Bianca Arztroman Band 0031
die Augen und starrte Niall Gillespie erstaunt an. Er lehnte sich an einen der Pfosten, und auf seinem Gesicht entdeckte sie einen Ausdruck, der die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu neuem Leben erweckte.
Sie brachte die Schaukel zum Halten und überlegte krampfhaft, was sie sagen sollte, aber es gelang ihr nicht, Ordnung in ihr Gedankenwirrwarr zu bringen. Sie konnte erst sprechen, als sie Adair bemerkte.
“Willst … willst du sie fliegen lassen?”, fragte sie und hatte keine Schwierigkeiten, ihn zu duzen. Außerhalb der Arbeit war das nichts Außergewöhnliches unter Kollegen.
“Ja.” Er sah den Vogel an, und Sarah hatte das Gefühl, dass sich seine Stimme nun rauer anhörte. “Ich konnte nicht schlafen, deswegen wollte ich ein wenig frische Luft schnappen.”
Er schaute auf, und seine grünen Augen schienen zu lodern, als er sie betrachtete. “Konntest du auch nicht schlafen, Sarah?”
“N…nein.” Sie vermied es, ihm in die Augen zu schauen, als sie von der Schaukel kletterte, denn sein Blick machte sie nervös. “Ich weiß auch nicht, warum. Weiß Gott, müde genug war ich ja!”
“Ich weiß, was du meinst.” Niall seufzte tief. Er streichelte den Vogel, bevor er Sarah wieder in die Augen sah, aber diesmal wirkte er sehr nachdenklich. “Manchmal ist man so müde, dass man sich nicht mehr auf den Beinen halten kann, aber es reicht immer noch nicht aus, um den Geist von allen Gedanken, die einen plagen, zu befreien.”
Diese Worte beschrieben genau, wie sie sich an diesem Morgen gefühlt hatte, und dennoch ahnte Sarah, dass er auf etwas anderes anspielte als ihre heutige Schlaflosigkeit. Sie wollte ihn fragen, aber sie hatte Angst, ihm dabei zu nahe zu treten.
“Das klang sehr philosophisch, nicht wahr?” Er lachte sanft und versuchte, die Stimmung etwas aufzuheitern. “Es ist ein viel zu schöner Morgen, um sich darüber Gedanken zu machen. Was hältst du davon, mich zu begleiten und mit mir diese schöne Dame fliegen zu lassen?”
“Ich? Nein, ich kann nicht! Wirklich, ich muss zurück …” Sie hielt inne, als sein warmes Lächeln plötzlich von seinem Gesicht wich.
“Entschuldigung, ich möchte dich nicht länger aufhalten. Dawson fragt sich sicherlich schon, wo du so lange bleibst.”
“Wo ich bleibe …?” Sarah fühlte die Röte auf ihren Wangen, als sie seine Anspielung verstand. “Ach Mike! Der hat mich nur nach Hause gefahren! Er ist nicht … Wir sind nicht …” Sie hielt inne, als sie bemerkte, dass sie nur sinnlos vor sich hin stotterte.
“Ich verstehe. Da habe ich wohl einen falschen Schluss gezogen.” Niall klang ganz ruhig, aber Sarah war ganz verwirrt.
Hatte Niall wirklich gedacht, dass sie etwas mit Mike hatte? Das war für sie so abwegig, dass sie nicht mal an die Möglichkeit gedacht hatte.
Sarah klopfte den Sand von ihren Schuhen ab, während sie über eine glaubwürdige Ausrede nachdachte, denn sie hatte das Gefühl, die Spannung, die sie in seiner Nähe verspürte, nicht mehr auszuhalten. Aber ihr fiel wirklich nichts ein.
“Kommst du nun mit?”, drängte Niall. “ Na komm schon, Sarah, sag Ja!” Er lachte über ihr zögerndes Verhalten und sprach mit einem ironischen Unterton. “Ich versichere dir, dass es deinem Ruf nicht schaden wird. Schließlich nehmen wir ja eine Anstandsdame mit!”
“Eine Anstandsdame”, wiederholte sie ahnungslos. Sie schaute ihn verwirrt an und fühlte, wie sich ihr Herz zusammenzog, als er sie anlächelte. Sein Lächeln erleuchtete sein ganzes Gesicht, und er wirkte dadurch jünger und noch schöner.
Als sie bemerkte, dass ihr noch allerhand anderes an ihm auffiel, hatte sie das Gefühl, dass sich ihr Herz von ihrem Körper losmachen wollte. Er hatte den Anzug, den er üblicherweise im Krankenhaus anhatte, gegen eine lässige Jeans und ein helles Sweatshirt eingetauscht. Seine Bekleidung vermindert seine Anziehungskraft keineswegs, dachte sie etwas verzweifelt, ganz im Gegenteil.
Sie wusste, dass sie ihn anstarrte, aber sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Sein muskulöser Körper fesselte sie, und die Konturen seiner starken Oberschenkel, die die eng anliegende Hose nur betonte, seine Hüften, seine Männlichkeit …
Sarah atmete tief durch und wandte widerwillig ihren Blick nach oben. Sie bemerkte aufgeregt, wie sich sein Sweatshirt an seinen Oberkörper schmiegte und sich an den Schultern straffte. Offensichtlich hatte er sich nicht darum gekümmert, sich vor dem Spaziergang noch zu rasieren, und der
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