Bianca Exklusiv Band 0088
zweckmäßig und modern. Dieser Raum war ausschließlich zum Arbeiten gedacht und keineswegs so übertrieben luxuriös wie manche Büros von Firmenchefs.
“Gefällt es Ihnen?”, fragte Ryan amüsiert.
“Nicht besonders. Es sieht nach Arbeit aus, ohne eine Spur Vergnügen …”
“Genauso mag ich es. Ich mische nie Arbeit und Vergnügen. Hart arbeiten und sich intensiv vergnügen, und zwar in dieser Reihenfolge, ist mein Motto. Wenn Sie stets daran denken, Tara, werden wir gut miteinander auskommen. Sobald Sie dieses Zimmer betreten, dann ausschließlich, um geschäftliche Angelegenheiten mit mir zu besprechen. Ist das klar?”
“Sie sind wirklich der arroganteste Mann, den ich je das Pech hatte zu treffen”, erwiderte sie böse. “Was mich betrifft, gibt es zwischen uns ohnehin nur Geschäftliches, egal ob im Büro oder außerhalb.”
“Das ist eine ziemlich provokante Behauptung”, warf er ein. “Aber ich nehme Herausforderungen stets an, gleichgültig in welchem Bereich.” Er schaute sie lange und bedeutungsvoll an, sodass ihr das Blut ins Gesicht stieg. Jetzt kam er auf sie zu. Erschrocken wich sie zurück und warf dabei versehentlich einen Stuhl um. “Machen Sie etwa schon einen Rückzieher, Tara?”, spottete Ryan.
Tara hob den Stuhl auf, was ihr Gelegenheit gab, sich zu beruhigen. “Ich denke, Ihre Regel lautet, dass es in diesem Raum nur um Geschäftliches geht”, erwiderte sie schnippisch.
“Schon. Aber jetzt ist nicht mehr Dienstzeit.”
“Sie sind unmöglich!”, zischte Tara, drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro. Hinter ihr erklang Ryans raues, ironisches Lachen.
Die folgenden Tage im Büro verliefen ähnlich wie der erste. Das stellte Tara ungehalten fest. Ryan machte spöttische Bemerkungen, benahm sich herausfordernd und tat so, als könne man sie nicht als eifrige und verantwortungsbewusste Mitarbeiterin ernst nehmen. Allmählich kam sie zu der Überzeugung, dass Ryan sich ein Spiel mit ihr erlaubte, denn er widmete ihrer Arbeit keine echte Aufmerksamkeit.
Nach und nach verstärkte sich für Tara das Gefühl, dass Ryan nur auf einen Fehler von ihr wartete, der ihm erlaubte, sie zu entlassen. Deshalb reagierte sie auf seine provozierenden Äußerungen scheinbar gelassen und kühl. Zusätzlich arbeitete sie äußerst sorgfältig, überprüfte alles doppelt, nur um nichts Wesentliches zu übersehen und nicht den entscheidenden Fehler zu begehen, auf den Ryan zu lauern schien.
Nach einer Woche harter Arbeit in der Hall Bay Company hatte Tara den Eindruck, genau über die wirtschaftliche Lage der Firma informiert zu sein. Wie vermutet, gab es keine grundsätzlichen Probleme, lediglich einen momentanen Mangel an flüssigem Kapital, der durch massive Investitionen in Singapur verursacht worden war.
Wie Tara den Unterlagen entnehmen konnte, hatte Ryan zur Expansion geraten, und sie musste sich eingestehen, dass sie seiner Geschäftstaktik hundertprozentig zustimmte. Dass der Geldmarkt plötzlich weltweit verrücktspielte, war nicht vorherzusehen gewesen.
Mittlerweile hatte Tara auch herausgefunden, warum Robert Moncrieff solches Interesse an ihr, der Teilhaberin der Firma, zeigte: Bei dem Geschäft in Singapur hatte er gegenüber Ryan den Kürzeren gezogen, und Robert war nicht der Mann, der eine Niederlage kampflos hinnahm. Aber weshalb zeigte er sein Interesse an meinen Aktien nicht offen? wunderte sich Tara. Sie fragte sich, welche Absichten er damit verfolgte.
Am Freitagabend fand ein großer Wohltätigkeitsball statt, zu dem Tara von alten Bekannten eingeladen worden war. Bisher war sie nach der anstrengenden Arbeit in der Firma zu erschöpft gewesen, um ans Ausgehen zu denken, doch nun freute sie sich darauf, aus dem Haus zu kommen und von ihren Schwierigkeiten abgelenkt zu werden.
Ryans Verhalten stellte nach wie vor ein Problem für sie dar: Er verunsicherte sie ständig. Sobald sie allein zu Hause war, kreisten ihre Gedanken um ihn. Wenn ich nur wüsste, was er wirklich von mir hält, überlegte sie. Die körperliche Anziehung zwischen ihnen war überwältigend. Trotz Ryans aufreizenden Benehmens schlug Taras Herz schneller, kaum dass sie ihn sah. Und sie war sich sicher, dass es ihm ebenso ging, wenn er sie traf. Warum nur mussten sie einander misstrauen?
Als Tara freitags nach Hause kam, nahm sie als Erstes ein langes Bad, das sie zugleich erfrischte und entspannte.
Anschließend schminkte sie sich dezent, bürstete sich das Haar, bis es
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