BIANCA EXKLUSIV Band 0171
nehme viele wunderschöne Erinnerungen mit nach Hause.“
„Das klingt nach Abschiedsrede“, warf Gerry ein.
„Sie haben recht. Am Sonntag verlasse ich Bonaventura.“
„Wenn Michel Sie hinauswirft, können Sie bei uns wohnen“, scherzte Gerry.
„Ich wäre glücklich, wenn sie bliebe, solange es ihr gefällt“, erklärte Michel, aber Shannon war klar, Michel wusste, dass man diese Antwort von ihm erwartete.
Am anderen Tisch bat Mimi um Aufmerksamkeit. Sie erklärte die für diesen Abend geplante Schnitzeljagd. Kellner verteilten die Zettel mit der Liste, was im Garten gesucht werden sollte.
„Sie haben eine Stunde, um alles zu finden“, erklärte Mimi weiter. „Danach treffen wir uns alle hier zum Dessert und zur Preisverteilung. Gentlemen, die Lady zu Ihrer Rechten ist Ihre Partnerin.“
Das bedeutete, Shannon und Michel waren ein Team! Michel kniff einen Moment die Augen zusammen, als er die Liste überflog. Bald war Shannon klar, warum. Das Thema der Schnitzeljagd war Liebe und Heirat. Das erste Objekt auf der Liste war ein Liebesbrief. Die anderen betrafen das Werben, und zum Schluss kam der Trauring.
Während die anderen Gäste auf dem Rasen ausschwärmten, flüsterte Michel Shannon zu: „Hast du jemals so etwas erlebt?“
„Seit der High School nicht mehr. Damals fand ich es lustig.“
Das sollte keine Kritik an Michels deutlich unlustiger Haltung sein. Aber er fasste es als solche auf und bemühte sich, freundlicher zu sein.
„Dann wird es jetzt sicher auch lustig. Du musst mir aber zeigen, wie es geht, denn ich bin ein Neuling auf diesem Gebiet. Also, Shannon, wo fangen wir an?“
Shannon überflog die Liste. „Am einfachsten erscheint mir die Suche nach der Korsage. Die hängt vielleicht gut sichtbar an einem Busch.“
Shannon war jetzt etwas leichter ums Herz. Sie plauderten beinahe wie in alten Zeiten miteinander. Nachdem das Eis gebrochen war, begannen sie sogar Spaß am Spiel zu haben. Sie fanden die Korsage an einem Rosenbusch, so wie Shannon es vermutet hatte. Dann fanden sie einen blauen Strumpfhalter aus Satin, der als Kragen den Hals einer Amorstatue schmückte. Doch anschließend begannen sie über andere Themen zu sprechen und verloren allmählich das Interesse an der Schnitzeljagd. Schließlich setzten sie sich auf eine niedrige Mauer an einem Fischteich.
Michel und Shannon nahmen die anderen Gäste kaum noch wahr. Als diese spotteten, sie würden ziemlich trödeln, nickten sie ihnen nur abwesend zu.
Als wiederholt Bemerkungen von den anderen kamen, gab das Shannon zu denken. „Die Zeit ist wahrscheinlich bald um“, sagte sie. „Vielleicht sollten wir doch noch weitersuchen.“
„Willst du das wirklich?“
„Nein. Mir gefällt es hier.“
„Mir auch.“ Er blickte sie mit traurigen Augen an und streichelte ihr sanft über eine Wange.
Als sie seine Finger auf ihrer Haut fühlte, begann Shannons Puls zu rasen. Während sie sich tief in die Augen sahen, vergaßen sie für einen Moment alles um sich herum.
Dann atmete Michel tief durch und ließ seine Hand sinken. Mimis Glocke erklang, die Schnitzeljagd war zu Ende. Und alles andere auch, dachte Shannon bitter.
Michel hatte sich so perfekt unter Kontrolle, dass Shannon schon glaubte, sie habe sich seinen traurigen Blick nur eingebildet, als er seine Hand zurückzog. Selbstverständlich fühlt Michel nicht dieselbe schmerzvolle Enttäuschung wie ich, dachte sie und senkte den Blick, als sie zu ihren Plätzen zurückgingen.
In diesem Moment entdeckte sie am Wegrand unter den herabgefallenen zarten Blüten des Rittersporns einen kleinen blauschimmernden Gegenstand.
„Wo gehst du hin?“, wollte Michel wissen, als sie näher an die Staude herantrat.
„Ich glaube, ich habe noch etwas gefunden. Vielleicht bekommen wir doch nicht den Trostpreis.“
Shannon ging in die Hocke. In einer samtenen Schmuckschachtel lag auf weißem Satin ein schlichter goldener Ring. Jedenfalls sah er aus, als sei er aus Gold.
Ihre erste Reaktion war Freude über den überraschenden Fund. Aber dann erkannte sie plötzlich die Bedeutung des Ringes. Der Ehering forderte geradezu zu Kommentaren heraus, besonders, wenn die beiden unverheirateten Ehrengäste ihn fanden. Michel mochte damit noch umgehen können, Shannon erschien das unmöglich.
„Ich habe mich getäuscht“, antwortete sie auf Michels Frage, ob sie etwas entdeckt hätte.
„Das macht nichts“, sagte er. „Das Spiel ist ohnehin vorbei.“
„Du hast recht. Es ist
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