BIANCA EXKLUSIV Band 0171
dir und Miss O’Halloran auf sich hat? Ihr habt doch kein Spielchen mit dem Personal getrieben, oder?“
Sebastian fand es bewundernswert, wie Monty die Fassung wahrte.
„Richtiges Personal gibt es hier gar nicht, Edwin“, sagte sie ruhig. „Darf ich dir Sebastian de Vergille, den Gärtner, vorstellen?“
Edwins Handschlag war fest, aber ohne Herzlichkeit. „Wollte Monty Ihnen etwa weismachen, dass sie etwas vom Gärtnern versteht?“
Sein Lachen war ansteckend. Aber es sollte auch signalisieren, dass eine Montgomery Carlisle nicht im Garten arbeitete und dass kein intelligenter Mensch sie für etwas anderes als eine verwöhnte reiche Amerikanerin halten konnte.
„Wirklich raffiniert, Cousine.“ Sophie lächelte strahlend und hakte sich bei Milton ein. „Sich als seine eigene Sekretärin auszugeben … Manchmal hast du einfach tolle Ideen.“ Das Lächeln, das sie Sebastian schenkte, glich dem einer Barbie-Puppe. „Ich bin Montys Cousine Sophie.“
Widerwillig tat Sebastian, was sie von ihm zu erwarten schien. „Mademoiselle“, sagte er mit einer Verbeugung. „Willkommen in Frankreich und auf Schloss Carlisle.“
„Ihr Englisch ist ja perfekt“, lobte sie. „Jetzt verstehe ich, warum Monty Sie … als Gleichrangigen behandelt. Aber seien Sie ehrlich, Sie haben sich von der Maskerade nicht täuschen lassen, nicht wahr, Sebastian?“
Er saß in der Falle. Sebastian konnte praktisch hören, wie sie zuschnappte. Wenn er jetzt log, gewann er zwar ein wenig Zeit, aber danach wartete eine noch größere Falle auf ihn. Er rang sich ein Lächeln ab und hoffte inständig, dass Monty seine Antwort für einen Bluff hielt. „Es wäre schwer, Mademoiselle Carlisle für etwas anderes als eine reiche Amerikanerin zu halten.“
„Sie hat schon immer gern ausprobiert, wie weit sie gehen kann.“ Sophie warf Monty ein Lächeln zu, wie man seinem Lieblingspekinesen einen Knochen zuwarf. „Sie ist sehr amüsant, aber manchmal übertreibt sie es mit ihren Scherzen. Ich bin froh, dass sie Sie nicht hat täuschen können, Sebastian. So etwas mit seinem Gärtner zu machen ist ein wenig … stillos, wenn Sie wissen, was ich meine.“
Er spürte Montys Zorn und Unentschlossenheit. Er wusste nicht, ob der Zorn ihm galt, war aber gewiss, dass die Unentschlossenheit ihn betraf. Sie begann wieder an ihm zu zweifeln. Er beschloss, das Thema zu wechseln. „Wollen Sie länger …“
„Sie wussten es die ganze Zeit, nicht?“, unterbrach Eve ihn mit weinerlicher Stimme. „Natürlich wussten sie es.“ Sie sah Monty an. „Jetzt sind wir die Blamierten, Miss Carlisle. Ich habe alles gemacht, was Sie wollten, und versucht, mich wie Sie zu benehmen. Aber er hat uns sofort durchschaut. Wahrscheinlich wussten Sie das sogar und haben mich trotzdem weitermachen lassen.“ Ihre Lippen zitterten, und die Augen waren feucht. „Sie können sich nicht vorstellen, wie peinlich mir alles ist.“
Sie ging zum Schloss.
Sophie sah ihr nach. „Was für eine eigenartige Person. Wo hast du sie bloß her, Edwin?“
„Von einer Agentur, glaube ich. Monty mag sie“, sagte Edwin, als wäre das Thema damit abgeschlossen. „Sebastian, hätten Sie einen Moment Zeit für mich? Es gibt da etwas …“ Er sah zu den Frauen hinüber und senkte die Stimme. „Eine ziemlich delikate Angelegenheit. Sie betrifft den Verwalter. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“
Sebastian sah Monty an, dass auch sie sich gern mit ihm unterhalten würde. Sie hatte sich entschieden und hielt ihn für schuldig. Es überraschte ihn nicht, als sie ihm demonstrativ den Rücken kehrte.
„Tante Jo. Sophie“, begann sie. „Lasst uns hineingehen. Hier im Garten der Liebe ist es unangenehm kühl geworden.“
Der Garten der Liebe wird langsam zu einem Dschungel der Missverständnisse, dachte Seb. Monty stellte sich neben ihn, um ihrer Tante und Cousine den Vortritt zu lassen. Aber sie sah ihn nicht an und berührte ihn nicht. Doch bevor sie den anderen Frauen folgte, warf sie ihm einen Blick voller Wut und Enttäuschung zu.
„Vertrau mir“, flüsterte sie in verächtlichem Ton und ging davon.
Sebastian wusste, dass er sich nicht verteidigen konnte. Sie würde ihm kein zweites Mal zuhören. Ihre Unsicherheit war sein ärgster Feind. Ihn musste er besiegen, um ihr zu sagen, wie er sie liebte. Aber Worte reichten nicht. Er würde ihr seine Liebe auch beweisen müssen.
Monty vor dem Carlisle-Fluch zu schützen war zu einer fast unlösbaren Aufgabe
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