BIANCA EXKLUSIV Band 0173
Ihnen ja noch nicht mal meine Versicherungskarte gegeben.“ Demonstrativ hob sie die Karte.
Connor Campbell schubste seine Tochter sanft zur Seite, lehnte sich über den Tisch und lächelte die Angestellte freundlich an. „Es muss ein Irrtum vorliegen. Vielleicht haben Sie meine Tochter mit einer anderen Campbell verwechselt. Der Name ist ja nicht unbedingt selten.“
Geduldig konzentrierte die Frau ihren Blick wieder auf den Computer und öffnete Sherrys elektronische Akte. Zum zweiten Mal bekam Sherry dieselben Informationen. Kopfschüttelnd schaute sie Connor an. „Nein. ‚Alle Forderungen beglichen‘ steht hier.“
„Ich habe noch nie von einer Versicherungsgesellschaft gehört, die Forderungen begleicht, ohne dass überhaupt eine Rechnung geschrieben worden ist.“
„Die Zahlung ist nicht über die Versicherung erfolgt“, erklärte die Klinikangestellte freundlich.
Sherry klappte der Unterkiefer herunter. „Was?“, rief sie verblüfft.
Ohne die Erlaubnis abzuwarten, stieß Sherry den Rollstuhl beiseite und zwängte sich auf die andere Seite des Schreibtisches neben die Frau, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen.
„Ma’am, Sie können doch nicht einfach …“
Sherry war nicht in der Stimmung zu diskutieren. „Doch, ich kann, wenn es um meine Rechnungen geht.“ Verärgert und überrascht las sie die Informationen auf dem Bildschirm. Die Frau hatte recht. „Dreckskerl“, flüsterte sie in sich hinein. Die Zahlungen waren von Adair Industries geleistet worden. Und das hieß, dass das Geld von Adair kam.
Aber warum hatte er das getan?
Connor kniff die Augenbrauen zusammen. „Welche Geheimnisse teilst du mit diesem Mann?“
Sherry sah entsetzt auf. Natürlich wusste sie, dass ihr Vater sich nur einen Scherz erlaubt hatte, aber trotzdem hatte seine Bemerkung sie hart getroffen. „Gar keine“, erwiderte sie auf der Stelle. „Ich habe keine Geheimnisse mit ihm.“ Dann senkte sie die Stimme. „Und er hat mir auch keine anvertraut. Niemals.“
„Aber warum ist er dann so großzügig?“, fragte Connor.
Sherry seufzte und zuckte hilflos die Schultern. „Keine Ahnung.“
Ihre Mutter gab eine plausible Erklärung. „Es kann doch sein, dass der Mann einfach ein gutes Herz hat. Doch, warum nicht“, betonte sie, als ihre Tochter und ihr Mann sie anschauten, als ob sie plötzlich den Verstand verloren hatte.
Connor presste die Lippen aufeinander. „Oh, Sheila, wenn du die Zeitung doch wenigstens ein einziges Mal lesen würdest, anstatt sie immer nur als Verpackungsmaterial zu benutzen“, meinte er. „Dann wüsstest du nämlich, dass Adair ein eiskalter Geschäftsmann ist. Ein Teufel.“
„Sogar der Teufel hat einen guten Kern, wenn man nur genau genug hinschaut.“ Mrs. Campbell blieb unbeeindruckt.
„Unbelehrbar. Und das behauptest du, obwohl du schon …“ Seine Frau warf ihm einen warnenden Blick zu. „… neunundzwanzig und ein paar mehr Jahre auf dieser Welt bist“, schüttelte Connor den Kopf. „Du solltest wissen, dass das Leben kein Kinderspiel ist.“
„Connor, mein Lieber, du siehst immer nur die dunklen Seiten der Menschen“, hielt Sheila mit ihrem weichen irischen Tonfall dagegen. „Ich sehe die Menschen in einem anderen Licht. Und bestimmt bin ich die Glücklichere von uns beiden.“
Sherry verzog das Gesicht. „Mir ist es vollkommen egal, in welchem Licht St. John Adair die Welt sieht. Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass er meine Rechnungen bezahlt.“ Sie stellte sich wieder auf die Besucherseite des Empfangstresens und reichte der Angestellten ihre Versicherungskarte. „Bitte nehmen Sie zu meiner Versicherung Kontakt auf, um die Rechnung zu begleichen.“
Die Frau schüttelte den Kopf und schob die Karte über den Tresen zurück. „Wir können nicht zwei Mal für dieselbe Leistung belasten.“
Dem konnte Sherry zwar nichts entgegensetzen, aber sie war trotzdem nicht bereit aufzugeben. „Aber Sie werden die Karte brauchen, um die Behandlung meines Sohnes abzurechnen. Er liegt immer noch auf der Intensivstation für Neugeborene.“
Die Frau tippte „Campbell, Kind“, in die Suchmaske ein, hob den Blick und zögerte. „Mir scheint, diese Rechnung ist ebenfalls schon beglichen. Hier steht’s. Alle Forderungen werden durch …“
Sherry schloss die Augen und nahm der Angestellten die Worte aus dem Mund. „… Adair Industries beglichen.“
Es verschlug ihr schier die Sprache. Was sollte sie davon halten? Eigentlich war Adair nicht
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