Bianca Exklusiv Band 0088
fragte sie sich verzweifelt und erschöpft. Am besten, sie wartete noch eine Weile in der klimatisierten Halle. Widerwillig drängte sich Tara durch die Massen bis zu den großen Glastüren, um herauszufinden, ob der Wagen ihres Vaters draußen stand. Der Gepäckträger folgte ihr geduldig.
Vor dem Flughafengebäude wartete jedoch auch niemand auf Tara. Sie wollte einfach nicht glauben, dass ihr Vater sie hier allein stehen lassen könnte, auch wenn er selbst keine Zeit hatte, sie abzuholen.
Plötzlich bemerkte sie einen etwa fünfunddreißigjährigen Mann, der lässig an einer Säule lehnte. Er nahm keine Notiz von dem Gedränge und dem Lärm um sich herum, während er Tara bewundernd anblickte.
Unwillkürlich betrachtete sie ihn etwas genauer. Er wirkte sehr attraktiv, obwohl er nicht schön im klassischen Sinn war. Sein markantes Gesicht mit der leicht gebogenen Nase verriet Intelligenz. Dunkle Brauen wölbten sich über blauen Augen, ein paar Strähnen seines dichten kastanienbraunen Haares hingen ihm widerspenstig in die Stirn, und seinen ausdrucksvollen Mund umspielte ein halb anerkennendes, halb herausforderndes Lächeln.
Obwohl der Mann nicht auffallend groß war, strahlte er Energie, Selbstsicherheit und Autorität aus. Vielleicht lag das an seinem muskulösen Körper oder an dem ausgeprägten Kinn, das einen festen Willen verriet, oder an dem hellwachen, eindringlichen Blick der blauen Augen …
Jetzt lächelte der Fremde Tara strahlend an. Sie lächelte zurück, bevor sie sich entsetzt klarmachte, dass er das als Aufforderung missverstehen könnte, sie anzusprechen. Rasch wandte sie sich ab und hoffte, er habe nicht gesehen, wie sie vor Verlegenheit errötete.
Wieso lasse ich mich von einem Fremden auf den ersten Blick so faszinieren? fragte sich Tara verwirrt. Noch dazu von einem Mann, der keinesfalls ungewöhnlich schön war und dem seine Erscheinung ziemlich egal zu sein schien, wie Tara aus dem teuren, aber zerknitterten Anzug, den leicht staubigen Schuhen und der unordentlichen Frisur schloss.
Dennoch besaß der Unbekannte eine besondere Ausstrahlung, die ihn aus der Menge der anderen Leute heraushob. Tara konnte nicht widerstehen, ihn noch einmal anzuschauen.
Er erwiderte den Blick länger, als ihr lieb war. Sie machte ein hochmütiges und abweisendes Gesicht, damit der Fremde nicht auf falsche Ideen kam, und wandte sich ab.
“Miss Halliday?”, hörte Tara den Unbekannten mit dunkler, wohltönender Stimme fragen.
Verwundert und misstrauisch drehte Tara sich wieder um. Woher wusste er ihren Namen?
“Ja, bitte?”, sagte sie kühl.
“Ich bin Ryan Bay. Ihr Vater hat mich gebeten, Sie hier abzuholen. Leider musste er geschäftlich nach Los Angeles reisen.”
“Wie schade!” Tara seufzte. Fasziniert betrachtete sie Ryan Bay erneut. Doch gleich darauf zwang sie sich, möglichst gleichgültig dreinzublicken. “Woher wussten Sie, dass ich Tamara Halliday bin?”, erkundigte sie sich.
“Sie sind die einzige junge Frau hier, die offensichtlich von niemandem erwartet wurde”, antwortete er und lächelte sie an. “Außerdem sehen Sie Sebastian irgendwie ähnlich”, fügte Ryan hinzu, wobei er einen anerkennenden Blick über ihre wohlgeformte Figur gleiten ließ. “Ich weiß, dass ich ein schlechter Ersatz für Ihren Vater bin, aber er kommt bald zurück.”
“Und was passiert bis dahin?”, fragte Tara kurz angebunden.
“Ich begleite Sie in die Stadt. Mr. Chu wartet draußen beim Auto. Er freut sich sehr, Sie wieder zu sehen”, meinte Ryan Bay. Daraufhin bedeutete er dem Gepäckträger, ihnen zu folgen, und führte Tara hinaus.
Auf dem Parkplatz stand der altmodische, aber gepflegte Rolls-Royce, an den sie sich noch genau erinnerte. Sie begrüßte Mr. Chu herzlich, der sich tief vor ihr verneigte. Lange schüttelte sie ihm die Hand.
“Mr. Chu, wie schön, Sie wiederzusehen”, sagte sie gerührt, denn sein vertrauter Anblick ließ Erinnerungen an die glücklichen Tage ihrer Kindheit lebendig werden.
“Ja, Missy Tara!” Er lächelte breit und zeigte dabei einige Zahnlücken. “Es ist lange her, seit Sie kleines Mädchen waren …”
“Inzwischen ist sie sichtlich gewachsen”, unterbrach Ryan Bay ungeduldig. “Lassen Sie uns fahren. Miss Halliday wird sehr müde sein.”
Im Auto musste Tara sich zusammennehmen, um über die bittere Enttäuschung hinwegzukommen, dass sie ihren Vater nicht sofort sehen konnte. Nun gut, dann wird das Problem, was mit meinem Firmenanteil
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