BIANCA EXKLUSIV Band 0174
auf und traf bald darauf bei ihren Eltern ein.
„Anne, Liebling, komm rein“, sagte Celia herzlich.
„Es ist noch sehr zeitig, aber ich möchte mit euch sprechen.“
„Ich freue mich so, dass du hier bist.“ Celia umarmte ihre Tochter und schloss die Augen, um die Tränen zurückzudrängen.
„Es tut mir leid, dass wir uns neulich gestritten haben.“ Carl, der herangekommen war, umarmte Anne ebenfalls.
„Mir auch“, flüsterte Anne. Ihre Augen waren verschleiert, als sie sich mit den beiden an den Küchentisch setzte. Was für ein gutes Gefühl, zu Hause zu sein und so bedingungslos geliebt zu werden. Ihr hatten die Eltern furchtbar gefehlt. Wie sehr, das begriff sie erst in diesem Moment.
„Ich glaube, wir sind nur verletzt gewesen, weil du uns nichts von deiner Suche nach Robert Ryan berichtet hattest“, erklärte Carl.
Celia nickte. „Und wir haben eine Menge Dinge gesagt, die wir nicht so meinten. Du bist durchaus berechtigt, für die Halbasiaten weiterzuforschen, Anne. Nur du allein kannst entscheiden, was richtig für dich ist.“
„Danke, Dad. Deine Zustimmung bedeutet mir viel.“ Anne schluckte. Es fiel ihr nicht leicht, darüber zu reden, doch es musste sein. „In all den Jahren fühlte ich mich irgendwie betrogen, weil ich nicht bei meinen leiblichen Eltern lebte. Ich dachte, mein Leben wäre besser, wenn ich bei ihnen wäre. Doch ich habe mich geirrt.“
Tränen stiegen ihrer Mutter und ihrem Vater in die Augen.
Anne ergriff beider Hände und fügte mit belegter Stimme hinzu: „Niemand hätte mich mehr lieben können als ihr. Mir ist bewusst, dass ich durch mein dummes Verhalten jedes Recht verwirkt habe …“
„Sag so etwas nie wieder!“, fiel Celia ihr ins Wort. Sie stand auf, ging zu Anne und drückte sie fest an sich. „Du bist unsere Tochter und wirst es immer bleiben.“
„Ganz gleich, was geschieht“, ergänzte Carl bestätigend.
„Dann gehöre ich auch jetzt noch zur Familie?“, fragte Anne zaghaft.
„Das kannst du dir hinter die Ohren schreiben“, antwortete Carl grimmig und voller Rührung.
Endlich war dieser Teil ihres Lebens wieder in Ordnung. Nun musste sie es auch mit dem Rest versuchen. „John bat mich, am Vierten Juli zu seinem Familienanwesen zu kommen. Ich würde gern hingehen, und ich möchte, dass ihr mitkommt.“
Carl und Celia wechselten sichtlich nervös einen Blick. „Wir wollen nicht stören oder uns aufdrängen.“
„John hat ausdrücklich gewünscht, dass ihr ebenfalls kommt.“
„Das ist sehr nett von ihm. Aber wir wüssten weder, was wir mit diesen Leuten reden können, noch was wir anziehen sollten.“
Die gleichen Zweifel hatte Anne früher auch gehabt. Und nun merkte sie, dass sie erwachsen geworden war. „Macht euch bloß keine Gedanken. Gebt euch einfach so, wie ihr seid.“
„Bist du sicher?“ Carl und Celia schienen es nicht zu sein.
„Absolut.“ Anne lächelte. „Wir befinden uns schließlich in Amerika. Hier kann jeder tun und lassen, was er will.“
„Hallo, Anne, wie geht’s?“, fragte Tim, als er Anne mit ihren Eltern auf dem Familienanwesen entdeckte.
„Sie sind zurück!“, rief Anne hocherfreut. „Tim, Sie haben es getan!“
„Ja. Ich fand, es sei an der Zeit.“
Anne sah sich um. Überall waren die von ihr bestellten Zelte aufgebaut, und viele Flaggen und Bänder wehten im Wind. „Haben Sie Ihren Onkel gesehen, Tim?“
„Er arbeitet oben noch an seiner Rede. Und das sind Ihre Eltern, nicht wahr?“ Tim begrüßte die beiden und bot sich an, sie mit allen bekannt zu machen.
Da sie Carl und Celia in guten Händen wusste, ging Anne zum Haus, um John zu suchen. Unterwegs begegnete sie seiner Großmutter.
„Ihretwegen ist mein Enkel nicht zu genießen“, warf die alte Dame ihr vor.
Anne scherte sich nicht mehr darum, was Margaret von ihr hielt. „Das wird sich ändern“, erwiderte sie energisch, worauf sie ein anerkennendes Lächeln von Johns Großmutter erhielt.
Francine, die zur Küche eilte, rief Anne zu: „Hey, Anne, schön, dass Sie kommen konnten. Sie werden mir wohl später nicht bei der Überwachung des Partyservice helfen wollen? Die Leute sind bald dabei, das Abendessen vorzubereiten.“
„Das tue ich gern“, erwiderte Anne fröhlich. „Aber zuerst muss ich John finden.“
„Im ersten Stock, am Ende des Ganges ist die Bibliothek.“
Mit klopfendem Herzen machte Anne sich auf den Weg und schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel, dass John sie noch immer lieben möge. Die
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