BIANCA EXKLUSIV Band 0171
hatten.“
Sebastian überlegte, wo er sich in diesem Moment befand und woher die Stimme kommen konnte.
„Das ist nicht meine Schuld!“ In dem zornigen Ausruf schwang Angst mit. „Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er sich einmischt? Natürlich habe ich mit ihm gesprochen! Ich bin doch kein Idiot!“
Ein spannungsgeladenes Schweigen setzte ein. Sebastian schaffte es nicht, die Stimme zu identifizieren. Der Tunnel wand sich durchs Schloss, und die vielen Kurven verzerrten jedes Geräusch. Die Stimme konnte aus jedem Seitengang, vielleicht sogar aus einem der Zimmer jenseits der Wand kommen. Es konnte sich um ein Telefongespräch oder ein heimliches Rendezvous handeln. Das Echo war zu stark und der Klang zu trügerisch, um sicher zu sein.
„Ja, ich verstehe … Ich sagte, ich verstehe. Es wird keine Fehler mehr geben.“ Die Stimme verstummte wie ein Rundfunksender, der außer Reichweite geriet. „Diesmal wird sie sterben.“
Wird sie sterben … Wird sie sterben …
Das Echo hallte von Wand zu Wand und wiederholte die Prophezeiung wie eine Geisterstimme. Ein kalter Luftzug ließ Seb frösteln.
Bisher hatte er nur einen Verdacht gehabt. Dies war die Bestätigung. Monty schwebte in tödlicher Gefahr, und er wusste nicht, von wem sie ausging. Er hatte sie gebeten, ihm zu vertrauen, und sie tat es. Jetzt musste er herausfinden, wer ihren Tod wollte.
Besorgt machte er kehrt und ging zu Montys Schlafzimmertür, um dort Posten zu beziehen. Er würde in ihrer Nähe bleiben und sie vor einer Gefahr beschützen, von der sie nichts wusste.
„Dies wird der Garten der Liebe.“ Sebastian machte eine ausholende Bewegung, während er von seinen Plänen berichtete. „Jedes Beet um den Irrgarten herum wird mit Eiben und Buchsbäumen bepflanzt, die herzförmig beschnitten werden. Der untere Teil des Gartens dient ausschließlich dem Anbau von Gemüse. Wir werden Kohl, Kürbisse, Paprika und Spinat anpflanzen. Alles, was wir wollen. Der Garten wird zu jeder Jahreszeit ein buntes Bild abgeben.“
Eve blickte skeptisch auf den Wildwuchs, der fast alles unter sich begraben hatte, aber Monty konnte Sebastians Garten vor sich sehen, als hätte sie ihn selbst entworfen. Sie zeigte auf einen abgeschlossenen Teil unterhalb des Südturms. „Und dort?“
„Der Kräutergarten. Charlotte besteht darauf, dass ich ihn in der Nähe der Küche anlege.“
„Glauben Sie wirklich, dass sie mit Kräutern umgehen kann?“, fragte Eve lachend. „Ich hoffe immer noch, dass bald ein richtiger Koch kommt, der ihr etwas beibringt.“ Sie rümpfte die Nase. „Ihr Fischtopf bereitet mir langsam Albträume.“
Seb schmunzelte. „Ist er denn noch nicht besser geworden?“
„Keinen Fischkopf besser“, erwiderte Eve lächelnd.
„Was hält Lily denn von Ihrem Garten der Liebe?“, fragte Monty.
„Bestimmt wäre sie damit einverstanden.“
„Wer ist Lily?“, fragte Eve. „Kann sie kochen?“
„Lily kann den Irrgarten nicht verlassen. Sie ist dazu verdammt, ewig am Ort ihrer Ermordung zu bleiben.“
Eve schauderte. „Wenn das so ist, sollten Sie den Irrgarten beseitigen und den hässlichen Pavillon abreißen. Dann wird sie verschwinden. Im Schloss sind auch ohne sie schon zu viele Geister.“
„Ich fürchte, das wird Lilys Geist nicht befreien.“ Sebastian steckte die Hände in die Taschen. „Das kann nur ein Akt reiner, uneigennütziger Liebe.“ Er zuckte die Achseln. „Jedenfalls behauptet das die Legende.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie an derartigen Unsinn glauben, Sebastian.“
Monty traute ihren Ohren nicht und sah Eve erstaunt an. „Sie sind es doch, die dauernd diesen Unsinn über den Carlisle-Fluch verbreiten.“
Eve lächelte und berührte Sebs Arm. „Hören Sie nicht auf sie. Ich glaube, sie hat heute Nacht zu wenig Schlaf bekommen.“
Monty blickte Seb in die Augen, und zusammen erinnerten sie sich an die Zärtlichkeiten, die sie vor nur wenigen Stunden ausgetauscht hatten. Sie hatte die beiden letzten Nächte in seinem Bett verbracht. Eve war allein gewesen. Monty empfand Mitleid mit ihrer Sekretärin. Für Eifersucht gab es keinen Grund mehr.
Vertrau mir, hatte Seb gesagt. Und zwei herrliche Tage und zwei leidenschaftliche Nächte lang hatte sie nicht mehr an ihre Zweifel gedacht. Nachts half sie ihm bei der Suche nach einem Zugang zum Südturm und glaubte ihm, dass er lediglich nach dem Pokal der de Vergilles suchte. Jedesmal endete die Suche in seinem Schlafzimmer, wo sie ihrem Herzen
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