BIANCA EXKLUSIV Band 0171
einen Garten mit hübschen Stauden, Blumenbeeten und mehreren hohen Bäumen.
Die Rührung schnürte Theo fast die Kehle zu. Maude hatte sie hierher eingeladen, aber das College und danach das Geschäft hatten ihr keine Zeit für eine Reise nach Montana gelassen.
„Hallo!“
Erstaunt drehte Theo sich um. Eine ältere Lady beugte sich über den Zaun des Nachbargrundstücks. „Hallo.“
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Ich bin eine alte Freundin von Maude.“
„Sie waren bei der Trauerfeier“, sagte die weißhaarige Frau.
„Ja.“ Theo öffnete die Pforte und ging zu ihr. „Ich bin Theo Hunter.“
Die Frau lächelte. „Natürlich. Maude hat mir Fotos von Ihnen gezeigt. Ich bin Nan Butler.“ Nan seufzte. „Ich werde Maude vermissen.“
Theo war den Tränen nah und holte rasch die Schlüssel heraus, die Jordan Hamilton ihr gegeben hatte.
„Ich habe die Schlüssel zu Maudes Haus“, sagte sie. Nan Butler gehörte zu den Bewohnern Hatties, die Maude in ihren Briefen erwähnt hatte.
Nan schwieg einen Moment, dann nickte sie. „Ich verstehe. Nun ja, falls Sie etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen.“
„Danke.“
„Werden Sie das Haus beziehen?“
Theo sah zum Haus hinüber. Wenn sie Jordans Rat befolgte und nach Hattie zurückkehrte, würde es Sinn machen, hier zu wohnen. Sie dachte an ihr Geschäft, ihre Mutter, die Eigentumswohnung in San Diego.
„Ich weiß es nicht“, flüsterte sie und schaute Nan Butler in die neugierig und überrascht blickenden Augen. „Es war nett, Sie kennenzulernen, Nan. Bestimmt sehen wir uns bald wieder.“
„Bestimmt.“
„Auf Wiedersehen.“ Theo drehte sich um und auf dem ganzen Weg zur Haustür spürte sie Nans Blick im Rücken. Erst im Haus wurde ihr bewusst, was die Begegnung mit der Nachbarin in ihr ausgelöst hatte. Ein Schuldgefühl. Sie fühlte sich schuldig, weil Maude Evans’ Vermögen jetzt ihr gehörte.
Sie stand in einem kleinen Flur. Ein offener Durchgang führte ins Wohnzimmer. Theo warf einen Blick hinein. Die Tische und Regale waren voller Bücher, Magazine und Zeitungen. Es gab noch zwei Schlafzimmer, ein Badezimmer, eine Küche mit einer Essecke und ein Büro.
Theo blieb davor stehen. Es enthielt zwei Aktenschränke, einen Schreibtisch, einen Stuhl, einen weiteren Schrank. Überall stapelten sich Papiere.
Seufzend starrte Theo auf das Durcheinander. Als Maudes Haupterbin war es ihre Aufgabe, Ordnung in dieses Chaos zu bringen.
Als es an der Tür läutete, eilte sie nach vorn und öffnete. Vor ihr stand Colt Murdoch. „Oh!“, sagte sie. „Ich habe ganz vergessen, dass Sie im Motel auf mich warten wollten.“
„Kein Problem. Darf ich hereinkommen?“
Er sah unglaublich gut aus, groß, selbstsicher und ungewöhnlich attraktiv. Er hatte die Krawatte gelockert und den obersten Knopf des weißen Hemdes geöffnet, aber auch so stand der dunkle Anzug ihm großartig.
„Ich habe mir gedacht, dass Sie hier sind“, sagte er.
Als sie die Tür hinter ihm schloss, sah sie seinen weißen Geländewagen am Straßenrand stehen. „Tut mir leid, dass ich unsere Verabredung vergessen habe.“
„Sie stehen wahrscheinlich noch unter Schock, was?“
„Bitte kommen Sie mit ins Wohnzimmer.“
„Danke.“ Colt folgte ihr, und als Theo sich in einen Sessel setzte, nahm er auf dem Sofa Platz. „Normalerweise würde ich Sie in dieser Situation nicht stören, Theo.“
Ihr fiel ein, was Jordan über diesen Mann gesagt hatte. Colt Murdoch sah eigentlich sympathisch aus. Sein Gesicht war nicht makellos, aber ungeheuer markant. Vermutlich lag das an dem tiefen Blau der Augen und dem sinnlichen Mund.
Theo dachte an die Warnung des Anwalts. „Sie erwähnten vorhin ein Stück Land.“
„Ja. Maude wollte mir achthundert Morgen verkaufen.“
„Bevor das Testament nicht vom Gericht bestätigt ist, darf ich nichts verkaufen“, erwiderte sie.
„Das ist mir klar.“ Colt lächelte. „Aber natürlich hoffe ich auch, dass Sie Maudes Entscheidung respektieren.“
Theo spürte einen beginnenden Kopfschmerz und massierte sich die Schläfen. Als Colts Lächeln mitfühlend wurde, faltete sie die Hände auf dem Schoß. „Ich kann heute nicht über geschäftliche Dinge sprechen, das verstehen Sie sicher.“
Colt schlug die Beine übereinander. „Sie müssen auch mich verstehen, Theo. Ich habe Maude schon vor mehreren Monaten gebeten, mir das Land zu verkaufen. Sie hat lange darüber nachgedacht, aber dann stimmte sie zu und bat mich, alles in die Wege zu
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