BIANCA EXKLUSIV Band 0174
Türen der Bibliothek waren nicht ganz geschlossen, und Anne sah John am Fenster stehen und hinausblicken. Als er ihre Schritte hörte, drehte er sich langsam um und musterte sie. „Anne …“, fing er an.
„Sag bitte nichts“, unterbrach sie ihn mit schwankender Stimme und trat auf ihn zu. Ich liebe ihn, dachte sie. Ich darf jetzt nicht aufgeben, sondern ich muss versuchen, alles zwischen uns in Ordnung zu bringen. Und wenn es mir diesmal nicht gelingt, werde ich es wieder und wieder versuchen.
Er hob den Kopf und schwieg.
Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Ich weiß, dass ich dir sagte, wir passen nicht zueinander und dass es mit uns niemals gutgehen würde. Aber ich wusste nicht, dass ich mich dennoch darum bemühen möchte. Sehr sogar.“
John atmete erleichtert auf, zog Anne in die Arme und barg das Gesicht in ihrem dichten, duftenden Haar. „Auch ich will mich sehr bemühen“, flüsterte er. „Und ich habe inzwischen meine Meinung in manchen Punkten geändert.“
Er richtete sich auf und fügte ernst hinzu: „Es war falsch, von dir zu verlangen, dein Leben nach meinem auszurichten. Ich brauche keine Frau, die meine politische Karriere fördert. Ich brauche eine Frau, mit der ich mein Leben teile; eine Frau, die ich in meinen Armen halten, lieben und mit der ich über alles reden kann. Eine Frau, die mich liebt. Ich brauche dich, Anne, nur dich.“
„O John, ich brauche dich auch so sehr“, hauchte Anne in dem Bewusstsein, dass ihre Liebe zueinander sie stark machte. Was immer die Zukunft bringen mochte, gemeinsam würden sie alle Schwierigkeiten überstehen und alle Freuden und alles Glück gemeinsam erleben.
Viel später ließ er Anne los und verkündete: „Ich habe eine Überraschung für dich.“
„Was für eine Überraschung?“
Geheimnisvoll lächelnd erwiderte er: „Warte nur ab.“ Er führte sie hinaus und über die Rasenflächen zu den Tennisplätzen. Als sie an seiner Großmutter vorbeikamen, winkte die alte Dame ihnen sichtlich erfreut zu und fragte: „Nun, Johnny, fühlst du dich besser?“
„Ganz hervorragend, Grandma!“, rief John zurück.
Anne entdeckte Carl und Celia, die mit Tim, Gloria und deren drei Töchtern Krocket spielten. „Ach, John, fast hätte ich es vergessen. Meine Eltern sind auch hier“, sagte sie ein wenig verlegen.
„Das ist gut. Ich möchte, dass sich unsere Familien näher kennenlernen.“ Kurz vor den Tennisplätzen blieb er stehen. Ein Mann, der den Spielern zugeschaut hatte, erhob sich und kam langsam auf Anne zu. Es war Robert Ryan. „Keine Angst, Anne“, flüsterte John. „Rede einfach mit ihm.“ Schon war John fort.
Robert Ryan sah mindestens ebenso nervös aus, wie Anne sich fühlte. „Hoffentlich sind Sie mir nicht böse“, fing er zögernd an. „Aber ich musste herkommen.“
„Warum sollte ich Ihnen böse sein?“, erwiderte sie ruhig. Sie zwang sich, ihm in die Augen zu blicken, die voller Traurigkeit, Reue und Schuldbewusstsein waren.
„Weil ich so grausam gewesen bin und Ihnen nicht glaubte“, sagte er leise.
Anne musterte ihn genauer. Allmählich begriff sie, dass dieser stattliche, elegante Mann ihrer Mutter gefallen haben musste. „Und was glaubten Sie mir nicht?“, fragte Anne weich. Sie wusste, dass sie ihm verzeihen sollte, doch das fiel ihr gar nicht so leicht.
Ryan umfasste Annes Schultern und führte sie etwas von den vielen Gästen weg, um ungestörter sprechen zu können. „Ich wollte nicht glauben, dass Sie noch leben. Sonst hätte ich mich der Tatsache stellen müssen, Sie verlassen zu haben, auch wenn es unabsichtlich geschah. Also redete ich mir ein, dass es eine Lüge sei, schickte Ihnen einen Scheck und versuchte, Sie zu vergessen.“ Ryan hielt inne und seufzte schwer. „Doch irgendwie spürte ich von Anfang an, dass Sie mich nicht belogen hatten. Anne, es tut mir sehr leid, dass ich Sie verletzte und nicht für Sie da gewesen bin.“
„Was brachte Sie dazu, Ihre Einstellung zu ändern?“
„Sie“, antwortete er schlicht, und in seinen Augen leuchtete Stolz auf Anne auf. „Sie ließen nicht nach, mich zu finden. Aber auch John ist daran beteiligt. Er rief mich nämlich an und sagte, dass ich mich früher oder später mit der Wahrheit auseinandersetzen müsse und dass Sie furchtbar darunter litten, noch einmal von mir zurückgewiesen zu werden. Ich sollte aufhören, nur an mich zu denken.“ Ryans Stimme wurde leiser. „Anne, ich habe deine Mutter und auch dich sehr geliebt. Als ich glaubte,
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