Bianca exklusiv 0177
mehr richtig in der Lage, sie vor dem Regen zu schützen, der ihr in den Nacken platschte, und sie zitterte vor Kälte. Plötzlich jedoch hob sie den Kopf, irgendetwas ließ sie alarmiert aufblicken. Die Leute eilten an ihr vorbei, als ob es sie nicht gäbe.
Becky hatte sich während der vergangenen fünf Monate an dieses Gefühl bereits gewöhnt. Sogar nach der relativ langen Zeit, die sie in der Stadt allein lebte, konnte sie es nicht vertragen, wenn jemand sie auf eine rüde Weise überging … Oder sich mit etwas, was ihr lieb und teuer war, einfach davonmachte.
Das Verhalten dieses arroganten Schnösels machte sie noch immer wütend, und wenn er jetzt hier vor ihr stünde, würde sie wahrscheinlich … Sie wurde sein Bild nicht los. Dieser attraktive Mann im super-teuren Dreiteiler mit super-ausgeprägtem Selbstbewusstsein, einem super-tollen Aussehen und einem super-arroganten Grinsen gehörte nicht zu den Typen, die man einfach so mir nichts, dir nichts übersehen konnte.
Wahrscheinlich hatte sie ihn angestarrt wie eine dumme Gans. Die ich eigentlich ja auch bin, dachte Becky. Sie ließ die Schultern hängen. Vielleicht hatte ihr Bruder doch recht. Vielleicht sollte sie nach Woodbridge zurückkehren, einen Mann wie Frankie McWurter heiraten und sich einen Haufen Kinder mit vorstehenden Zähnen und großen Ohren anschaffen, die alle aussahen wie ihr behaarter Vater, der ständig seine Fingergelenke knacken ließ.
Becky schauderte es vor ihrer eigenen Gemeinheit und der Aussicht einer Ehe mit einem kleinstädtischen Casanova. Andererseits, überlegte sie, sollte ich vielleicht doch in Chicago bleiben und noch einmal versuchen, einen Job zu finden. Immerhin, nach einem Tag wie diesem, konnte es da noch schlimmer kommen?
Sie ging weiter unter dem flatternden Schirm, blieb jedoch kurz darauf erneut völlig entnervt stehen und schloss ihn kurzerhand. Sie holte all die verbleibenden Münzen aus der Manteltasche und schaute auf die geöffnete Hand. „46 plus einem 25-Cent-Stück, das macht …“
Plumps.
„71“, mischte sich eine tiefe männliche Stimme ein.
„Mein Talisman“, flüsterte Becky und sah von dem nur leicht zerdrückten Babyschühchen zu dem Mann auf, der es in ihre Handfläche zu den Münzen hatte fallen gelassen.
„Ja, Ihr Talisman, der es mir verübelt hat, dass ich ihn einfach mitgenommen habe. Der Tag ist für mich nicht gut angelaufen.“
Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als sie so nahe vor dem Mann stand und ihm in die Augen schaute. „Oh, wirklich?“
„Ja, wirklich.“
„Ich habe dort überall nach Ihnen gesucht.“ Sie wies auf den Wolkenkratzer weit hinter ihr. „Außerdem bin ich in den nächsten Lift gestiegen, um Sie abzufangen.“
„Und ich war die Treppe hinuntergelaufen, um Sie abzufangen.“
„Wirklich?“
„Ja, wirklich. Was glauben Sie? Dass ich mich mit ihrem Glücksbringer auf Nimmerwiedersehen einfach so abgesetzt hätte?“
Genau das hatte sie geglaubt. „Ah, nein, ich …“
„Ich war überrascht, dass ich Sie nicht finden konnte. Ich habe in der Eingangshalle nach Ihnen gesucht, aber Sie schienen wie von der Bildfläche verschwunden zu sein. Statt zu viel Zeit mit Suchen zu vergeuden, bin ich hinauf zu meinem Büro gefahren und habe meine Sekretärin beauftragt, Sie ausfindig zu machen.“
„Wirklich?“ Wow, dachte Becky, ich und mein kleiner Glücksbringer haben das alles in Gang gesetzt?
„Ja, wirklich. Doch Miss Harriman hatte auch kein Glück. Wie konnte das sein? Haben Sie die Treppe nach unten genommen, nachdem Sie im Lift hinaufgefahren sind?“
„Nein.“ Becky atmete den Geruch von Regen und Auspuffgasen ein, in den sich ein Hauch von herbem Aftershave mischte, der seinem teuren Mantel anhaftete. „Ich, aah, ich hatte keine Ahnung, in welchem Stockwerk Sie ausstiegen, und deshalb habe ich … nun ja, da habe ich alle Knöpfe im Lift gedrückt, und wenn die Türen sich öffneten, habe ich schnell den Kopf rausgesteckt, um nach Ihnen zu sehen.“
„Das hat Sie bei den Mitfahrern zweifellos besonders beliebt gemacht.“
„Ach, ich denke, wenn man ein wenig geistesgestört wirkt, dann halten die Leute sich lieber mit ihren Klagen zurück.“ Sie öffnete die Arme, so als ob sie sagen wollte: Und ich bin ein Beweis dafür.
Clark Winstead betrachtete sie lang und ausgiebig. Sein Blick wanderte gemächlich von ihren durchweichten Schuhen bis hinauf zur hoffnungslos durcheinandergebrachten Frisur. Ein verstecktes Lächeln zuckte
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