Bianca Exklusiv 0189
immer gedacht, dass sie es schaffen würde, mehr Bedeutung zu erlangen, etwas aus ihrem Leben zu machen. Und nun? Nun war sie Sadiks Frau und bald die Mutter seines Kindes. Irgendwo auf dem Weg hatte sie sich selbst verloren.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken. Sie öffnete einer jungen Frau, die ihr Blumen brachte und sich tief vor ihr verbeugte. Würden die Leute ihr nun nur noch ehrfürchtig begegnen? Dann würde ihr Leben ja ganz unerträglich! Cleo wollte Freunde, keine Diener. Nachdem sie die Blumen auf den Tisch gestellt hatte, entdeckte sie eine kleine Karte.
„Es wäre schön, wenn du mir bei einem Tee Gesellschaft
leisten könntest. Hassan“
Cleo schaute auf die Uhr. Es war fast elf. Sie sollte sich besser beeilen, denn der König bezweckte mit seiner Einladung sicher etwas.
Fünf Minuten später befand sie sich in seinem Privatbüro. Hassan kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu. „Willkommen, meine Tochter“, grüßte er und küsste sie auf beide Wangen. „Heute ist dein erster Tag als Mitglied der königlichen Familie. Wie gefällt es dir bis jetzt?“
„Ich bin immer noch ganz benommen“, gab sie zu, als sie sich setzte.
„Bald wirst du dich im Palast bewegen, als hättest du immer hier gelebt.“
Sie zeigte auf den Bauch. „So viel bewegen kann ich mich nicht mehr lange. Wahrscheinlich kann ich erst alles erkunden, nachdem das Baby geboren ist. Ich würde gerne ein bisschen was über Bahania lernen. Immerhin lebe ich jetzt hier“, meinte sie.
„In der Palastbibliothek findest du viele wunderbare Bücher. Oder einer unserer Historiker könnte dich unterrichten.“
„Ach, ich fange erst einmal allein mit den Büchern an. Ich würde auch gern mal ein Museum hier besuchen, wäre das möglich?“
„Aber natürlich, alles was du willst. Vielleicht beginnst du mit einer Stadtbesichtigung – hier gibt es viel zu sehen. Da du unsere Straßen noch nicht kennst, werde ich dir einen Fahrer zur Verfügung stellen. Das erinnert mich daran, dass wir deinen Führerschein auch noch auf unser Land umschreiben lassen müssen.“
Cleo wäre lieber auf eigene Faust losgegangen, um das Gewirr an Gassen, Plätzen und Straßen zu erkunden. Aber wie würde das aussehen – die Prinzessin von Bahania als Touristin im eigenen Land? Und was, wenn sie sich verirrte? Nein, es war in der Tat besser, die Stadt erst einmal mit einem Fahrer zu besichtigen.
„Vielen Dank.“
Hassan lächelte. „Wir alle wollen, dass es dir hier gefällt. Ich weiß, dass die Umstände deiner Hochzeit anders waren, als du es dir gewünscht hattest, aber ich bin überzeugt, dass du mit Sadik glücklich werden kannst.“
Anstatt zu antworten, nahm Cleo einen Schluck Tee, denn sie wusste nicht, ob ihrem Schwiegervater ihre Antwort gefallen würde.
„Das Eingewöhnen fiele dir sicher leichter, wenn du dein Leben selbst gestaltest. Sadik meint zwar, dass du damit zufrieden sein wirst, Mutter zu sein, aber ich spüre, dass du mehr möchtest. Wo liegen deine Interessen? In Bahania hast du viele Möglichkeiten.“
„Besondere Interessen habe ich nicht. Handarbeiten und Basteln liegen mir nicht, und ein Instrument spiele ich auch nicht.“
„Was wolltest du denn immer schon machen und hast es bis jetzt nicht verwirklicht?“
„Nun ja, eigentlich ist Zara ja die Schlaue in unserer Familie, aber ich habe immer bedauert, dass ich nicht das College besucht habe. In der Highschool habe ich nicht viel gelernt, sondern den Unterricht nur erduldet. Das bereue ich sehr. Ich würde heute alles darum geben, studieren zu können.“
„Na, das ist doch schon mal was!“ Hassans Augen blitzten vor Vergnügen. „Ich werde mich mit dem Dekan der Universität unterhalten. Und heute Nachmittag kannst du sie dir anschauen.“
„Aber ich muss doch nicht gleich den Dekan treffen. Kann ich mir nicht einfach die Uni anschauen und mich dann wie eine normale Studentin bewerben?“
„Mein Kind, du bist nicht einfach irgendeine Studentin. Du bist jetzt Prinzessin Cleo. Mach dir keine Sorgen, an den Titel wirst du dich noch gewöhnen.“
Das konnte Cleo sich nicht vorstellen. Dennoch – die Idee mit der Universität gefiel ihr besser, als sie zugeben wollte. Hoffentlich enttäuschte sie den König nicht.
„Wahrscheinlich werden Sie bald bereuen, dass Sie mich ins Team aufgenommen haben“, murmelte sie.
Der König schüttelte den Kopf. „Ich glaube eher, dass wir uns in einigen Monaten fragen, wie wir je ohne dich auskommen
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