklärte Linda, als hätte sie Suzannahs Gedanken gelesen: “Lafe ist mit seinem Besuch zum Mittagessen ins Motel gefahren.”
“Ah ja”, antwortete sie kühl und versuchte den Schmerz zu verbergen. “Ich werde meine Mittagspause in der Hütte verbringen. Ich muss dringend ein Telefonat führen.”
Seitdem Nigel aufgetaucht war, hatte sie tatsächlich vorgehabt, dieses Telefonat zu führen.
Als Malcolms Stimme am anderen Ende der Leitung ertönte, klang erneut so viel Freude mit. “Suzannah!”, sagte er. “Wie schön, von dir zu hören. Was kann ich für dich tun?”
“Du könntest mir erklären, warum Nigel mich hier in der Wildnis Neufundlands aufsucht, Malcolm”, sagte sie auffällig ruhig. “Er ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und litt an einer Hirnhautentzündung. Nachdem es ihm wieder etwas besser ging, erklärte er mir, dass er mich zurückhaben wollte. Aber ich glaube ihm nicht. Außerdem ist er wirklich der letzte Mensch, mit dem ich irgendetwas zu tun haben möchte. Nachdem er hier meinem Vorgesetzten von den Ereignissen in England erzählt hat, ist er wieder abgefahren. Aber ich fürchte, dass er keine Ruhe gibt.”
“Dieser Mann wird sich niemals ändern”, sagte Malcolm mit angespannter Stimme. “Ich kann dir keine Erklärung liefern. Aber vielleicht kann ich doch ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen.”
“Ja?”, sagte sie hoffnungsvoll.
“Ich habe gehört, dass ihn seine Selbstsicherheit in dem Londoner Krankenhaus erneut in Schwierigkeiten gebracht hat. Offenbar braucht er jetzt jede Art von Unterstützung. Und eine Versöhnung mit dir wäre ein Zeichen für seine Unfehlbarkeit. Ich glaube, er ahnt, dass er dieses Mal nicht so glimpflich aus der Affäre kommt. Er ist nicht in der Position, um dir in Neufundland Schwierigkeiten zu bereiten. Du hast Dr. Hilliard doch sicherlich erzählt, dass du von allen Anschuldigungen freigesprochen worden bist?”
Suzannah antwortete nicht. Sie sagte nur voller Dankbarkeit: “Ich liebe dich, Malcolm.”
Er kicherte trocken. “Ich dich auch, kleine Suzannah. Viel Glück.”
Einen Gefallen hatte der arrogante Arzt ihr wirklich getan: Er hatte ihre Vergangenheit offengelegt. Warum nur hatte sie Lafe nicht selber davon erzählt?
Der Grund war nicht, dass sie ein Feigling war. Es war vielmehr die grauenvolle Erinnerung an das leere Bett, das sie damals erblickte. Es war so schwer, darüber zu sprechen.
Und jetzt versuchte dieser Mann, sie als eine Art Rückendeckung wieder in sein Leben zu locken. Suzannah nahm
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