Bianca Exklusiv 0189
und ging zum Fenster. „Ich kann dir etwas von der Liebe erzählen. Sie führt zu nichts und verursacht nur Kummer.“
Sadik hatte Unrecht, aber Cleo brachte kein Wort heraus. Nachdem sie eine Zeit lang geschwiegen hatten, atmete er tief ein.
„Meine Verlobung mit Kamra war arrangiert worden. Ich hatte sie einige Male getroffen und erhob keine Einwände gegen die Verbindung. Ihr ruhiges Wesen entspannte mich. Kamra war dazu erzogen worden, die Frau eines bedeutenden Mannes zu werden und war noch sehr unerfahren.“
Diese Worte trafen Cleo mehr, als sie zugeben wollte. Sie war das glatte Gegenteil dieser ach so unschuldigen Kamra.
„Da sie noch sehr jung und ebenso unerfahren war, sollte unsere Verlobungszeit ein Jahr dauern. In dieser Zeit waren wir häufig zusammen. Erst bewunderte ich sie, dann mochte ich sie, bis ich mich schließlich verliebte.“
Am liebsten hätte Cleo sich die Ohren zugehalten, aber sie wollte tapfer sein.
„Irgendwann stritten wir uns aus nichtigem Anlass. Es waren noch drei Wochen bis zur Hochzeit, und sie wollte mit ihrer Mutter nach Paris zum Einkaufen. Als Kamra ging, hat sie geweint.“
Sadik schwieg einige Sekunden, bevor er fortfuhr. „Nach einer Weile beschloss ich, ihr zu folgen. Ich rief am Flughafen an, um die Maschine aufzuhalten und machte mich dann auf den Weg. Unterwegs wurde ich Zeuge eines Autounfalls. Der Krankenwagen war schon am Unfallort. Ich fuhr langsam, um Platz zu machen, als ich den Wagen erkannte. Ihre Mutter hatte nur geringe Verletzungen, aber Kamra war tot.“
Nun schaute er Cleo an. „Mit Kamra starb auch mein Herz. Ich werde nie mehr jemanden lieben.“
9. KAPITEL
Cleo konnte sich nicht erinnern, wie sie Sadiks Büro verlassen hatte. Wie betäubt wanderte sie durch den Palast.
Auf einer Bank ruhte sie sich aus und zwang sich, ruhig zu atmen. Schließlich musste sie für das Baby gesund bleiben. Sollte sie wirklich einen Mann heiraten, der sie nicht liebte? Der sie gar nicht lieben wollte, weil er sein Herz an eine Frau verschenkt hatte, die nicht mehr lebte? Cleo überlegte, wie ihre Möglichkeiten aussahen. Sie war nicht völlig hilflos. Vor harter Arbeit hatte sie keine Angst, und sie verfügte über einen wachen Verstand. Sie könnte einfach den Palast verlassen und …
Was dann?, fragte sich Cleo. Ihre Ersparnisse waren gering, und sie war schon im fünften Monat schwanger. Wie lange würde sie noch arbeiten können? Selbst wenn sie einen gut bezahlten Job fände, wo man keine Fragen stellte, müsste sie immer noch überlegen, was mit dem Baby wäre.
Cleo war sich sicher, dass Sadik nach dem Kind suchen würde. Würde er es finden, würde er es ihr wegnehmen. Die Gerichte wären wahrscheinlich auf seiner Seite, weil er sie heiraten wollte und versprochen hatte, sie wie eine Prinzessin zu behandeln.
Keiner würde eine Frau verstehen, die das Angebot eines Prinzen, den Wohlstand und die Privilegien ausschlug. Was zählte dagegen schon Liebe?
Das Schlimmste war, dass Sadik offensichtlich entschlossen war, sein Herz für immer Kamra zu schenken. Dass er sich auf kein Gefühl mehr einlassen wollte. Dass Cleo ihm völlig gleichgültig war, vom Sex einmal abgesehen.
In ihrem ganzen Leben hatte sie den Ansprüchen der anderen nie genügt. Selbst ihrer Mutter waren Drogen wichtiger gewesen als sie. Fiona hatte Cleo zwar zu sich genommen, aber sie nie adoptiert. Ian wollte zwar mit ihr schlafen, aber sie war nie mehr als ein Spielzeug für ihn. Sadik wollte zumindest mit ihr schlafen und sie heiraten. Das war schon ein Fortschritt. Eigentlich sollte sie dankbar und damit zufrieden sein.
Es reichte aber nicht.
Plötzlich stand Cleo auf. Nur eine Person konnte ihr noch helfen. Sie beschloss, den König aufzusuchen. An seinen Gemächern angekommen, ließ sie ihren Besuch von einem Sekretär ankündigen. Zehn Minuten später wurde sie zu Hassan vorgelassen. Er telefonierte gerade und deutete an, dass sie auf einem Sofa Platz nehmen sollte.
Nachdem er das Gespräch beendet hatte, kam der König zu Cleo. „Ich habe gerade mit meinem Sohn Reyhan gesprochen. Er ist von der Ölkonferenz zurückgekehrt.“ Hassan lächelte. „Meine Söhne erleichtern mir das Leben, denn sie übernehmen einige Pflichten. So kann ich mich mit schönen Frauen unterhalten. Wie geht es dir, Cleo?“
„Ganz gut. Das Baby ist gesund, aber bald steht die nächste Vorsorgeuntersuchung an. Ich muss mich hier nach einem Arzt umsehen und die Unterlagen von zu Hause herschicken
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