BIANCA EXKLUSIV Band 0173
Orten zugleich sein. Ich brauchte ihn hier. Sehen Sie, mein Transporter fasst nur ungefähr zweihundert Pflanzen, also hätte er mindestens fünf Mal nach Dallas fahren müssen. Das wären mehrere Arbeitstage gewesen, ohne die Verladung hier und die Entladung bei den Kunden mitzurechnen. Außerdem, bei derartigen Stückzahlen verlangt der Käufer immer einen erheblichen Mengenrabatt. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem das Geschäft sich nicht mehr rechnet, weil die Einnahmen die Kosten kaum noch übersteigen.“
Sie blinzelte in die Morgensonne. „Schon vor der letzten Saison hatte ich mir überlegt, mich auf den Einzelverkauf zu konzentrieren. Ein gesundes Exemplar wie diese Catherine Mermet hier“, sie zeigte auf eine Pflanze mit kräftigen Stielen, „kann ich an einen Rosenliebhaber für fast dreizehn Dollar verkaufen. Im Großhandel bekomme ich höchstens die Hälfte.“
Je mehr sie ihm erzählte, desto beeindruckender fand Jack, wie lange sie dieses Leben schon durchhielt. Sie hatte nicht übertrieben, die Rosenzucht war wirklich harte Arbeit. Aber wenn sie darüber sprach, verriet der Stolz in ihrer Stimme, wie sehr sie ihre Rosen liebte.
Während der nächsten zwei Stunden arbeiteten sie nebeneinander und wechselten vom ersten ins zweite Gewächshaus. Sie hatten rund ein Drittel geschafft, als Beth sich mit einem leisen Stöhnen aufrichtete. „Lassen Sie uns eine Pause machen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich könnte einen kühlen Drink gebrauchen.“
Jack ging in die Scheune, um sich zu waschen. Als er die Küche betrat, bereitete Beth gerade einen Krug Limonade zu. „Es sind keine frischen Zitronen. Ich hoffe, das stört Sie nicht.“
Mit einem hohen Glas in der Hand setzten sie sich in den Schatten auf der Hintertreppe. Sie sprachen nicht, aber es war kein angespanntes Schweigen. Beth brach es erst, als sie beide ausgetrunken hatten. „Möchten Sie noch ein Glas?“
„Nachher vielleicht.“
„Ich werde den Rest einfach in eine Thermoskanne füllen und mitnehmen. Dann können Sie sich etwas nehmen, wenn Sie wieder Durst bekommen.“
Ein wenig später, als sie erneut Seite an Seite arbeiten, sah Jack sie an. „Darf ich Sie etwas fragen?“
Sie hob den Kopf. An ihrer Nasenspitze klebte etwas Erde. Es ließ sie noch jünger, noch verletzlicher aussehen. „Nur zu.“
„Ist die Farm mit einer Hypothek belastet?“ Er kannte die Antwort, aber sie sollte nicht wissen, dass er mit Mr. Temple darüber gesprochen hatte.
„Nein. Und das wird sie auch nie sein. Nicht, solange ich es verhindern kann.“
„Aber wäre ein kleiner Kredit nicht die Lösung Ihrer Probleme?“
„Vielleicht zeitweilig. Aber was, wenn ich das nächste Mal Geld brauche? Was soll ich dann tun? Den Kredit aufstocken? Nein. Eine Hypothek ist nur der Anfang vom Ende. Ich werde nicht riskieren, mein Eigentum an irgendeine Bank zu verlieren.“
„Und wenn Sie einen Kredit bekommen könnten, ohne eine Hypothek aufnehmen zu müssen?“
„Das habe ich im letzten Jahr versucht, nachdem mein Mann gestorben war. Wissen Sie, wie die in der Bank reagiert haben? Sie haben mich ausgelacht. Keine Sicherheit, kein Kredit. So einfach ist das.“
Temple hatte nicht gelogen. Eine Hypothek aufzunehmen kam für Beth Johnson nicht infrage. Jack hätte sie gern gefragt, was sie stattdessen tun wollte, aber in ihm sträubte sich etwas dagegen, zu persönlich zu werden. Schließlich ging das hier ihn nichts an, und er durfte nichts tun oder sagen, was sie misstrauisch machte. Im Moment verstanden sie beide sich recht gut, und er wollte, dass es so blieb.
„Sie fragen sich, was um alles in der Welt ich jetzt tun will, nicht wahr?“
„Nun ja … stimmt“, gestand er.
Sie schnitt eine Pflanze zurück und stellte sie dorthin, wo sie die etikettierten und überlebensfähigen Rosen sammelten. „Ich habe noch etwas, das ich zu Geld machen kann. Den Schmuck meiner Großmutter. Ich dachte mir, ich fahre damit nach Tyler und sehe mal, was ich dafür bekommen kann.“
„Wo? Etwa in einer Pfandleihe?“
Sie nickte mit ausdrucksloser Miene, aber ihr Blick verriet sie. Beth Johnson hatte noch nicht ganz aufgegeben. Den Schmuck ihrer Großmutter zu verkaufen würde ihr allerdings sehr wehtun.
„Man bekommt nicht viel, wenn man etwas verpfändet“, gab Jack zu bedenken. „Ist es wertvoller Schmuck?“
„Keine großen Brillanten oder so etwas, aber einige sehr schöne antike Stücke.“
Jack überlegte, ob er Kate anrufen
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