Bianca Arztroman Band 0031
Erkrankung, die nichts mit einer Infektion zu tun hat und deswegen nicht ansteckend ist, verstanden?”
Sie wandte sich an Joyce. “Wollen Sie nicht mit mir kommen, Joyce? Ich koche Ihnen einen Tee. Geben Sie mir Sam, ich nehme ihn.”
“Nein.” Joyce drückte das Baby an sich. Sie stand auf, schaute sich einmal im Raum um und ging ohne ein weiteres Wort aus der Tür. Sarah folgte ihr und war ganz froh, dass sich die anderen zwei Frauen ziemlich beschämt ansahen. Sie hatten auch allen Grund dazu.
“Hier, Joyce, setzen Sie sich hin, während ich das Wasser aufsetze.” Sie führte Joyce zu einem Stuhl im Schwesternzimmer, machte den Tee und war froh, als sich Joyce ein paar Minuten später wieder im Griff hatte. Sarah stellte eine Tasse neben Joyce auf den Tisch und lächelte sie ermutigend an.
“Sie verstehen es einfach nicht, Joyce. Aber das ist wohl keine Entschuldigung.”
“Ach, ich weiß nicht.” Joyce zwang sich zu einem Lächeln. “Vielleicht ist es ganz natürlich, dass sie sich Sorgen machen. Es ist merkwürdig, denn ich wusste ja, dass mich solche Vorfälle erwarten würden, aber es hat mich wirklich umgehauen, als Trisha sich beklagte, dass ich mit ihr auf einer Station liege.”
“Ich hatte das Gefühl, dass sie die Anstifterin ist.” Sarah seufzte und nippte an ihrem Tee. “Ich kann leider nichts anderes tun, als mich zu entschuldigen. Falls wir geahnt hätten, dass so etwas passiert, dann hätten wir Trisha nicht auf Ihre Station gelegt.”
“Ach, ich denke, dass ich mich daran gewöhnen muss”, seufzte Joyce und streichelte Sams Kopf. “Es werden noch andere Menschen böse Bemerkungen machen, also muss ich mir eine dickere Haut wachsen lassen. Die meisten Leute, die erfahren haben, dass ich ein behindertes Kind erwarte, haben Ralph und mich für verrückt erklärt, weil wir keinen Abbruch haben machen lassen.”
“Tut es Ihnen nun leid, dass Sie nicht abgetrieben haben”, fragte Sarah vorsichtig.
Joyce schüttelte entschieden den Kopf. “Nein, das bereue ich überhaupt nicht. Vielleicht wäre es für viele Frauen die richtige Entscheidung, und ich würde das auch nicht verurteilen. Aber für Ralph und mich stand das nicht zur Debatte. Sam ist trotz seiner Behinderung unser Sohn und wir lieben ihn.”
“Das ist alles, worauf es ankommt.” Sarah stand auf. “Und was machen wir jetzt? Möchten Sie auf der Station bleiben, oder sollen wir Sie verlegen?”
“Ein Teil von mir möchte dort bleiben, damit die anderen nicht denken, dass ich mich für Sam schäme, aber ein anderer Teil möchte nicht mehr mit solchen Unannehmlichkeiten konfrontiert werden”, gestand sie.
“Dann werde ich mich darum kümmern, dass Sie verlegt werden. Auf lange Sicht wird es für Sie und für Sam das Beste sein. Diese Art von Aufregung sollten Sie jetzt vermeiden”, erklärte Sarah einfühlsam.
Sie ließ Joyce den Tee austrinken und ging dann zu Irene, um ihr über das Geschehene zu berichten. Als sie fertig war, schüttelte Irene ungläubig den Kopf.
“Dass es heutzutage noch so viel Unwissenheit gibt! Arme Joyce. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass das alles mit dem Freund von Trisha zu tun hat. Eine der Nachtschwestern hat ihn angetroffen und empfand ihn als sehr unangenehm. Scheinbar hat er Trisha verlassen, als sie im sechsten Monat schwanger war. Ich glaube, er ist mit einer anderen durchgebrannt. Diese Beziehung scheint aber nicht von langer Dauer gewesen zu sein, und als er anfing, handgreiflich zu werden, hat ihn diese andere Frau kurzerhand rausgeschmissen. Wahrscheinlich ist er deswegen wieder bei Trisha aufgetaucht.”
“Und sie will ihn um alles in der Welt halten, deswegen würde sie alles tun, um ihm zu gefallen”, vermutete Sarah.
“Wahrscheinlich. Aber das bringt uns auch nicht weiter, nicht wahr?” Irene runzelte die Stirn. “Ich habe keine Ahnung, in welches Zimmer wir Joyce legen sollen. Es sind heute Nachmittag fünf neue Aufnahmen eingegangen, und zwei Mütter befinden sich im Kreißsaal. Wir platzen aus allen Nähten.”
“Eine richtige Babyflut”, lachte Sarah. “Das ist typisch für den September. Das Resultat von weihnachtlicher Stimmung!”
Irene lachte, dann hatte sie einen Einfall. “Wie wäre es, wenn wir Joyce zu Ariel legen? Es geht ihr schon so gut, dass ich keine Schwierigkeiten sehe. Und es ist das einzige freie Bett, das uns momentan zur Verfügung steht. Ich möchte Joyce nicht auf eine andere Station verlegen, in der ihr das gleiche
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