BIANCA EXKLUSIV Band 0171
hatte keinen Sarg gesehen, und es hatte nur zwei Redner gegeben. Einen Geistlichen, der ein Gebet gesprochen hatte, und einen Rechtsanwalt namens Jordan Hamilton. Es war dieser Mr. Hamilton, der sie jetzt ansprach.
Sie schüttelte seine ausgestreckte Hand. „Danke, dass Sie mich über Maudes … Dahinscheiden informiert haben.“ Theo spürte, wie ihr erneut die Augen feucht wurden, entzog ihm hastig die Hand und suchte nach einem frischen Taschentuch.
„Als Maudes Freund und Anwalt habe ich lediglich ihre Anweisungen befolgt.“
„Trotzdem war es freundlich von Ihnen. Ich glaube, wir stehen im Weg“, sagte sie, als jemand von hinten drängelte.
„Ja. Lassen Sie uns hinausgehen.“
Sie folgten dem Strom der Trauergäste bis vor die Kapelle. Es war ein heller, sonniger Tag, und die Menschen sammelten sich auf dem Parkplatz, um noch ein wenig zu plaudern. Auch Jordan Hamilton hatte es offenbar nicht eilig.
Theo holte ihre Sonnenbrille aus der Handtasche. Schon vorhin war ihr aufgefallen, wie gut der junge Anwalt aussah. Es war kein erotischer Reiz, der von ihm ausging, dazu trauerte Theo viel zu sehr um ihre alte, so plötzlich verstorbene Freundin Maude Evans.
Aber Jordan Hamilton war ein ausgezeichneter Redner mit einer tiefen, wohltönenden Stimme. Theo hatte nicht nur zugehört und sich die Tränen abgetupft, sie hatte auch den Mann betrachtet. Er war groß, schlank, etwas über dreißig, hatte dunkelblondes Haar und einen Oberlippenbart und trug eine modische Brille, die ihm ebenso gut stand wie der elegante Anzug. Erst jetzt bemerkte sie, wie warm die haselnussbraunen Augen hinter den leicht getönten Gläsern blickten.
„Ihre Traueransprache war sehr bewegend“, sagte sie.
„Danke. Maude hat mir sehr viel bedeutet.“
„Mir auch.“ Sie sah, wie Jordan Hamiltons Lippen sich zu einem trockenen Lächeln verzogen.
„Miss Hunter, wir müssen einen Termin vereinbaren.“
„Einen Termin? Wozu?“, fragte Theo. Was, um alles in der Welt, hatten Hamilton Jordan und sie miteinander zu besprechen?
Die Sonnenbrille half ihr, seinem forschenden Blick standzuhalten.
„Sie wissen es wirklich nicht, was?“
Theo schaute auf die Uhr. Ihre Zeit in Hattie, Montana, war begrenzt. „Was weiß ich nicht, Mr. Hamilton? Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich darf mein Flugzeug nicht verpassen.“
„Miss Hunter, Sie sind Maudes Haupterbin.“
Einen Moment herrschte Stille. Maudes Hinterlassenschaft war bestimmt nicht sehr wertvoll, aber Theo war gerührt, dass ihre Freundin an sie gedacht hatte. „Oh, ich verstehe“, flüsterte sie. „Nun ja, ich hatte nicht vor, länger zu bleiben, Mr. Hamilton. Und gewiss kennen Sie den Flugplan.“
„Ich kenne ihn sehr gut. Hattie ist auf dem Luftweg schwer erreichbar.“
Theo erwiderte sein Lächeln, ließ sich jedoch nicht beirren. „Die Maschine nach Helena startet in einer Stunde.“
Jetzt sah auch Jordan auf die Uhr. „Stimmt.“ Sein Gesicht wurde ernst. „Es wäre in Ihrem eigenen Interesse, noch eine Nacht zu bleiben. Glauben Sie mir, Miss Hunter. Ich fahre jetzt in mein Büro. Wir könnten uns dort treffen. Haben Sie einen Wagen?“
Theo zögerte. Mehr als eine Nacht hatte sie nicht in Montana verbringen wollen. Sie war gestern auf dem Flughafen von Helena eingetroffen, in die fünfsitzige Maschine nach Hattie umgestiegen und hatte in einem Motel übernachtet. Die Tickets für den Rückflug steckten in der Handtasche. Eigentlich wollte sie nur das Gepäck aus dem Motel holen und mit einem Taxi zu dem kleinen Flughafen fahren.
Aber Jordan Hamilton schien es für wichtig zu halten, dass sie noch blieb, und vermutlich war es am besten, das Erbe sofort anzutreten. Was immer Maude ihr hinterlassen hatte, es würde Theo unermesslich viel bedeuten.
„Na gut, ich bleibe noch eine Nacht, Mr. Hamilton.“
Er lächelte. „Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns beim Vornamen nennen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Der Parkplatz leerte sich. Theo schaute sich suchend um. „Wo liegt Ihre Kanzlei?“ Ihr Blick fiel auf einen Mann, der an einem weißen Auto lehnte. Er war groß, schlank und trug einen dunklen Anzug. Sein Haar war fast schwarz, die Cowboystiefel pechschwarz, und er starrte Theo an. Oder Jordan Hamilton.
Verwirrt drehte sie sich zu dem Anwalt um. „Ich habe keinen Wagen, Mr. Ham… Jordan. Ist Ihr Büro zu Fuß zu erreichen?“
„Sie können bei mir mitfahren. Obwohl in Hattie so gut wie alles zu Fuß zu erreichen ist,
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