BIANCA EXKLUSIV Band 0174
Hamburger. So etwas bekam man nicht in dem Teil von Kolumbien, in dem er lebte. Er ernährte sich meistens von Reis, Bohnen und Wildschwein.
„Ich verschwinde. Wir sehen uns später noch“, verkündete er. Während er zu dem geliehenen Cabrio eilte, zog er sich den Blazer aus.
„Ich wollte dich gerade fragen, ob du ein Auto hast, das du mir leihen kannst!“, rief sie ihm nach.
Ein verzweifelter Unterton in ihrer Stimme ließ ihn innehalten. Sie sah einfach prächtig und zum Umfallen erschöpft aus. Das schwarze Kleid ließ vermutlich die Ringe unter ihren Augen dunkler wirken, als sie eigentlich waren. Sie strich sich das Haar zurück, und ihre Hand schien zu zittern. Er konnte sich den Grund dafür nicht erklären. Womöglich vor Hunger.
„Komm doch mit mir, und wir besorgen uns etwas zu essen“, schlug er impulsiv vor und bereute es sogleich.
Zweifelnd entgegnete sie: „Das Baby …“
„Wir besorgen einen neuen Dinky.“
„Binky.“
„Wie auch immer. Mach, was du willst.“ Während er einstieg, sah er Genevieve, die gestrenge Brautmutter, das Foyer in Richtung Ausgang durchqueren.
Bianca sah sie ebenfalls und zauberte einen Kindersitz hinter dem Stand des Türstehers hervor. Bevor Neill den Motor starten konnte, schnallte sie Tia darin auf den Rücksitz und stieg auf den Beifahrersitz. „Lass uns verschwinden“, drängte sie.
Er trat auf das Gaspedal und fuhr in einer Staubwolke davon. „Sollen wir das Verdeck lieber schließen?“, fragte er, obwohl er es angesichts des Geruchs nach saurer Milch für keine gute Idee hielt.
„Meinetwegen nicht. Ich liebe den Wind in den Haaren. Und Tia beruhigt sich wahrscheinlich, sobald wir in Fahrt sind.“
Das Tor zum Hotel, auf dem zwei Schwäne Schnabel an Schnabel ein Herz bildeten, schwang automatisch auf. Bianca warf einen Blick zurück. Das Hotel, im englischen Landhausstil errichtet, wirkte unleugbar bezaubernd. Das ehemalige Herrenhaus hatte Carolines Urgroßvater einst als Wochenendhaus gedient und bildete nun das exklusivste Hotel der Kette Swan’s Inn.
Ein paar Männer, die vor dem Tor herumlungerten, wurden schlagartig aufmerksam, als das Cabrio sie passierte. Ein Blitzlicht explodierte vor Neills Gesicht.
„Was war das denn?“, fragte Bianca erschrocken.
„Ach, nur die Paparazzi. Sie lungern hier herum in der Hoffnung, Fotos von der Hochzeit des Jahres zu erhaschen.“
„Großer Gott! Ist es denn eine so große Sache?“
„Na ja, immerhin heiratet die Erbin einer Hotelkette den Sohn des Brezelkönigs, und dieser Sohn ist ein aufstrebender Zeitungsverleger, der ein Vermögen macht. Genevieve ist sehr prominent in den Klatschspalten, und in gewissem Maße sind es Eric und Caroline auch. Genevieve hat nur den Reportern aus Erics Verlag den Zutritt zum Anwesen erlaubt.“
„Aha, ich verstehe.“
Tias Geheul ebbte zu leisem Gewimmer ab, und nach etwa einer Meile verstummte sie vollends. Neill warf Bianca einen Blick zu. Anscheinend bereute sie ihre Entscheidung, ihn zu begleiten. Denn sie wandte den Kopf ab und blickte hinaus auf die hügelige Landschaft von Wisconsin.
„Wo kriegen wir diesen … Binky?“, erkundigte er sich.
„In einem Drugstore.“
Zum wiederholten Male lag ihm die Frage auf der Zunge, wie dieses Baby in ihre Obhut gekommen war, als sie rief: „Halt an! Da an der Ecke ist einer!“
Neill lenkte den Wagen an den Straßenrand, und sie sprang hinaus und lief leichtfüßig in das Geschäft. Er unterdrückte ein Lächeln. In diesem Moment fiel ihm ein, dass Bianca als Teenager ihn stets an ein Fohlen erinnert hatte, das staksig und unbeholfen wirkte, aber künftige Anmut verhieß.
Nicht, dass er ihr oder sonst jemandem je erzählt hatte, was er von ihr hielt. Sie war erst vierzehn und er stolze neunzehn Jahre alt gewesen, als sein Vater Ursula geheiratet hatte. Die meiste Zeit hatte er auf dem College verbracht, während Bianca sich mit Eric verschworen hatte, der nur zwei Jahre älter war als sie und noch zu Hause gewohnt hatte. Sie hatten sich miteinander verbündet, um den restlichen Bellamys das Leben schwer zu machen. Wahre Unruhestifter, alle beide. Wer hätte damals je gedacht, dass Eric der erfolgreiche Verleger einer Chicagoer Klatschzeitung werden und Bianca sich als Schmuckdesignerin einen Namen in Europa machen würde?
Das Baby auf dem Rücksitz war furchtbar still. Er warf ihm einen skeptischen Blick zu, den es voller Neugier erwiderte. Was sagt man zu Babys? fragte er sich. „Schönes
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