BIANCA EXKLUSIV Band 0171
geworden.
11. KAPITEL
Im Tunnel herrschte eine drückende Stille, während der Lichtstrahl der Taschenlampe gegen die Dunkelheit kämpfte und ihrem Träger den Weg zu Montys Schlafzimmer wies. Zum ersten Mal, seit er mit den Erkundungstouren durch das Schloss begonnen hatte, verspürte Sebastian Angst. Vorsichtig und so leise wie möglich tastete er sich durch das Layrinth.
Sein Plan war einfach. Wenn Monty noch wach war, würde er mit ihr reden und sie zwingen, die Gefahr zu sehen, in der sie schwebte. Sie musste begreifen, dass ihr Leben bedroht war. Aber auch wenn sie das nicht tat, würde er bei ihr bleiben und sie beschützen. Egal, ob sie das wollte oder was sie von ihm hielt.
Und wenn sie bereits schlief?
Dann würde er an der Geheimtür Posten beziehen, um sie mit allem, was er besaß, gegen das Böse zu verteidigen. Mit Herz und Seele, mit Körper und Verstand. Der Plan war tatsächlich simpel. Er war nicht sehr ausgefeilt, aber was ihm an Raffinesse fehlte, wurde durch eiserne Entschlossenheit ausgeglichen. Niemand würde Monty etwas antun, solange er es verhindern konnte.
Ein Windstoß fuhr ihm durchs Haar. Das plötzliche Geräusch klang wie das Flügelschlagen einer Fledermaus. Sebastian spürte, wie sich hinter ihm etwas bewegte. Er wollte sich umdrehen, aber es war schon zu spät.
Er sah nicht, was ihn am Hinterkopf traf.
Monty rechnete damit, dass Sebastian zu ihr kommen würde. Obwohl sie sich seines Verrats schmerzlich bewusst war, sehnte sie sich nach ihm. Er würde sie anlügen, das wusste sie. So, wie er zuvor die Unwahrheit gesagt hatte. Mon amour hatte er sie genannt. Meine Liebe. Aber sie war nicht seine Liebe. Er liebte die Dinge, die er mit ihrem Geld kaufen konnte. Das Schloss, um nur eins zu nennen. Natürlich wusste er schon lange, wer sie war, sie hatte es nur nicht wahrhaben wollen. Jetzt, da sie über ihre gemeinsame Zeit nachdachte, wurde ihr das klar.
Er nannte sie nie bei ihrem Namen. Petite fleur. Ma fleur. Koseworte, die sie als Warnsignale hätte deuten sollen. Er hatte ihr Informationen über Montgomery Carlisle entlockt. Sie dagegen hatte von ihm nur erfahren, was sie erfahren sollte.
Wie hatte sie nur so blind sein können? So dumm, ihm zu vertrauen? So naiv, zu glauben, dass sie ihrem Schicksal entgehen konnte … sei es auch nur für einige Tage? Die einzige Hoffnung, an die sie sich jetzt noch klammerte, war die, dass Sebastian ihr nicht schaden wollte. Wenn er in dieser Nacht zu ihr kam, würde sie herausfinden, ob auch diese Hoffnung unbegründet war.
Hinter der Tür zum Nebenzimmer ertönte ein leises Geräusch. Monty hatte Eve gebeten, sich dort zu postieren und zu schreien, falls ihr irgendetwas verdächtig vorkam. Auch das kam Monty jetzt naiv vor. Eve würde ihr nicht helfen können, wenn etwas geschah. Wahrscheinlich würde sie sofort in Ohnmacht fallen … ohne Monty vor der drohenden Gefahr zu warnen.
Überrascht und ein wenig verärgert sah Monty, wie die Tür aufging und Eve eintrat. Draußen zuckten Blitze über den schwarzen Himmel. Eve sah zum Fenster und schien auf den Donner zu warten.
„Kommen Sie her“, sagte sie.
Monty wollte im Bett liegen, wenn Sebastian das Schlafzimmer betrat. Sie wollte ein Buch lesen und den Eindruck vermitteln, dass sie keinen Gedanken mehr an ihn und seinen Verrat verschwendete. Er sollte nicht glauben, dass sie ihn erwartete oder gar in ihr Bett einlud. Deshalb trug sie auch noch immer die Seidenhose und die Bluse, die sie zum Abendessen angezogen hatte.
Es war ein richtiges Abendessen gewesen. In vollem Licht, dank des Elektrikers, der innerhalb von dreißig Minuten für Strom gesorgt hatte. Mit einem leckeren Menü, das der von Edwin mitgebrachte Chefkoch zubereitet hatte und das von zwei neu eingestellten Dienstmädchen serviert worden war. Edwin war ein tatkräftiger Mensch und bereits dabei, die Probleme im Schloss zu lösen. Sebastian kam nicht zum Abendessen, und Tante Jo und Sophie wiesen prompt darauf hin, dass er ja nur der Gärtner war. Monty fragte sich, was mit Louis und Charlotte war. Seit der Ankunft ihrer Familie waren die beiden nicht mehr aufgetaucht. Edwin war ein strenger, aber gerechter Arbeitgeber. Vielleicht hatte er den Verwalter und dessen Frau bereits entlassen.
„Kommen Sie her“, wiederholte Eve in ungewöhnlich scharfem Ton.
„Wozu?“ Monty schlug die Decke zurück und stand auf. „Ist draußen etwas? Im Garten?“
„Ja.“ Eve öffnete die Balkontür, und sofort wurde es
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