BIANCA EXKLUSIV Band 0171
nicht nach. Maude schrieb mir wunderschöne Briefe.“
„Haben Ihre Eltern es sich gefragt?“
„Mein Vater starb, als ich drei war, und meine Mutter … nein, die fragte es sich auch nicht.“ Theo sah nicht ein, warum sie ihre Brieffreundschaft mit Maude rechtfertigen sollte. „Ich habe das Gefühl, es missfällt Ihnen.“
„Nein, Theo, es erstaunt mich. Sehen Sie, bis ich vor einigen Tagen das hier las …“, er hielt einen weiteren Bogen aus dem Ordner hoch, „… dachte ich, Sie wären Maudes Enkelin.“
„Was ist das?“
„Eine Erklärung, ein Brief, von Maude selbst geschrieben. Er steckte in einem versiegelten Umschlag, der erst nach ihrem Tod geöffnet werden durfte. In ihrem Testament sind Sie als Begünstigte angegeben. Daneben enthält es noch einige Bestimmungen zugunsten anderer, aber Sie sind die Haupterbin. Ich vermute, Maude war besorgt, dass es Probleme geben könnte, weil Sie beide nicht verwandt waren. Dieses Schreiben soll das verhindern. Bis ich es las, hielt ich Theodora Hunter für Maudes Enkelin.“
„Ich verstehe.“ Theo verstand keineswegs. Jeder, dem sie von Maude erzählt hatte, wusste, dass die alte Lady keine Angehörige, sondern eine liebe Freundin war. Warum sollte Maude Evans ihren eigenen Freunden etwas anderes erzählt haben?
„Maude hatte eine Tochter“, sagte Jordan. „Also ist es nicht ausgeschlossen, dass eine Enkelin existiert.“
„Warum hat Maude ihr nicht alles vererbt?“ Maude hatte Theo gegenüber nie eine Tochter erwähnt.
„Sie ist gestorben, Theo. Sarah ist seinerzeit Hals über Kopf aus Hattie weggegangen. Es gab Gerüchte, dass sie schwanger war und sich schämte. Es ist viele Jahre her, und vermutlich werden wir nie erfahren, was sich wirklich abgespielt hat. Bitte missverstehen Sie mich nicht. Maude hat weder mir noch jemandem, den ich kenne, gesagt, dass Theodora Hunter Sarahs Tochter ist.“
„Aber Sie haben es angenommen.“
„Fälschlicherweise, wie es aussieht.“ Jordan blätterte in den Unterlagen im Ordner und räusperte sich noch einmal. „Ich werde Ihnen jetzt Maudes Testament verlesen.“
Theo kam die ganze Sache noch immer unwirklich vor. Jetzt begriff sie, was Colt Murdoch mit dem „Stück Land“, gemeint hatte. Das Verzeichnis enthielt mindestens ein halbes Dutzend davon.
„Das Nachlassgericht wird das Testament frühestens in sechs Monaten bestätigen“, sagte Jordan. Er zog die mittlere Schublade auf und nahm einen Schlüsselbund heraus. „Dies sind die Schlüssel zu Maudes Haus. Sie dürfen es nutzen, aber vorläufig nichts aus dem Nachlass verkaufen. Falls Sie Geld benötigen sollten …“
„Das werde ich nicht!“
„Falls Sie Geld benötigen sollten“, wiederholte Jordan ruhig, „wird die örtliche Bank Ihnen bestimmt einen Kredit gewähren. Sie besitzen ein Geschäft, eine Boutique, in Kalifornien, nicht wahr?“
„In San Diego. Meine Mutter und ich haben es gemeinsam eröffnet.“ Sie brauchte keinen Kredit. Das Geschäft brachte genug ein.
Ihr Blick fiel auf die Schlüssel in Jordans Hand. „Ich werde das Haus nicht nutzen. Ich kann nicht in Hattie bleiben.“
Er stand auf, kam um den Schreibtisch herum, setzte sich auf eine Ecke und spielte mit den Schlüsseln.
„Theo“, begann er leise. „Offenbar war das hier eine Überraschung für Sie. Trotzdem sollten Sie hierbleiben, bis das Gericht das Testament bestätigt.“
„Warum? Ich habe keine Ahnung von dem juristischen Verfahren, das dazu erforderlich ist.“
„Darum werde ich mich kümmern. Aber Sie sollten sich mit dem Erbe vertraut machen. Ihnen gehört jetzt viel Land.“ Theo entging die plötzliche Anspannung in seinem Gesicht nicht. „Und von Colt Murdoch sollten Sie sich fernhalten.“
Theo war es nicht gewöhnt, sich vorschreiben zu lassen, mit wem sie Kontakt pflegte. Sie war seit acht Jahren eine erfolgreiche Geschäftsfrau, und männliches Überlegenheitsgehabe machte sie wütend.
Jordan Hamilton war ein netter Mann. Theo gefielen sein Aussehen und seine Intelligenz. Seine Fragen nach ihrer Beziehung zu Maude waren vermutlich notwendig gewesen, und vielleicht gab es sogar etwas, das sie über Colt Murdoch wissen sollte. Aber ihr den Umgang mit ihm zu untersagen, war anmaßend.
„Warum?“, fragte Theo scharf.
„Aus mehreren Gründen. Zum einen verdient er sein Geld mit der Erschließung von Grundstücken, und außerdem sollte man sich vor ihm in Acht nehmen.“
Jordan warf ihr die Schlüssel zu und setzte sich wieder
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