Bianca Exklusiv Band 0088
sie allein in eine unpersönliche Wohnung gehen. Müde ließ sie sich zurücksinken und schloss die Augen.
“Sie sehen völlig erledigt aus”, bemerkte Ryan mitfühlend. “Aber keine Sorge, jetzt dauert es nicht lange, bis Sie sich ausruhen können. Ah Chee und Ah Wong, das Hausmeisterehepaar, werden schon alles hergerichtet haben.”
Ryan half ihr aus dem Wagen, führte sie ins Haus und in den Lift. Sie war dankbar, dass er ihr eine Hand stützend unter den Ellbogen geschoben hatte, denn sie fühlte sich unangenehm schwindlig.
Im Apartment nahm Tara kaum etwas wahr. Nur der große Blumenstrauß auf dem Couchtisch fiel ihr auf. Ob das ein Willkommensgruß von Daddy ist? fragte sie sich hoffnungsvoll.
“Die Wohnung ist nicht sehr geräumig”, erläuterte Ryan sachlich. “Es gibt nur diesen großen Wohnraum, zwei Schlafzimmer mit eigenem Bad und natürlich eine Küche. Glauben Sie, dass es Ihnen genügen wird?”
“Vollkommen”, sagte sie und schwankte ein wenig.
“Sie sollten lieber sofort ins Bett gehen”, schlug Ryan teilnahmsvoll vor. “In einigen Stunden schaue ich wieder vorbei und führe Sie zum Essen aus – wenn Sie Lust haben.”
Dankbar darüber, ihn wenigstens für eine Weile nicht sehen zu müssen, folgte Tara ihm in das größere der Schlafzimmer und setzte sich ans Fußende des bequemen Doppelbettes. Ryan stellte ihr Gepäck ab.
“Träumen Sie was Hübsches”, sagte er und lächelte freundlich. Dann verließ er leise den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Kaum hatte Tara sich ausgezogen und war zwischen die kühlen Laken geschlüpft, schlief sie auch schon ein.
2. KAPITEL
Einige Stunden später wachte Tara völlig ausgeruht auf und wusste sofort, wo sie war: in einem unpersönlichen Firmenapartment in Hongkong. Ruhig blieb sie liegen und rief sich die enttäuschenden Vorfälle ins Gedächtnis, die sie nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen erlebt hatte.
Es schien jetzt früher Abend zu sein, und sie überlegte, wann Ryan Bay sie wohl abholen würde und ob sie überhaupt mit ihm ausgehen sollte.
Sie streckte sich wohlig, ehe sie aufstand und in das angrenzende Badezimmer ging, um sich frisch zu machen und ein ausgedehntes Bad zu nehmen. Es gab so viele wichtige Punkte, über die sie nachdenken musste, doch seit sie aufgewacht war, dachte sie nur an Ryan. Und das beunruhigte sie.
Während sie in der Wanne mit warmem Wasser lag, fragte sie sich, warum sie von einem völlig Fremden so fasziniert sein konnte. Ihm schien nichts an ihr zu liegen. Nun gut, seine bewundernden Blicke hatten ihr verraten, dass er sie attraktiv fand, aber darüber hinaus hatte er offensichtlich nur herausfinden wollen, was sie als Teilhaberin der Hall Bay Company plötzlich in Hongkong vorhatte … Eigentlich war er ein abscheulicher Mensch! Und trotzdem konnte sie es kaum erwarten, dass er sie abholte.
Tara stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und ging zurück ins Schlafzimmer. Sie überlegte kurz, bevor sie sich für ein leichtes gelbes Kleid und weiße Sandaletten entschied. Nachdem sie sich angezogen und das Haar gebürstet hatte, erkundete Tara das Apartment, um sich die Zeit bis zu Ryans Ankunft zu vertreiben. Die leise summende Klimaanlage sorgte in allen Räumen für erträgliche Temperaturen. In dem großen Wohnzimmer ging Tara als Erstes zu den Glasschiebetüren, durch die man auf einen Balkon gelangte, der sich entlang des gesamten Apartments erstreckte. Sie widerstand jedoch der Versuchung, hinauszugehen und die Skyline der Stadt zu betrachten. Stattdessen wandte Tara sich um und begutachtete aufmerksam das Zimmer. Das jedenfalls weckte keine Erinnerungen und stimmte sie nicht wehmütig.
Die Wände waren in kühlen klaren Pastelltönen gehalten. Auf den Marmorböden lagen kostbare Teppiche in sanften Farben, die mit den Tapeten harmonierten. In der Mitte des Raums standen sich zwei große chintzbezogene Sofas gegenüber. Die Glasplatte des niedrigen Couchtisches ruhte auf vier blauen Keramikelefanten. Der üppige Blumenstrauß, der Tara schon vor einigen Stunden aufgefallen war, verströmte einen schweren exotischen Duft.
Als Nächstes betrat sie das angrenzende Schlafzimmer. Dort standen ihre Koffer, doch sie hatte überhaupt keine Lust, mit dem Auspacken anzufangen. Dazu ist morgen noch genug Zeit, sagte sie sich. Ruhelos ging sie in die Küche und schenkte sich ein Glas eisgekühlten Saft ein. Alles war makellos sauber, fast ein bisschen steril.
Niedergeschlagen öffnete Tara nun
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