Bianca Exklusiv 0189
wieder Herr ihrer Sinne.
Schließlich zwang sie sich, die schmerzenden Lider zu öffnen, doch das gleißende Sonnenlicht, das durchs geöffnete Fenster hereinfiel, blendete sie so, dass sie die Augen nicht aufhalten konnte.
„Sephy? Sephy, ich bin’s, Maisie. Komm, mach die Augen noch einmal auf, Schatz!“
Sephy beschattete sich die Augen und bemühte sich, ihre Freundin anzusehen, die genauso müde wirkte, wie Sephy sich fühlte. „Was machst du denn hier, Maisie?“
„Mich um dich kümmern. Du warst für fast vierundzwanzig Stunden weggetreten, Kindchen! Aber daran erinnerst du dich sicher nicht mehr, hm?“
„Doch, ein bisschen“, antwortete Sephy, bevor ihr Durstgefühl zu überwältigend wurde und sie Maisie um etwas zu trinken bat.
Maisie reichte ihr ein Glas Wasser. Aber nachdem Sephy einen Schluck getrunken hatte, ließ sie sich erschöpft in die Kissen zurücksinken und schlief sofort wieder ein.
Nachdem sie den Sonntagnachmittag über mehrmals wieder aufgewacht und gleich darauf erneut eingedöst war, war sie am Sonntagabend so weit wieder hergestellt, dass sie im Bett sitzen und die dampfende Gemüsebrühe essen konnte, die Maisie ihr gekocht hatte.
„Du hast uns ganz schön auf Trab gehalten, Kindchen“, erklärte Maisie lebhaft, nachdem sie Sephy den Teller abgenommen und sich zu ihr aufs Bett gesetzt hatte. „Der Arzt dachte, es wäre die Sommergrippe, aber ich hatte da so meine Zweifel. Er meinte allerdings auch, du seist völlig erledigt, und hat mich gefragt, ob du dir in letzter Zeit nicht vielleicht ein bisschen zu viel zugemutet hast.“
„Und was hast du geantwortet?“
„Dass er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat.“ Maisie grinste. „Ich habe ihm gesagt, dass du diese Ratte zum Freund hast, dem du schließlich den Laufpass gegeben hast.“
Sephy war entsetzt. „Das hast du nicht wirklich getan!“
„Doch.“ Maisies Kajal umrandete Augen wurden schmal. „Und ganz nebenbei habe ich deinem Freund auch die Meinung gegeigt.“
„War … war er denn hier?“ Sephy hatte krampfhaft versucht, jeden Gedanken an Conrad zu verdrängen, bis sie sich wieder stark genug fühlte, um ihr Gespräch vom Samstagmorgen zu verarbeiten.
Maisie nickte und stellte befriedigt fest: „Er war nicht gerade begeistert, dass ich ihn einen Schweinehund genannt habe.“
„Aber, Maisie!“
„Nein, nein, Sephy, der Arzt hat gesagt, du darfst dich nicht aufregen.“ Das hielt sie aber nicht davon ab, hinzuzufügen: „Ich bin sicher, dass Conrad sich gewünscht hat, er wäre nicht hergekommen.“ Maisies kleiner bunter Nasenstecker funkelte im Sonnenlicht, während sie in Erinnerung an ihre Unterhaltung mit Conrad zufrieden die Nase rümpfte.
„Oh Maisie!“ Mehr fiel Sephy dazu nicht ein. Immer noch fühlte sie sich viel zu schwach. Außerdem fehlten ihr bei der Vorstellung, dass eine aufgebrachte Maisie dem abgeklärten Conrad die Meinung gesagt hatte, die Worte.
„Meine Liebe, du brauchst mir nichts vorzumachen. Aus den Wortfetzen, die du in deinen Fieberträumen vor dich hin gemurmelt hast, ging eindeutig hervor, dass du diesen Typ vor die Tür gesetzt hast, weil er dich nicht heiraten wollte. Stimmt’s nicht?“
Sephy nickte nur.
„Siehst du, dachte ich’s mir doch! Ich habe ihm gesagt, dass er Gott, Buddha, oder wen auch immer er anbetet, auf Knien danken sollte, dass er ihn mit dir zusammengeführt hat.“
Maisie beugte sich zur Seite, um Sephy die Hand zu halten. „Du bist etwas ganz Besonderes, Sephy. Das meine ich ernst, und dieser Conrad ist ein Trottel. Das habe ich ihm übrigens auch gesagt.“
„Oh, Maisie!“ Sephy konnte zwar nicht gutheißen, wie Maisie mit Conrad umgesprungen war, aber dass sie sich so für sie eingesetzt hatte, rührte sie zutiefst. Sephy hatte nie besonders viele Freunde gehabt. Daran war ihr Minderwertigkeitskomplex schuld gewesen, der sie von Jugend an begleitet hatte. Doch nun wurde ihr klar, dass sie in Maisie eine echte Freundin gefunden hatte.
„Wie auch immer“, Maisie war aufgesprungen, und ihre bunten Haare, die leuchtgrüne Strickjacke und der regenbogenfarbene Rock ergaben auf wundersame Weise ein attraktives Ganzes. „Mehr gibt’s zu diesem Thema nicht zu sagen. Du hast wegen dieser Ratte schon genug Tränen vergossen.“ Sie nahm den tiefen Teller vom Nachttisch. „Die Suppe hast du schön aufgegessen, und jetzt kommt das Truthahn-Sandwich. Okay, Kindchen?“
„Okay.“ Sephy nickte gehorsam.
Von dem Sandwich
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