BIANCA EXKLUSIV Band 0171
entronnen.
Der nächste Unfall musste sorgfältiger vorbereitet werden. Jedes Detail musste beachtet werden. Nichts durfte dem Zufall überlassen bleiben.
Dann würde der nächste Unfall der letzte sein … Und das Ende der letzten Carlisle.
8. KAPITEL
Der Fahrtwind zerrte an dem Haar, das unter dem Helm hervorsah. Monty senkte den Kopf noch weiter und schmiegte sich fester an Sebastians breiten Rücken. Es war herrlich, das Gesicht aus dem Wind zu nehmen und sofort den unaufdringlichen Duft des Mannes in ihren Armen wahrzunehmen. Sie liebte es, das Leder seiner Jacke und den athletischen Körper darunter zu spüren. Sie mochte alles an Sebastian und liebte ihn vielleicht mehr, als sie sich einzugestehen wagte. Sie saßen auf seinem Motorrad, auf halbem Weg zwischen Paris und dem Schloss an der Loire, und Monty wurde das Gefühl nicht los, dass es ein Fehler gewesen war, die Nacht mit Seb zu verbringen.
Nicht, dass sie es nicht genossen hatte. Es war wundervoll gewesen. Mehr als wundervoll sogar. Aber seit heute Morgen war Seb anders. Als sie aufwachte, lag er nicht mehr neben ihr … Er stand mit einer Tasse Kaffee im Nebenzimmer und starrte durch die hohen Fenster auf die Dächer von Paris. Und als sie sich hinter ihn stellte und die Arme um ihn legte, spürte sie seine Anspannung. Er überwand sie rasch und drehte sich um, um sie an sich zu ziehen. Doch der Kuss, den er ihr gab, war flüchtig, wie eine Pflichtübung. Und anstatt sie zurück zum Bett zu führen, schob er sie ans Fenster, um ihr die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu zeigen.
Sicher, Paris war eine unglaubliche Stadt, voller Leben und Energie und Romantik. Von Sebs Dachwohnung aus zu sehen, wie es erwachte, hätte herrlich sein können. Er hielt sie zwar in den Armen, doch sie spürte, wie weit er innerlich von ihr entfernt war. Sie hatte das Gefühl, dass er die Nacht mit ihr bereute.
„Schau mal. Dort drüben.“ Sebastians Stimme holte sie in die Gegenwart zurück, und Monty hob den Kopf und sah in die Richtung, in die er zeigte. An den Hügeln neben der Straße erstreckten sich grüne Weinberge, so weit das Auge reichte. In der Ferne waren Dächer zu erkennen. Vielleicht die eines der kleinen Dörfer, die es an der Loire noch gab. Ein Schatten wanderte über die Weinberge, und Monty sah nach oben. Ein bunter Heißluftballon schwebte über ihnen am Himmel.
„Ich wünschte, wir wären dort oben“, sagte Monty. Er nickte. Sie sah nach hinten. Der Anblick war atemberaubend. Das friedliche Bild schrumpfte immer mehr zusammen, zu einem Wandbild, einem Poster, einer Ansichtskarte, einer Briefmarke, und verschwand schließlich ganz in der Ferne.
Dann musste sie wieder an Sebastians distanziertes Verhalten denken. Sie hatte ihn getäuscht, ob nun aus ehrenwerten Gründen oder nicht. Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass er mit Montgomery Carlisle geschlafen hatte? Und er würde es erfahren. Sie hatte den Rollentausch mit ihrer Sekretärin nicht als ausgefeiltes Betrugsmanöver begonnen, sondern als lustiges Spiel während eines langweiligen Exils. Irgendwann würde Seb ihr und Eve auf die Schliche kommen, das stand fest.
Bestimmt würde er wütend auf sie sein. Andererseits, wenn er gewusst hätte, wer sie wirklich war, hätte es die Nacht mit Seb gar nicht gegeben … Und um nichts auf der Welt hätte sie darauf verzichtet, in seinen Armen zu liegen. Selbst wenn er sie irgendwann dafür verachtete, die Nacht war es wert gewesen.
Es gab keine einfache Lösung für ihr Dilemma. Sie konnte ihm schlecht auf die Schulter tippen und per Helmfunk ihre wahre Identität preisgeben. Das wäre taktlos und auch ziemlich riskant. Vielleicht würde es sogar einen Unfall verursachen.
Doch das schlechte Gewissen quälte sie. Es trübte die Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Nacht. Anstatt von dem Schönen zu träumen, das sie mit Seb erlebt hatte, musste sie daran denken, was er von ihr halten würde, wenn die Wahrheit herauskam. Sie legte die Arme noch fester um seine Taille und hoffte inständig, dass der Traum nicht zu früh der bitteren Realität weichen musste.
Seb wusste, dass er sie nicht mit in seine Wohnung hätte nehmen dürfen. Er hätte darauf bestehen sollten, dass sie ins Schloss zurückkehrten. Aber es war zu spät. Sie hatten es getan.
Montgomery Carlisle war seine Liebhaberin.
Sie, die gegenwärtige Eigentümerin eines Anwesens, das eigentlich den de Vergilles zustand. Sie, die Urenkelin des Mannes, der seine Familie
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