Bianca Exklusiv 0189
zuzugehen und mit Worten zurückhalten zu wollen.
An der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um, und Sephy nickte ihm zum Abschied tapfer zu, auch wenn ihr bei Conrads Gesichtsausdruck das Blut in den Adern gefror.
Und dann fiel die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss.
Sephy hörte noch, wie Conrad die Treppe hinunterlief und nach einigem Zögern die Haustür zuknallte. Erst danach barg sie das Gesicht an der Rückenlehne des Sofas und ließ den krampfhaft zurückgehaltenen Tränen freien Lauf. Dabei sagte sie sich immer wieder, sie habe doch gewusst, dass es mit Conrad so enden würde, konnte sich aber nicht erklären, warum es trotzdem so wehtat, dass er nun für immer gegangen war.
Es dauerte wenigstens eine halbe Stunde, bis sich Sephy wieder so weit beruhigt hatte, dass sie aufstehen konnte. Dabei stellte sie fest, dass sie sich auch körperlich nicht wohl fühlte – was sie ihrer allgemeinen Niedergeschlagenheit zuschrieb. Der Hals brannte ihr wie Feuer, sie hatte den Eindruck, als hämmerten in ihrem Kopf lauter kleine Männchen, und außerdem fühlte sie sich so erschöpft, als hätte sie gerade einen Marathonlauf durch London hinter sich.
Mühsam schleppte sie sich zurück ins Bett und schlief, trotz ihrer Verzweiflung über die Trennung von Conrad, sofort ein. Erst geraume Zeit später – wie viel Zeit inzwischen vergangen war, konnte Sephy nicht sagen – fühlte sie, wie jemand sie sanft an den Schultern rüttelte, während eine weibliche, sehr besorgt klingende Stimme immer wieder sagte: „Sephy, Sephy, mach die Augen auf, bitte sprich mit mir!“
Es war Maisie.
„Was … was ist denn los?“, fragte Sephy noch ganz benommen, als sie an Maisies Stimme hörte, dass ihre Freundin kurz davor war, in Tränen auszubrechen.
„Ich habe stundenlang geklingelt und dann versucht, dich telefonisch zu erreichen. Wir wollten uns doch zum Frühstück treffen, mit Croissants, weißt du es nicht mehr?“ Maisie klang richtig besorgt. „Aber du hast einfach nicht aufgemacht. Da habe ich mir von Jerry den Generalschlüssel geben lassen. Du weißt ja, dass er von der Hausverwaltung den Auftrag hat, bei Bedarf nach dem Rechten zu sehen. Er wartet übrigens im Wohnzimmer.“
„Tatsächlich?“ Sephy versuchte, sich aufzusetzen. Aber ihr tat alles weh, und sie fühlte sich ganz furchtbar, sodass es viel einfacher war, sich gleich wieder in die Kissen fallen zu lassen.
Maisie befühlte ihr die Stirn. „Du hast ja Fieber! Ich lasse sofort den Arzt kommen.“
Sephy hörte noch, was Maisie sagte, aber es war ihr viel zu anstrengend, darauf zu antworten. Genauso erging es ihr, als der Arzt sie untersuchte und Fragen stellte. Die ganze Zeit über hatte sie den Eindruck, als stünde sie am Ende eines langen, nebligen Tunnels und könnte die anderen nicht erreichen.
„Man sollte sie nicht allein lassen …“, sagte der Arzt schließlich, und Sephy wunderte sich, dass sie das trotz ihrer heftigen Kopfschmerzen mitbekommen hatte. „… wenn Sie mich brauchen, rufen Sie mich sofort an – egal, um welche Uhrzeit. Und sie muss auf jeden Fall beobachtet werden.“
Sephy wollte dagegen protestieren, dass man sie wie ein Baby behandelte. Sie wollte sagen, dass sie schon wieder in Ordnung käme, wenn man sie nur endlich in Ruhe ließe. Aber als sie sich aufzurichten versuchte, schien sich plötzlich das Zimmer um sie zu drehen, und Menschen, Möbel und Dekorationsgegenstände mischten sich zu einem bunten Farbwirrwarr, das ihr auch noch das letzte bisschen Kraft raubte.
Die nächsten vierundzwanzig Stunden versank Sephy in einem Durcheinander unzusammenhängender Traumsequenzen und verschwommener Wahrnehmungen. Dabei hatte sie die ganze Zeit das Gefühl, aus einem tiefen Abgrund herauskrabbeln zu müssen. Einmal bildete sie sich sogar ein, Conrad und Maisie zu hören, die sich lautstark unterhielten. Aber jedes Mal, wenn Sephy glaubte, den Abgrund erklommen zu haben, verschwammen die Bilder und Laute erneut und wurden zu einer dicken Decke, die sich über sie zu legen und durch ihr Gewicht zurück in die Tiefe zu zerren schien …
Irgendwann merkte Sephy dann, dass sie wieder ganz bei sich war. Eine Weile behielt sie die Augen noch geschlossen, aus Angst, die furchtbaren Kopfschmerzen könnten zurückkehren. Aber es war auch kein Stimmengewirr mehr im Hintergrund, und die unzusammenhängenden Bilder in ihrem Kopf waren ebenfalls verschwunden. Sephy fühlte sich zwar immer noch müde und abgeschlagen, aber sie war
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