BIANCA EXKLUSIV Band 0173
Antiquitäten und heller Polstermöbel. Überall standen Blumen, und in dem kleinen Kamin brannte ein Feuer.
„Möchtest du einen Drink?“, fragte Brandon. „Auf der Truhe dort stehen Brandy, Scotch und Bourbon.“ Er zeigte hinüber. „Und in der Vitrine daneben sind Gläser. Ich würde dir gern etwas einschenken, aber …“
„Schon gut“, wehrte Jack ab. „Möchtest du auch einen?“ Erst jetzt bemerkte er das halb gefüllte Glas auf dem kleinen Tisch.
„Ich habe schon einen, danke.“
Jack nahm ein Glas aus der Vitrine und goss sich einen Brandy ein. Er ließ sich Zeit, und als er wieder Platz nahm, fühlte er sich ruhiger. Er wünschte, er könnte Brandons Augen sehen, aber sie waren hinter einer getönten Brille verborgen.
„Ich wünschte, ich könnte dich sehen“, begann sein Onkel das Gespräch.
„Da gibt es nicht viel zu sehen.“
„Das ist nicht wahr. Deine Mutter hat mir erzählt, dass du der hübscheste Junge warst, den sie je gesehen hatte.“
Jack spürte, wie er sich verkrampfte. Er fragte sich, wo Madelyn war. „Ich kann mich nicht an sie erinnern“, sagte er scharf. Aber das stimmte nicht. Er erinnerte sich an sie. An das wallende dunkle Haar. An ihren blumigen Duft. Daran, wie sie sich angefühlt hatte, wenn sie ihn umarmte und ihm einen Gutenachtkuss gab. Er schluckte.
„Es tut mir leid“, sagte Brandon leise. „Ich weiß, wie du dich fühlen musst.“
„Nein, das weißt du nicht“, widersprach Jack und machte kein Hehl aus seinem Zorn.
Brandon seufzte. „Ich kann dir nicht verdenken, dass du so fühlst. An deiner Stelle wäre ich auch zornig. Auch deshalb wollte ich zuerst mit dir sprechen. Außerdem gibt es etwas, das du wissen solltest. Etwas, was deine Brüder und deine Schwester nicht betrifft.“
„So?“
„Du hast jegliches Recht, wütend zu sein. Ich bitte dich nur um die Chance, dir zu erzählen, was damals passiert ist.“
„Ich weiß, was passiert ist.“
„Das glaubst du nur. Hörst du mir zu?“
„Ich bin hier.“
„Also gut“, begann Jacks Onkel. „Du weißt, dass Caine und ich eineiige Zwillinge sind … waren. Wir waren immer Konkurrenten. Nicht so sehr in geschäftlichen Dingen, aber in jeder anderen Hinsicht. Caine musste immer der Beste sein. Wenn ich ihn beim Tennis besiegte, bestand er darauf, so lange weiterzuspielen, bis ich zwei oder drei Mal verloren hatte. Wenn ich mit Rocky – das war unser Pferd – ein Hindernis meisterte, musste er ein noch schwierigeres überspringen. Wenn ich ein Auge auf ein Mädchen geworfen hatte und er davon erfuhr, ging er mit ihr aus. Er ertrug es nicht, der Unterlegene zu sein.“
„Das überrascht mich nicht“, murmelte Jack.
„Du weißt sicher, dass deine Mutter die Tochter unserer damaligen Haushälterin Emily Johnson ist.“
Nein, dachte Jack, das habe ich nicht gewusst.
„Als Emily starb, übernahm Madelyn die Pflichten ihrer Mutter. Sie war sehr jung, aber sie hat es großartig gemacht. Jeder im Haus liebte sie. Und ich auch“, fügte er sanft hinzu. „Ich war überglücklich, als sie mir gestand, dass sie meine Gefühle erwiderte.“
„Das war, bevor sie meinen Vater geheiratet hat?“
„Ja, das war, bevor sie Caine geheiratet hat.“
„Wusste mein Vater davon?“
Brandon lächelte trocken. „Ja, er wusste davon.“ Das Lächeln verblasste. „Eines Abends sprach ich mit Caine über meine Gefühle. Ich sagte ihm, dass ich deine Mutter liebte und sie heiraten wollte. Und dass ich ihre Familie für das Land, das unser Großvater ihnen vermutlich gestohlen hatte, entschädigen wollte.“
Jack nahm einen Schluck Brandy.
„Caine wollte nichts davon wissen. Ich versuchte alles, um ihn zu überreden, und schließlich versprach er, darüber nachzudenken.“
Jack murmelte ungläubig etwas Unverständliches.
„Du hast recht. Er hatte es nur gesagt, um mich loszuwerden. Ein paar Tage später ertappte er deine Mutter beim Weinen. Ich wusste nichts davon. Er fragte sie, was los sei, und sie gestand ihm, dass sie von mir schwanger war. Sie hatte Angst, es mir zu erzählen, weil sie nicht sicher war, ob ich sie wirklich heiraten wollte. Sie wollte mich nicht zur Ehe zwingen. Ich hatte noch keine Heiratspläne geschmiedet, weil ich erst die Sache mit dem gestohlenen Land in Ordnung bringen wollte. Das war mein erster Fehler.“
Wie erstarrt saß Jack da, als er begriff, was Brandons Worte bedeuteten. War es möglich? Nein. Das konnte nicht sein!
„Mein zweiter Fehler bestand
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