Bianca Exklusiv 0189
gesprochen hatte, und wollte auch noch den Rest hören. Sie musste es einfach wissen.
„Und danach bist du ins Ausland gegangen“, sagte sie nun leise und ließ sich aufs Sofa sinken, bevor ihr die Beine noch gänzlich den Dienst versagten.
„Ja, ich bin weit weg von zu Hause gegangen. Ganz klassisch! Wütender junger Mann mit einem bisschen Geld in der Tasche flüchtet sich nach gescheiterter Beziehung in die Fremde. Ich habe viele Fehler gemacht, aber letztlich waren sie fast alle zu etwas gut. Ich wurde erwachsen, lernte meine Stärken und Schwächen kennen und stellte fest, dass ich mehr von meinen Eltern hatte als mir lieb war. Auch ich war mir selbst genug. Ich konnte allein klarkommen.“
„Jeder braucht jemanden, Conrad.“
„Da irrst du dich aber, Sephy! Ein Leben lang redet man uns ein, wir wären Rudeltiere, weil es der Regierung dann leichter fällt, die Massen zu kontrollieren. Das ist alles. Ehe und Familie sind nicht notwendig, um Erfolg im Leben zu haben und zufrieden zu sein. Ich bin der lebende Beweis dafür.“
„Was für ein Quatsch!“ Wäre Sephy nicht so müde gewesen und hätten sie nicht diese furchtbaren Kopfschmerzen geplagt, hätte sie sich ihre Antwort vielleicht zweimal überlegt.
Aber sie hatte die Worte schon ausgesprochen, bevor sie groß darüber nachdenken konnte, und fuhr gleich darauf fort: „Absoluter Schwachsinn. Es ist das Normalste von der Welt, dass zwei Leute, die sich lieben, auch eine Familie gründen. Wenn es schiefgeht, kann es tragisch enden, wie im Fall deiner Eltern. Aber das heißt noch lange nicht, dass es notwendigerweise so kommen muss. Wenn überhaupt, dann bist du der lebende Beweis dafür, wie wichtig der Rückhalt in der Familie ist. An dir sieht man doch, was mit jemandem passiert, der von seinen Eltern nicht geliebt wird.“
Conrad sah sie starr an, während sich sein markantes Gesicht immer mehr zu röten schien, je mehr Zeit über Sephys Worte verging.
Eine Weile herrschte angestrengtes Schweigen, bis Conrad eisig erklärte: „Vielen Dank für diese Einschätzung, aber ich glaube, dass ich mich dafür doch ganz gut geschlagen habe.“
„Ja, materiell gesehen hast du alles, was du dir wünschen kannst. Aber Geld und Besitztümer sind gar nichts“, erklärte Sephy, woraufhin Conrad zynisch feststellte: „Da draußen gibt es zahlreiche Frauen, die das völlig anders sehen.“
„Ja, bestimmt“, pflichtete Sephy ihm bei und dachte: Das war’s! Das ist das Ende meiner Liebesromanze mit Conrad Quentin.
Sie hatte ihn zu sehr beleidigt. Nun gab es kein Zurück mehr. Sie konnte es an seinem eisigen Blick erkennen. Conrad sah aus, als würde er sie am liebsten mit bloßen Händen erwürgen.
Trotzdem fügte Sephy noch hinzu: „Und diese Frauen sind die gleichen gefühlsmäßigen Krüppel wie du. Das tut ihnen selbst nicht gut und anderen auch nicht. Das Leben ist mehr, als leistungsfähig im Bett zu sein, Conrad, oder Leute in Angst und Schrecken zu versetzen, wenn man als mächtiger Firmenchef in ein Gespräch geht.“
„Bist du jetzt fertig?“ Conrad bemühte sich nicht mehr, seinen Sarkasmus zu verbergen, und fügte nun beißend hinzu: „Wie kommst du eigentlich darauf, dass du in Sachen menschliche Beziehungen die Weisheit mit Löffeln gefressen hast?“
„Das habe ich nie behauptet!“, erwiderte Sephy aufgebracht. „Aber ich weiß, dass du mit deinen Ansichten völlig im Unrecht bist.“
„Oh, jetzt reicht’s mir aber damit!“ Wütend blitzte Conrad sie an. „Da draußen wartet ein Millionenpfundgeschäft darauf, abgeschlossen zu werden. Das ist das richtige Leben! Und wenn ich dadurch, dass ich gleich einige Leute in Angst und Schrecken versetze, die Millionen einstreichen kann, war das ein erfolgreicher Tag für mich.“
„Wenn das alles ist, was du hast“, sagte Sephy und sah wehmütig von ihrem Platz auf dem Sofa zu Conrad auf, „kannst du einem nur leidtun.“
„Heb dein Mitleid für jemanden auf, der es nötig hat, Sephy. Ich brauche es jedenfalls nicht.“
„Nein, natürlich nicht, das hatte ich ja ganz vergessen!“, erklärte Sephy spöttisch. „Du brauchst niemanden, Conrad, nicht wahr?“
„Verdammt richtig.“
Conrad würde nie jemanden finden, der ihn so liebte wie sie, und da stand er und warf seine Chance auf Glück einfach weg, und ihre gleich dazu. Das war alles so unfair! Sephy wusste, dass er sie nun für immer verlassen würde, und wappnete sich innerlich dagegen, nicht noch einmal auf ihn
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