Bianca Exklusiv Band 0088
zu verarbeiten, dass Serena absichtlich zu einer Zeit angerufen hatte, von der sie wusste, dass er nicht im Haus war.
Um Louisas willen machte er beim Dinner einen fröhlichen Eindruck, aber er hatte das Gefühl, dass sie dasselbe für ihn tat. Sie hatte sich hübsch gemacht und trug eine Halskette, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Sie unterhielt sich mit ihm derartig rücksichtsvoll, dass sie um Jahre älter zu sein schien.
Sie hat genauso viel Angst wie ich, dachte er. Aber Serena würde ihr das nicht antun. Sie liebt das Kind, wenn sie schon nicht mich liebt. Sie wird zurückkommen. Natürlich wird sie das.
Er lag die ganze Nacht wach, und seine Gedanken wurden von etwas umgetrieben, das er nicht fassen konnte. Irgendetwas Bedeutsames war passiert, aber er kam nicht darauf. Wenn er nur …
Erst gegen Morgen schlief er ein, und dann fiel ihm endlich ein, was es war. Er wachte auf und saß im Bett. Hoffnung und Erregung schüttelten ihn. Er warf seinen Morgenmantel über und lief in Louisas Zimmer.
“Darling, wach auf”, sagte er drängend.
“Was ist los, Dad?”
Sie setzte sich hin, und er packte ihre Schultern. “Diese Halskette, die du gestern Abend getragen hast … Wo ist sie?”
Sie nahm sie von einer Kommode und gab sie ihm. “Ich habe sie extra für dich getragen, und du hast es noch nicht einmal bemerkt”, sagte sie vorwurfsvoll.
Er legte sie auf seine Handfläche. Sie war aus Silber. “Woher hast du sie?”, fragte er angespannt.
“Mummy hat sie mir zu meinem Geburtstag geschenkt. Sie sagte, sie wäre von dir, aber du hattest immer noch geschlafen. Ich glaube, sie wollte einfach nur lieb sein.”
Ich habe ihr eine silberne Halskette geschenkt und ihr erzählt, dass sie von dir ist. Er hörte Serenas Stimme wieder in seinem Kopf. Sie war so deutlich, dass er sich fast nach ihr umgedreht hätte. Die Frau in seinen Träumen hatte das gesagt. Und es war Wirklichkeit. Er hatte es sich nicht nur eingebildet. Und der Rest? Hatte sie tatsächlich all diese Dinge gesagt?
Elektrisiert lief er ans nächste Telefon und rief den Flughafen an. Louisa kam hinter ihm her und beobachtete ihn. Als er sich nach einem Flug nach England erkundigte, sagte sie: “Das nächste Flugzeug fliegt heute Morgen um elf. Mummy hat dieselbe Maschine genommen.”
“Natürlich”, sagte er schnell. “Gott sei Dank, dass wenigstens einer von uns einen klaren Kopf behält. Zieh dir Schuhe an, Darling. Hallo? Stellen Sie mich bitte zur Reservierung durch.”
“Holst du Mummy wieder zurück?”, fragte sie hoffnungsvoll, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
“Ja”, sagte er überwältigt von Glück und Erleichterung. “Ich werde sie zurückholen.”
Carlo wusste, dass Serena ihre Londoner Wohnung gekündigt hatte und fuhr sofort nach der Landung zu ihrem Büro. Dort saß Julia hinter Serenas Schreibtisch. Und hier begannen die Dinge sich zu verwirren.
“Serena?”, fragte Julia verwirrt. “Nein, ich habe sie nicht gesehen. Sie sagte, dass sie bald kommen würde, aber sie hat sich nicht gemeldet.”
“Aber Sie müssen sie doch getroffen haben”, meinte er beharrlich.
“Signor Valetti, ich wusste noch nicht einmal, dass sie überhaupt in England ist.”
Er schaute sie entsetzt an, doch dann dämmerte ihm die einzige mögliche Erklärung. “Narr.”
“Wie bitte?”
“Nicht Sie, Signorina, ich. Ich bin ein Narr gewesen, ein Idiot. Warum bin ich überhaupt hierhergekommen, wenn die Wahrheit so offensichtlich ist?”
Am späten Nachmittag erreichte er Delmer und lenkte den Wagen zu Serenas Haus. Es war bereits dämmrig, und er sah die Lichter des Hauses. Er trat durch die Eingangstür, aber er stellte rasch fest, dass das Haus leer war. Dann bemerkte er eine Bewegung im Garten und ging durch die großen Flügeltüren hinaus.
Serena stand unter den Bäumen, an der Stelle, an der sie sich vor Monaten gefunden hatten. Damals war es Frühling gewesen, und die Bäume waren schwer von Blüten gewesen. Nun war es der Anfang des Winters, und die Bäume waren kahl und öde wie sein Herz, seit er erwacht war. Aber sie war da, und als sie aufschaute, erkannte er in ihrem Blick das, wonach er sich gesehnt hatte – dieselbe Liebe und leidenschaftliche Hoffnung, die er empfand.
Er ging langsam auf sie zu. “Was machst du hier?”, fragte sie leise, als hätte sie Angst vor der Antwort.
“Ich bin hierhergekommen, weil ich dir etwas sagen muss. Ich liebe dich.” Er streckte ihr die Hände hin. “Ich liebe
Weitere Kostenlose Bücher